Französische Revolution und napoleonische Ära 1789-1815

Geschichte interaktiv 14

Die richtige Mixtur aus Anschaulichkeit und professioneller Information. – Für jede Geschichtslehrkraft ein Muss. – Grafische Darstellungen, wie animierte Karten, machen die Sachverhalte für SuS der Sekundarstufe I und II begreiflich.


Die folgenden Rezensionen beziehen sich auf die Erstveröffentlichung der Filme auf der DVD Französische Revolution und napoleonische Ära 1789-1815.

Von L. Zimmermann


In der Reihe „Geschichte interaktiv“, die dokumentARfilm seit einigen Jahren auf den Markt bringt, ist nun mit Ausgabe 14 eine DVD veröffentlicht worden, die sich thematisch mit der Französischen Revolution und der napoleonischen Ära befasst. Die DVD behandelt Voraussetzungen, Verlauf und Erbe der Französischen Revolution sowie die einschneidenden Veränderungen durch die napoleonische Herrschaft. Der Hauptfilm (ca. 29 Min.) schildert anhand der gegensätzlichen Persönlichkeiten Napoleon und Metternich die Geschichte Europas von 1789 bis 1815: Die Auseinandersetzung zwischen dem neuen revolutionären und dem alten monarchischen System. Die Module (je 7-15 Min.) sind in sich abgeschlossen und vertiefen einzelne Themen wie Aufklärung, Napoleon oder Befreiungskriege.


Kritik:


Wohl kaum eine Epoche der europäischen Geschichte hat die Bevölkerung derart in den vergangenen 200 Jahren geprägt, wie die der Französischen Revolution. In ihr wurzeln die Menschen- und Bürgerrechte, so wie sie noch heute Grundlage der demokratischen Staaten sind. Aus ihr hervorgegangen sind zum ersten Mal das Bewusstsein einer Nation und eine Verfassung, in der die Gewalten nicht mehr beim Monarchen, sondern bei den Organen der Legislative, Exekutive und Judikative lagen. Auch diese Verfassung hat Auswirkungen bis in unsere Bundesrepublik.


Doch wie kam es überhaupt dazu, dass Menschen sich gegen die „alten Ordnungen“ erhoben? Wogegen und wofür kämpften sie? Was waren ihre Hoffnungen und Ziele? Diesen und vielen weiteren Fragen geht das erste der insgesamt sechs Module nach. Zu Wort kommen Historiker und Wissenschaftler, die die geschichtlichen Zusammenhänge adressatengerecht erläutern. Doch wer nun befürchtet, hier mit trockenen Historikervorträgen konfrontiert zu werden, der irrt. Vielmehr werden immer wieder Spielszenen eingeflochten, die an Originalschauplätzen die historischen Geschehnisse den Zuschauern verdeutlichen. Dank professionell agierender Schauspielerinnen und Schauspieler, wird hier qualitativ Hochwertiges geboten. Das gilt jedoch nicht nur für die Module und den Hauptfilm, sondern auch für das Zusatzmaterial. Doch hierzu später mehr.


Modul zwei setzt sich mit Napoleons Herrschaft auseinander. Wie schaffte er es, nachdem der ehemalige König Ludwig XVI. unter dem Fallbeil sein Ende fand, als neuer Herrscher aufzusteigen? Welche Rolle spielte hierbei seine Selbstinszenierung? Welche Errungenschaften haben die Menschen Napoleon Bonaparte zu verdanken? Welche Auswirkungen hatte die territorialen Neuordnung Deutschlands?


Das dritte Modul beinhaltet als Schwerpunkte die Niederlage Napoleons im Jahr 1806 sowie die so genannten Preußischen Reformen. Was hat es mit den Reformen auf sich? Was brachten die Reformen Deutschland und welche Hindernisse galt es aus dem Weg zu räumen?


Modul vier zeigt mit den Themenschwerpunkten früher Nationalismus und Befreiungskriege, wie die Deutschen über die Befreiungskriege gegen Napoleon es schafften, sich erstmals als Nation zu sehen und zu begreifen, wie wichtig eine nach außen hin gestärkte Nation gegen Feinde (vor allem natürlich gegenüber dem Erzfeind Frankreich) ist.


