Die Deutsche Frage IV – Epochenjahr 1989/90
Geschichte interaktiv 10
Grandios für den Schuleinsatz. – Gehört derzeit ohne Zweifel zum Besten, was es zu diesem Thema für Schulunterricht auf dem Markt gibt!
Die folgenden Rezensionen beziehen sich auf die Erstveröffentlichung der Filme auf der DVD Die Deutsche Frage IV – Epochenjahr 1989/90.
Die DVD-ROM von 2009 ist der letzte Teil einer groß angelegten digitalen Dokumentation der deutschen Geschichte vom 19. Jahrhundert bis zur Realisierung der deutschen Wiedervereinigung in den Jahren 1989/90. Es handelt sich dabei, um dies vorweg zu sagen, insgesamt um eine Reihe, die sowohl aus fachdidaktischer wie unterrichtspraktischer Sicht heutigen Geschichtsunterricht in hohem Maße bereichern kann.
Der vorliegende Teil zur deutschen Wiedervereinigung, deren Dokumentation zur sogenannte Deutschen Frage sich ihrerseits in vier Teile gliedert, passt sich methodisch und didaktisch einerseits gut in das Selbstverständnis aller bisherigen Produktionen ein, geht in Manchem aber durchaus auch neue Wege: Die bewährte Aufteilung (Hauptfilm mit Nebenfilmen, Arbeitsblätter zur Erarbeitung, Festigung und Vertiefung des jeweiligen Filmmoduls, sogenannte Methodenkarten mit allgemeinen methodischen Hinweisen zu den wichtigsten Medien der Epoche wie Fotografien, Karikaturen, Karten, Plakaten, politischen Reden, Statistiken und Zeitungen) ist nun durch aussagekräftige Biografien wichtiger Akteure der Zeit erweitert: zum Beispiel Marianne Birthler, Ulrike Poppe, Barbara Timm oder Joachim Gauck für die regimekritische Seite Ostdeutschlands, Egon Krenz, Erich Mielke oder Günter Schabowski als DDR-Regierungsvertreter, Hans-Dietrich Genscher oder Helmut Kohl für die westdeutsche Seite. Zudem sind die einzelnen Filmausschnitte diesmal deutlich länger als bisher (ca. 13-20 statt 7-13 Minuten), was zu einer Gesamtlaufzeit von ca. 120 Minuten führt (Schwerpunkt hierbei: der Hauptfilm zum Einstieg in das nationale wie internationale Geschehen 1989/90, ca. 26 Minuten Länge). Lang genug, um die gerade für dieses Thema so wichtige Empathie zu fördern, die Kognitives mit Emotionalem bestmöglich harmonisieren will. Gleichzeitig wiederum nicht zu lang, um im Dienste moderner Filmanalyse in thematischen Unterrichtseinheiten sinnvoll und kritisch eingesetzt werden zu können. Maßgeblich dafür verantwortlich zeichnet Klaus Fieberg, der als Fachseminarleiter für Geschichte am Studienseminar Leverkusen, Dozent für Didaktik der Geschichte am Historischen Institut der RWTH Aachen, Mitglied im Redaktionsbeirat der Zeitschrift „Praxis Geschichte“, Mitherausgeber des Lehrwerks „Horizonte“ und Leiter der „AG Geschichte in medialer Vermittlung“ des Verbands der Geschichtslehrer Deutschlands in der Tat eine der schlagkräftigsten aktuellen Stimmen zu digitalen Medien im Geschichtsunterricht ist.