In Modul fünf wird der Fokus auf die simultan zur Französischen Revolution einsetzenden Frühindustrialisierung gerichtet. Dieses Thema zu betrachten ist insofern wichtig, als dass die Industrialisierung ein wichtiger Faktor für gesellschaftliche, wirtschaftliche und soziale Veränderungen war. Durch den Beginn der Frühindustrialisierung kommt es zu technischen Neuerungen, die die menschliche Arbeitskraft ersetzen kann. Die Folgen sind weit bis in die Neuzeit spürbar: Massenarmut, Arbeitslosigkeit, niedrige Löhne, schlechte Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit, sind hier als Beispiele zu nennen.


Das letzte Modul schließlich befasst sich mit der Epoche der Aufklärung. Welche Staatstheorien und Gedanken hatten die Aufklärer? Welchen Beitrag leisteten sie zur Französischen Revolution und den Ergebnissen derselben? Welche Rolle spielt hier Preußens Friedrich II. und seine Vorstellung eines „aufgeklärten Absolutismus“?


Besonders hervorzuheben – sowohl beim Hauptfilm, als auch bei den sechs Modulen – ist die Tatsache, dass die Produzenten komplett auf reißerische Elemente verzichten, wie sie gerne bei der Darstellung historischer Themen im Fernsehen verwendet werden. Stattdessen sind die Produzenten stets auf Sachlichkeit und möglichst komprimierte Informationsdarstellungen bedacht. Dieses gelingt ihnen vorbildlich. Keine bislang erschienene Reihe vermag eine sowohl für Lehrkräfte, als auch für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I und der Oberstufe ähnlich ansprechendes Material zu bieten.


Doch bei den Filmen hört die DVD keinesfalls auf. Denn in einem zweiten Teil findet sich jede Menge erstklassig aufbereitetes Unterrichtsmaterial, welches zu Erarbeitung, Festigung und Vertiefung der einzelnen Module herangezogen werden kann. Auffällig auch hier wiederum die adressatenbezogenen Aufgabenstellungen, die Operationalisierung (gerade im Hinblick auf die Oberstufe unabdinngbar) sowie die Vielseitigkeit der unterschiedlichen Aufgabentypen.


Fazit:


Wer als Lehrkraft auf der Suche nach einer wirklich guten DVD zur Französischen Revolution und zur napoleonischen Ära ist, der kommt kaum an dieser DVD vorbei. Auf dem neusten wissenschaftlichen Stand, mit erstklassigem Material, gut verständlichen Modulen und dem Lehrplan angemessenen Themenschwerpunkten, bietet die DVD alles, was sinnvoll und wichtig ist. Eine klare Kaufempfehlung.


Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.


www.inn-joy.de (25.05.2011)

Prüfsiegel PSM Data empfiehlt für DVD "Französische Revolution und napoleonische Ära 1789-1815" erhalten


Allons enfants de la Patrie!


Der Kontinent steht inmitten eines Sturmes. Der Sturm ist der größte Umbruch Europas in der Moderne: Die Französische Revolution, die mit der Erstürmung der Bastille im Juli 1789 Ihren Ausgang nahm. Der Gedanke von Freiheit, Demokratie und Aufklärung unterwandert das alte Ständesystem und das Gottesgnadentum alteingesessener Monarchien. Zum ersten Mal fordert das Volk Menschen- und Freiheitsrechte ein und wehrt sich gegen soziale Ungleichheit. Neben neu entstandenen Rechten und dem damit einhergehenden großen Schritt in die europäische Moderne keimt auch politische Instabilität auf, bis zur „Grande Terreur“. Die Revolution frisst schließlich ihre eigenen Kinder. Erst nach zehn Jahren vollendet ein Emporkömmling aus dem Militär die Revolution und beendet den Terror: Napoleon wird Konsul und trägt die Revolution mit der Grande Armee nach Europa. Obwohl er nach der Selbstkrönung zum Kaiser selbst Monarch ist, verbreitet er Rechte und Ideale der Revolution in den besetzten Gebieten. Er schafft mit dem Code Civil das Vorbild des modernen Privatrechts und beschwört in den eroberten Gebieten nationalistische und reformerische Bewegungen herbei. Napoleons Machtstreben allerdings führt zu seinem Untergang. Danach zeigt sich: „Moderne ist keine Einbahnstraße“. Europa wird nach Napoleon durch die verbliebenen europäischen Monarchen neu geordnet. Trotz der gewaltigen Wirkung der Revolution wird Europa auf den Zustand vor Napoleon restauriert. Doch die Revolution war keineswegs vergessen. Ihre politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Folgen waren zu gravierend, um durch Kongresse und Beschlüsse von Fürsten und Monarchen rückgängig gemacht zu werden.


Wieso ist diese Revolution noch heute für uns so sehr von Bedeutung? Welche Veränderungen hat sie herbeigeführt? Und was waren die Voraussetzungen für das Entstehen der Französischen Revolution? Davon erzählt der 14. Band der Reihe „Geschichte interaktiv“ der Anne Roerkohl dokumentARfilm GmbH aus Münster, die nicht nur mit dieser Reihe, sondern auch durch zahlreiche Fernsehproduktionen bekannt ist.


Die vorliegende DVD mit DVD-ROM-Teil enthält einen etwa 30-minütigen Hauptfilm und insgesamt sieben Module (7-15 Minuten Länge), die in sich abgeschlossen einzelne Themengebiete vertiefend aufgreifen.


Ein relativ kleiner Zeitraum zwischen 1789 und 1815 wird dargestellt, der aber zwei große, geschichtlich relevante Themen umspannt. Die Umstände und Verläufe der Revolution sind sehr umfassend. Umso umfassender, desto schwerer ist es, die diversen Ereignisse und Verläufe verständlich zu vermitteln. Die Filmemacher um Anne Roerkohl meistern dies, indem sie im Hauptfilm die Geschichte Europas von der Revolution in Frankreich bis zum Wiener Kongress 1814/15 schildern. Dabei bleiben Sie aber nicht in Frankreich, sondern setzen ausgehend von dem Beispiel der amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung die Französische Revolution in den globalen geschichtlichen Kontext. Hintergründe, wie das Ständesystem und Gottesgnadentum werden gleichsam erläutert. Menschen- und Freiheitsrechte, auch die ersten Frauen, die für ihre Rechte aufstehen und Expansionen des revolutionären Frankreichs finden Erwähnung. Die klassischen W-Fragen werden hier beantwortet, ohne dass man mit Daten und Zahlen überschüttet wird. Grafische Darstellungen, wie animierte Landkarten, machen die Sachverhalte für Schüler der Sekundarstufe I und II begreiflich. Zeitgenössische Grafiken und rezitierte Originalquellen tun ihr Übriges. Schmückendes Beiwerk wäre es nur noch gewesen, wäre ohne Ablesen vom Blatt rezitiert worden. Ansonsten eine sehr schöne Idee, primäre Quellen als Mittel zur Vermittlung historischen Grundwissens zu verwenden. Diese Idee ist auch Grundlage des siebten Moduls, in der wichtige historische Texte und Dokumente, wie auch Quellen aus der Literatur rezitiert werden.