Die sechs thematischen Module jenseits des Hauptfilms („Das Ende des Ost-West-Konflikts“), der viel Bekanntes (etwa die inzwischen berühmten Äußerungen Genschers auf dem Balkon der Prager Botschaft oder Schabowskis Stammelinterview zur Reisefreiheit) mit interessantem neuen Perspektivmaterial vereint, sind im Allgemeinen sinnvoll gegliedert und strukturiert. Sie heißen: „Der Weg aus der Diktatur“ (Modul 1), „Wirtschaft“ (Modul 2), „Außenpolitik“ (Modul 3), „Die Staatssicherheit und ihre Akten“ (Modul 4), „Rechtsextremismus und Antisemitismus“ (Modul 5) und „Interviews mit Zeitzeugen und Experten“ (Modul 6). Besonders erwähnenswert sind hieraus zwei Module, die die ganze inhaltliche Bandbreite des Phänomens „Implosion und Untergang der DDR“ anschaulich vor Augen führen: Modul 4 zum Thema „Die Staatssicherheit und ihre Akten“ zeigt schön den Spannungsbogen zwischen den minutiös gesteuerten, kriminellen Aktionen der Stasi, den sensiblen bis aufgewühlten Reaktionen Betroffener nach Stürmung der Zentralen sowie generell die immens schwierige Aufarbeitung des gesamten Themenkomplexes, die bis heute zu Verletzungen und Verwerfungen führt – insofern ein getreues Spielbild aktueller innerdeutscher Diskurse in privatem wie öffentlichem Rahmen. Modul 5 beleuchtet in ebenso nüchternen wie beeindruckenden Sequenzen, wie stark verbreitet bzw. früh angelegt im sozialistisch-antifaschistischen Ostdeutschland rechtsextremistische Tendenzen waren, die man auf offizieller Propagandaebene gerne ausschließlich dem Klassenfeind zuschrieb. Beide Module liefern letztlich bezeichnende Einsichten in Inhalte wie Narrationen von Geschichte, die in ihrer komplexen Vernetzung viel mehr als in der Vergangenheit Thema von Geschichtsunterricht bzw. Politischer Bildung sein müssen. Hier wie auch in den übrigen Modulen führt ein jeweils abschließender „didaktisch-methodischer Kommentar“ besagte Fragestellungen sinnvoll zusammen, wobei vor allem die präzisen Einlassungen eines der besten Kenners deutscher Vergangenheitspolitik, Edgar Wolfrum, insbesondere die Sach- wie Werturteilsebene sprachlich angemessen (also nicht zu abgehoben) abdecken. Hier wird mancher Anhänger einer gewissen Ostalgie, die sich im öffentlichen Diskurs zäh hält, zweifelsohne nachdenklich werden.
Der ROM-Teil der DVD bietet für den Unterrichtsgebrauch insgesamt über 50 Arbeitsblätter, die im pdf-Format zumindest teilweise integrativ ausfüllbar sind, wobei man hier aktuellste technische Möglichkeiten durchaus noch besser und breiter hätte ausnutzen können. Angenehm ist aber, dass sehr viele hier enthaltene Dokumente, vor allem Karten und Diagramme, zudem in einem zentralen Ordner gesammelt und im jpg-Bildformat jederzeit flexibel nutzbar sind. Einen schnellen Zugriff auf die wichtigsten Epochendaten sowie auf aktuelle Veröffentlichungen zum Thema bieten zudem die separaten Sparten „Zeitleiste“ und „Literatur und Links“, die beide in wohltuender Weise nicht überfrachtet sind.
Die entscheidende unterrichtsdidaktische Frage, nämlich die der flexiblen Einsetzbarkeit der hier besprochenen DVD-ROM in der Praxis, ist generell sehr positiv zu beantworten: Aufgrund überlegter technischer Angebote, etwa der präzisen Ansteuerbarkeit einzelner Teilsequenzen innerhalb der Module, ist es jederzeit möglich inhaltliche Schwerpunkte zu setzen oder spontan und schnell auf das Eine oder Andere zurückzukommen, ohne dass endlose Längen das auswertende Unterrichtsgespräch unnötig unterbrechen bzw. lähmen müssen. Im Zuge aktueller Diskussionen um Kompetenzorientierung stellt das Ganze darüber hinaus ein schönes, durchaus innovatives Angebot dar, das – gerade aufgrund der zahlreichen inhaltlichen wie methodischen Querblicke – einem bewusst produktorientierten Geschichtsunterricht nur förderlich sein kann. Die aufwändig produzierte DVD-ROM geht damit einen gelungenen Mittelweg zwischen der in ähnlichen Formaten bisweilen zu beobachtenden Simplifizierung von Sachverhalten sowie Produktionen, die durch zu große Dichte an Dokumenten, Kommentaren und Verlinkungen eine selbsttätige Befassung durch Schülerinnen und Schüler geradewegs zum Abenteuer ohne Ausgang werden lassen. Man wird demnach an dieser DVD nicht leicht vorbeikommen.