Insgesamt sind die Module das Geniale an der Reihe „Geschichte interaktiv“, da sie dem Lehrer ermöglichen, einzelne Themenbereiche gezielt in den Unterricht zu integrieren. Die Länge von maximal 15 Minuten erlaubt es, das Gesehene noch in einer Unterrichtsstunde zu erläutern. Die Auswahl der Modulthemen ist grandios. Die ersten beiden Module befassen sich mit der Französischen Revolution und der napoleonischen Ära. Besonders schön: Im ersten Modul wird auch Deutschland nicht vergessen, wo in Mainz die erste bürgerlich-demokratische Republik auf deutschem Boden entstanden ist. Dies und das dritte Modul, das sich dem Thema „Preußen zwischen Krieg und Reformen“ widmet, gibt der Materie auch einen lokalen Zusammenhang. Die „Preußischen Reformen“ in ihrer Beziehung zu der Niederlage gegen die Grande Armee, insbesondere durch von Hardenberg und vom und zum Stein werden in Kürze, aber vollständig und präzise dargestellt. Das vierte Modul zeigt, wie durch die französischen Besatzer ein zuweilen überheblicher Nationalismus und Fremdenhass, insbesondere im zersplitterten Deutschland, aber auch in anderen Völkern Europas, aufkeimt. Das Blatt hat sich gewendet. Napoleons Truppen, vom Russlandfeldzug stark dezimiert, finden sich in den „Befreiungskriegen“ in einem Krieg gegen eine Allianz aus den besetzten Staaten und anderen europäischen Mächten wieder.


Untrennbar verbunden mit dem Schritt in die Moderne sind die Industrialisierung als wirtschaftlicher Hintergrund der Moderne und die Aufklärung als dessen philosophisches Korsett. Dies fehlt keineswegs auf der DVD, sondern ist Gegenstand des fünften und sechsten Moduls. Auch hier gibt es wieder lokale Verknüpfungen. Das fünfte Modul widmet sich der ersten Fabrik auf dem Kontinent, die 1784 im heute nordrhein-westfälischen Ratingen entstanden ist und das Modul zur Aufklärung geht in einem Kapitel auf den Aufgeklärten Absolutismus in Preußen unter Friedrich dem Großen ein.


In einem separaten DVD-ROM-Teil werden wie bewährt sorgfältig erarbeitete Materialien und didaktisch-methodische Anregungen angeboten.


Kurz und knapp, aber doch ausführlich, allumfassend und verständlich müssen sich nicht widersprechen. Das kleine Dokumentarfilm-Unternehmen hat wieder eine DVD auf den Markt gebracht, die es Lehrern möglich macht, den Geschichtsunterricht flexibel zu gestalten und jeden denkbaren Aspekt der Französischen Revolution und des napoleonischen Zeitalters zu durchleuchten. Die zahlreichen Experten, animierte Schaubilder und Karten, sowie zeitgenössische Grafiken machen die komplizierten Zusammenhänge verständlich. Die Rezitationen von historischen Quellen sind ein besonderes Highlight, da sie einen schönen Einstieg in Diskussionen oder Analysen im Unterricht sein können. Man merkt, wie aufwändig diese DVD produziert worden ist. Für den Preis von 39,90 € ist die DVD geradezu günstig und für jeden Geschichtslehrer ein Muss.


Martin Knust

PSM-Data/HistoriaPRO


http://www.zum.de/psm/empf/psm_frzrevnap.php (20.12.2010)

Rezension der Folge 14 der Reihe „Geschichte interaktiv“ – Französische Revolution und Napoleonische Ära 1789-1815

von Stefan Schuch


Die nun bereits 14. DVD der von der Anne Roerkohl Dokumentarfilm GmbH herausgegebenen Reihe „Geschichte interaktiv“ befasst sich mit den beiden für die Historie der Moderne und der Geschichte Deutschlands sehr wichtigen Großthemenbereiche Französische Revolution und der sich anschließenden Epoche Napoleons.


Der bewährte modulare Aufbau der Dokumentationsreihe wurde auch bei dieser Produktion beibehalten und so findet man neben dem Hauptfilm, der sich der Gesamtepochenschau widmet, sieben weitere Module, die bedeutsame Einzelaspekte vertiefend behandeln.


Der Hauptfilm


In fast dreißig Minuten behandelt der Hauptfilm Europa von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongress und dokumentiert anschaulich die wichtigen Entwicklungsabschnitte und historischen Zusammenhänge. Letztere werden hierbei immer wieder von Fachleuten kompetent und gleichermaßen verständlich erläutert.


Der Film ist in fünf Kapitel gegliedert, die auch einzeln und unabhängig voneinander betrachtet werden können, was der Lehrkraft ein Maximum an Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet.