Bert Freyberger, Dialektik der Geschichte, Universität Bamberg
https://www.hsozkult.de/digitalreview/id/redig-13964 (21.06.2024)
Die deutsche Frage IV – Epochenjahr 1989/90
Bei diesem Produkt handelt es sich um eine DVD zum Niedergang der SED-Diktatur und den Ereignissen des Jahres 1989/90 mit insgesamt 119 Minuten Laufzeit, die einen zusätzlichen DVD-ROM-Teil mit Materialien und didaktisch-methodischen Anregungen enthält.
Aufbau & Inhalt
Neben dem 25-minütigen Hauptfilm, der chronologisch die wichtigen Ereignisse des Epochenjahres 1989/90 darstellt und diese auch im internationalen Kontext verortet, werden in sechs, 10-20-minütigen Modulen folgende Themenblöcke (mit Unterkapiteln) behandelt:
- Der Weg aus der Diktatur
- Wirtschaft
- Außenpolitik
- Die Staatssicherheit und ihre Akten
- Rechtsextremismus und Antisemitismus
- Interviews mit Zeitzeugen und Experten
Im Hauptfilm, dessen Unterkapitel einzeln anwählbar sind, werden ausgehend von der Reformunfähigkeit des SED-Regimes die Situation in der DDR im letzten Jahr ihres Bestehens verdeutlicht und die Entwicklung der Protestbewegung dargestellt anhand von Originalaufnahmen, Zeitzeugenaussagen und Experteninterviews. Die Themen des Hauptfilms (Frühjahr 1989: Beharren statt Reformieren, Hoffnungssignale aus Moskau, Sommer 1989: Reisefreiheit statt Massenflucht, Oktober 1989: Die Entscheidung, November 1989: Mauerfall, 1990: Der Weg zur Einheit) sind didaktisch aufbereitet, präzise auf das Wesentliche reduziert und können auch gut einzeln eingesetzt werden, um nur bestimmte Aspekte den Schülerinnen und Schülern nahezubringen. Neben bekannten Originalfilmausschnitten, z. B. Genschers Ansprache in der Prager Botschaft, Pressekonferenz vom 9. November 1989, findet sich auch viel „neues“ Original-Filmmaterial, das die Geschehnisse lebendig veranschaulicht.
Die Einzel-Module dienen der detaillierten sowie vertieften Information über interessante Aspekte; in sich abgeschlossen sind sie einzeln einsetz- und kombinierbar. Die Module sind jeweils nochmals in Unterkapitel eingeteilt, die man über die Kapitelauswahl der DVD direkt ansteuern kann. So ist es in der Unterrichtspraxis möglich, ganz gezielt Einzelaspekte herauszugreifen und bei Bedarf frei mit anderen zu kombinieren.
Einzelaspekte
Die Filmbeiträge der Module informieren präzise und umfassend über die jeweiligen Themen, sie zeigen historische Fotografien, Plakaten, Zeitschriftentiteln, Karikaturen, Originalfilme und animierte Schemata, welche die Sachverhalte gelungen veranschaulichen. Verbunden und ergänzt werden die informativen Darstellungen durch historische Fachbewertungen (Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk und Prof. Dr. Edgar Wolfrum) und Zeitzeugenaussagen (Ulrike Poppe, Marianne Birthler, Christian Führer).
Etwas näher betrachtet seien an dieser Stelle exemplarisch die Module „Die Staatssicherheit und ihre Akten“ sowie „Rechtsextremismus und Antisemitismus“. In dem Modul 4 zum Thema Staatssicherheit wird dargestellt, wie das Ministerium für Staatssicherheit gestürmt wurde und wie die Menschen mit den Dimensionen der staatlichen Überwachung konfrontiert wurden. Neben einem historischen Abriss der Funktion der Stasi zeigt die Dokumentation auf, wie mit den Stasi-Akten nach dem Ende der DDR umgegangen wurde, wie Betroffene Akteneinsicht bekamen und welche persönlichen Folgen sich daraus im Einzelfall ergeben konnten. Ein eigenes Kapitel widmet sich der historischen Dokumentation und dem Erinnern an Funktion und Taten der Staatssicherheit in Form von Gedenkstätten und Ausstellungen, wobei hier insbesondere die Notwendigkeit solcher Erinnerungsorte als außerschulische Lernorte fassbar wird. Anhand dieses Moduls erfahren nämlich Schülerinnen und Schüler nicht nur sehr viel Wichtiges über die Stasi, sondern ihnen werden auch Probleme im gegenwärtigen Umgang mit diesem Teil der jüngsten deutschen Geschichte sowie die Wichtigkeit des Erinnerns auch der unschönen Seiten des realexistierenden Sozialismus‘ verdeutlicht – in Zeiten anhaltender Ostalgie und zunehmender verklärender DDR-Romantisierung ein sehr wichtiger Aspekt historischer und gesellschaftlicher Bildung.
Den Problemen Rechtsextremismus im wiedervereinigten Deutschland – auch dies ein nach wie vor aktuelles Thema – sowie Antisemitismus in der DDR wird in einem eignen Modul nachgegangen. Hierbei werden die Ursprünge der rechten Szene, die sich noch in der DDR entwickelte, die Ausländerfeindlichkeit im SED-Staat sowie die Zuspitzung dieser Problemfelder nach dem Mauerfall offengelegt. Die Analyse, die sich auf Zeitzeugenaussagen, zeitgenössisches Film- und Bildmaterial sowie Gespräche mit Fachleuten stützt, kommt zu einem differenzierten Ergebnis, das die Motive verdeutlicht, ohne jedoch dadurch ungewollte Billigung zu erzeugen. Zudem wird für den Betrachter hier auch erfahrbar, dass die Realisierung der multikulturellen und damit unabdingbar toleranten Gesellschaft immer noch zur aktuellen Aufgabe aller Deutschen gehört. Von besonderem Aufschluss ist das Unterkapitel zum Thema „Antisemitismus in der DDR“, da die Schüler hier erfahren, dass es in der sich antifaschistisch, weltoffen, international gebenden Deutschen Demokratischen Republik nicht nur einen Krypto-Antisemitismus in der Bevölkerung gab, sondern dass auch vonseiten des SED-Staates selbst z. B. in den 50er Jahren antisemitische Propagandaaktionen initiiert wurden (z. B. Entlassung jüdischer Parteimitglieder; Verkauf jüdischer Grabsteine als Baumaterial). Die massive Unterstützung der Palästinenser, das bewusste Verschweigen des NS-Judenmords, d.h. die staatlich verordnete Verzerrung des Geschichtsbildes, und deren Folgen werden thematisiert, wobei auch hier der Brückenschlag bis in die Gegenwart hinein gelingt.
Die nähere Betrachtung allein dieser beiden Module verdeutlicht, dass die DVD „Epochenjahr 1989/90“ inhaltlich deutlich mehr bietet als eine Zusammenfassung der chronologischen Ereignisse des Zusammenbruchs des sozialistischen Ostdeutschlands. Insbesondere die Darstellung der Auswirkungen der historischen Ereignisse bis in die unmittelbare Gegenwart hinein können den Schülerinnen und Schülern die Aktualität und letztlich auch gesellschaftliche Bedeutsamkeit einer aktiven Auseinandersetzung mit der Vergangenheit vor Augen führen.