Ausgehend vom Einfluss des amerikanischen Vorbilds werden der Weg in die Französische Revolution und ihr Verlauf anhand zahlreicher zeitgenössischer Abbildungen, Aussagen von Fachhistorikern - Christina Schröer und Hans-Ulrich Thamer von der Universität Münster - sowie Rezitationen aus Originaltexten nachgezeichnet, daneben die jeweiligen Besonderheiten und der Bezug zu Deutschland deutlich gemacht. Im Anschluss daran wird der Aufstieg Napoleons thematisiert. In den folgenden Kapiteln des Hauptfilms geht es um die napoleonische Expansion in Europa und deren wichtigste Stationen, die Wende in Napoleons Kriegsglück sowie letztlich das Ende des französischen Kaisers.


Die Module


Das erste Modul behandelt in gut 15 Minuten vertiefend die Französische Revolution, wobei neben den Ursachen und den wichtigsten Stationen des revolutionären Verlaufs, von der Einberufung der Generalstände bis zur Hinrichtung Robespierres, hier auch anhand der Mainzer Republik ein genauerer Blick auf die Wirkung der Revolution in Deutschland geworfen wird.


Der zweite Unterrichtsbaustein beschäftigt sich mit dem Aufstieg, Höhepunkt und Fall Napoleons. Den Schülerinnen und Schülern wird verdeutlicht, wie es im Gefolge der Revolution überhaupt dazu kommen konnte, dass ein Einzelherrscher Akzeptanz gewann, letztlich die demokratischen Errungenschaften in Frankreich aufgegeben wurden und an Stelle der ehemaligen Königsherrschaft gar ein Kaisertum treten konnte und wie dieses sowohl durch politisches Handeln als auch durch Machtinszenierungen legitimiert wurde. Es werden Napoleons Rollen als Rechtsreformer und als erfolgreicher Kriegsherr, der den militärischen Erfolg als Machtlegitimation instrumentalisiert, thematisiert, das Hauptaugenmerk des Moduls liegt aber - und das ist im Hinblick auf Lehrplan und Unterricht gut so - bei den zahlreichen Folgen, welche Napoleons Politik für die Umstrukturierung und Neuordnung Deutschlands zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte. Der katalysatorische Einfluss des französischen Kaisers hinsichtlich von Rechts-, Wirtschafts- und Gesundheitsreformen und des  Konstitutionalismus‘ werden in diesem Zusammenhang verdeutlicht.


Das Modul „Preußen zwischen Krieg und Reformen“ beleuchtet den Zusammenhang zwischen der preußischen Niederlage gegen die Grande Armee und den Staatsreformen, die in deren Folge auf den Weg gebracht wurden. Dabei wird zunächst auf die innenpolitische und die gesellschaftliche Ausgangssituation in Preußen unter Friedrich III. und Königin Luise eingegangen. Mit Hilfe animierter Karten, historischen Bildmaterials und durch ergänzende und die wesentlichen Zusammenhänge verdeutlichende Erläuterungen der Historikerin Monika Wienfort von der TU Berlin werden die Umstände, welche die Reform von oben in Preußen ins Rollen brachten, sowie deren Inhalte und vor allem auch Auswirkungen für die Schülerinnen und Schüler verständlich und zugleich fachlich fundiert vermittelt, dabei wird unterstrichen, welche grundlegenden Veränderungen für unsere gegenwärtigen Strukturen bereits zu Beginn des 19. Jh. getroffen wurden.


Der Wechsel von Napoleons Kriegsglück und insbesondere die Formierung eines innerdeutschen Widerstands, initiiert und geführt von Preußen, und ein sich in Deutschland erstmals entwickelnder Nationalismus sowie dessen vielseitigen, unter anderem auch chauvinistischen Ausprägungen, bilden den Inhalt des vierten Moduls.


Im fünften Einzelmodul werden anhand des Beispiels der ersten deutschen Fabrik, welche schon 1784 in Ratingen entstanden war, die sozialgeschichtliche Situation, die soziale Problematik und hierbei vor allem auch die Ambivalenz der Frühindustrialisierung sehr anschaulich beleuchtet.


Die Aufklärung als geistesgeschichtliche Basis der Moderne, ihre fundamentalen Inhalte und ihre praktische Verbreitung sowie deren realen Ergebnisse, vom aufgeklärten Absolutismus über die Reformen in Justiz und Bildungswesen bis hin zur ersten studierten Frau, bilden die Themen des sechsten Moduls.


In den Einzelfilmen kommen animierte Karten, Verfassungsschemata und Rezitationen von Originalquellen zum Einsatz, welche die dargebotenen Inhalte treffend veranschaulichen.


Die gelungene didaktische Reduktion, ohne dabei in eine oft bei populärwissenschaftlichen Publikationen negativ auffallende unangebrachte Verkürzung oder gar Simplifizierung zu verfallen, macht das ganz Besondere an den Produktionen der Reihe aus. Mit Freude ist festzuhalten, dass dieses Prinzip sachlicher Korrektheit in kompakter und damit letztlich auch unterrichtsfreundlicher Form, auch dieses Mal wieder erfolgreich umgesetzt werden konnte.


Hinsichtlich der filmisch-dokumentarischen Umsetzung muss man folgende Aspekte besonders hervorheben: Eine gelungene Kameraführung, überlegter Schnitt und gut ausgewählte Bilder und Bildausschnitte aus Originaldokumenten geben den Dokumentationen der Anne Roerkohl dokumentarfilm GmbH die richtige Mixtur aus Anschaulichkeit und professioneller Information. Zum wiederholten Male muss der Rezensent feststellen: Hier wird die Kamera so geführt, wie es in Dokumentarfilmen für die Schule sein sollte, informativ, anschaulich, präzise, maßvoll inszenierend, ohne ablenkend oder gar reißerisch-einseitig zu sein. Wie Anne Roerkohl, Carola Halfmann und ihr Team Geschichtsdokumentationen machen, das darf sich die eine oder andere öffentlich-rechtliche Anstalt, die aus jedem historischen Ereignis immer gern ein History-Event und einen Geschichts-Thriller macht, ins Stammbuch schreiben.


Rezitationen und didaktisches Material


Neben den filmischen Dokumentationen finden sich auf der DVD auch noch ein Modul mit Rezitationen historischer Texte sowie ein DVD-ROM-Teil, der didaktische Materialien und Informationen enthält.


Die neun rezitierten Texte (von Abbé Sieyès bis Theodor Körner) liegen auch als PDF-Dateien vor ebenso wie Kurzbiographien der wichtigen Protagonisten der Epoche.


Die Qualität und der Umfang des didaktischen Materials sind außerordentlich. Mit diesem kann man nicht nur die Inhalte der Filmmodule erarbeiten und festigen, sondern - gerade die Materialien zur Vertiefung sind hier hervorragend geeignet - viele wichtige historische Aspekte ganz unabhängig von den Filmen vertieft untersuchen. Sowohl für den Hauptfilm als auch für jedes Einzelmodul gibt es (oft mehrseitige) Materialen, deren Zweck auch jeweils in einem didaktischen Vorwort erläutert wird und die viele Text- und Bildquellen beinhalten. Der Methodenschulung im Umgang mit historischen Quellen dienen nicht nur diese Vielfalt, sondern auch Methodenkarten, die z. B. den Umgang mit historischen Karten, Karikaturen uvm. präzise und kompakt erläutern.


Auch diese DVD der Anne Roerkohl dokumentarfilm GmbH muss wieder allen Geschichtslehrerinnen und -lehrern im Land empfohlen werden, denn sie bietet mehr als nur gute Dokumentarfilme. Sie liefert nämlich (fast) alles zum Thema für die Unterrichtsvorbereitung und den Unterricht.


Informationen zum Autor


Stefan Schuch, OStR, unterrichtet Deutsch, Geschichte und Sozialkunde am Chiemgau-Gymnasium, Traunstein.

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