Zusatzmaterial
Neben den Filmbeträgen gibt es einen gesonderten DVD-ROM-Teil mit einheitlich strukturierten didaktischen Begleitmaterialien: „Die Aufgabenblätter dienen erstens der Erarbeitung und Festigung des jeweiligen Filmmoduls und bieten zweitens die Vertiefung von weiterführenden Aspekten an, die im jeweiligen Modul zum Tragen kommen.“ Das umfassende Material in Form von PDF-Dokumenten und JPG-Dateien ist didaktisch wohl überlegt erarbeitet – der Name Klaus Fieberg bürgt hier für entsprechende Qualität - und lässt sich zusätzlich zu den Filmsequenzen sehr gut im Unterricht einsetzen, um bestimmte Gesichtspunkte weitergehend zu untersuchen. Gut gelungen – und nicht nur für den Inhalt der DVD zu gebrauchen - sind die enthaltenen Methodenkarten, mit deren Hilfe die Schülerinnen und Schüler lernen können, Fotografien, Karikaturen, Karten, Plakate, Reden, Statistiken und Zeitungen methodisch korrekt zu erschließen. Eine Zeitleiste zum historischen Geschehen, Biografien zu den wichtigen Persönlichkeiten sowie eine Literatur und eine Linkliste runden das umfangreiche Zusatzmaterial ab.
Fazit
Insgesamt stellt diese DVD/DVD-ROM ein didaktisch und methodisch durchwegs empfehlenswertes Produkt für den Unterricht dar, das inhaltlich umfangreich ist und trotzdem zugleich der Lehrkraft die Freiheit lässt, ihre thematischen Schwerpunkte zu setzen. „Die Deutsche Frage IV – Epochenjahr 1989/90“ gehört derzeit ohne Zweifel zum besten, was es zu diesem Thema für Schulunterricht auf dem Markt gibt!
Der Autor Stefan Schuch ist bayerischer Landesbeauftragter für den Computereinsatz im Fach Geschichte. Er unterrichtet Deutsch und Geschichte am Chiemgau-Gymnasium, Traunstein.
http://www.lehrer-online.de/epochenjahr1989-90.php?sid=53517440927176743125327062706440 (18.09.2009)
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Die friedliche Revolution auf einer DVD
Die Deutsche Frage ist eine Frage nach Unabhängigkeit und Souveränität einer einigen deutschen Nation, die sich vom 19. Jahrhundert bis in die jüngere Geschichte der Deutschen zieht. Die Anne Roerkohl dokumentARfilm GmbH hat eine vierteilige Dokumentation zur Deutschen Frage veröffentlicht, deren letzter Teil nun erschienen ist. Die Dokumentation mündet im vorliegenden vierten Teil in das Epochenjahr 1989/90. Sie gibt selbst die Antwort auf die „Deutsche Frage“. Das Ende des teilenden Ost-West-Konfliktes und die friedliche Revolution der ostdeutschen Bevölkerung ermöglichten die Beseitigung der SED-Diktatur und letzten Endes die Wiedervereinigung beider Deutscher Staaten.
Wie bewährt, haben die Filmemacher um Anne Roerkohl eine DVD mit separatem ROM-Teil veröffentlicht. Die DVD enthält einen Hauptfilm (ca. 26 Minuten) und sechs in sich abgeschlossene und einzeln einsetzbare Module (separate Dokumentarfilme) mit einer Länge von 13 bis 20 Minuten. Neben Zeitzeugenaussagen und Kommentaren namhafter Historiker enthalten die Filmbeiträge auch zeitgenössisches Filmmaterial, Plakate und Fotos. Zum besseren Verständnis wurden animierte Karten, Grafiken und Diagramme eingebettet. Weiteres Material und didaktisch-methodisches Begleitmaterial für den gezielten Einsatz in der Schule oder für Autodidakten enthält der ROM-Teil der DVD, der mithilfe eines handelsüblichen PC aufgerufen werden kann.
Im Hauptfilm werden die Ereignisse in der Deutschen Geschichte des Jahres 1989/90 in chronologischer Reihenfolge erzählt und in den globalen Zusammenhang des Ost-West-Konfliktes gesetzt.
Die Module sind deutlich länger als in den vorherigen Ausgaben. Was vorher 7 – 13 Minuten pro Modul waren, sind bei der vorliegenden DVD nun 13 - 20 Minuten. Negative Auswirkungen der Verlängerung, etwa für den Unterrichtseinsatz, lassen sich daraus nicht erkennen. Es bleibt auch wenn man als Lehrer nur ein einzelnes Segment im Unterricht behandeln möchte genug Zeit, das Modul im Nachhinein zu besprechen.
Insbesondere die zwei letzten Module schauen über den Tellerrand des Epochenjahres 1989/90 hinaus: Das Modul 5 beispielsweise bringt zum Ausdruck, wie weit Rechtsextremismus in der DDR verbreitet war und wie leicht überschwängliche Vaterlandsliebe die Ausländerfeindlichkeit im wiedervereinigten Deutschland befördert hat. Modul 6 wiederum setzt sich in Interviews mit der Verarbeitung der DDR-Geschichte heute und der Diskussion um eine Novellierung des Grundgesetzes nach Vollendung der Einheit auseinander.
Durch die Verlängerung der Module hat sich das Preis-/Leistungsverhältnis noch einmal deutlich gebessert. Dabei darf nicht vergessen werden, dass wieder ein sehr beeindruckender Aufwand betrieben wurde, die DVD und das dazugehörige didaktische Begleitmaterial in dem ROM-Teil zu erstellen. Zeitzeugen aus der Bürgerrechtsbewegung, wie z. B. die heutige Bundesbeauftragte für die Unterlagen der Staatssicherheit der DDR (BStU), Marianne Birthler, sprechen für sich.
Zusätzlich bewerten und erklären Historiker wie Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk und Prof. Dr. Edgar Wolfrum historische Hintergründe. Das wieder sehr ausführlich ausgestaltete methodisch-didaktische Begleitmaterial wurde von dem renommierten Geschichtsdidaktiker Klaus Fieberg erstellt. Mehr Fachkompetenz bei der Zusammenstellung einer DVD kann man nicht erwarten.
Die DVD erzählt auf wunderbare Weise, wie die erstarrte SED-Diktatur zusammenbrach und der Weg in die Wiedervereinigung Deutschlands geebnet wurde. Die innen- und außenpolitischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen, die sich aus der Wiedervereinigung ergeben haben, sind hervorragend herausgearbeitet worden.
Der letzte ist gleichermaßen auch der beste Teil der vierteiligen Dokumentation „Die Deutsche Frage“. Grandios für den Schuleinsatz, wie auch für den gewöhnlichen Geschichtsliebhaber. Die DVD ist detailgetreu, aber nicht überdehnt, leicht verständlich, aber gewiss nicht übererklärt. Die Emotionen jener Zeit wurden sehr schön eingefangen. Auf der anderen Seite wird deutlich, wie blind die SED-Führung in den letzten Jahren und Monaten der DDR war und wie absurd doch die moderne „Ostalgie“-Welle ist. Jede Diktatur, so auch diese, ist es nicht wert, in irgendeiner Weise glorifiziert zu werden. Es ist eine lehrreiche Freude, die DVD zu sehen. Das Begleitmaterial ist schon allein durch seinen Umfang ein Grund für die Anschaffung dieser DVD, die unter www.dokumentarfilm.com zum Preis von 39,90 € erhältlich ist.
Martin Knust
PSM-Data / HistoriaPRO
http://www.zum.de/psm/empf/psm_ardok_dtf4.php (20.08.2009)