Längsschnitt Krieg und Frieden II – Frieden

Geschichte interaktiv 17

Hervorragend gelungen. – Bietet für Lehrkräfte eine hohe Flexibilität bei der Unterrichtsgestaltung. – Kombiniert starke visuelle Eindrücke mit einer historischen Erzählung und Kommentaren hochkarätiger Wissenschaftler.


Die folgenden Rezensionen beziehen sich auf die Erstveröffentlichung der Filme auf der DVD Längsschnitt Krieg und Frieden II – Frieden.

Krieg und Frieden


Ursula Lagger und Peter Mauritsch


Kriege haben Saison, könnte man angesichts der Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt versucht sein zu sagen. Dass der Großteil der in Europa lebenden Bevölkerung in Bezug auf dieses Thema seit längerem auf Buchwissen angewiesen ist, ist ein erfreuliches Ergebnis der in keiner Weise erfreulichen Ereignisse, die das vergangene Jahr-hundert gerade in Europa geprägt haben. Damit sind auch die Themen der beiden DVD-Produktionen angesprochen: Mit Krieg befasst sich die eine, mit Frieden die andere.


Jedes Thema wird auf zwei DVDs behandelt, von denen jeweils eine in einem Hauptfilm und sechs weiteren Filmen (Modul 1–6) Anschauungsmaterial in Form von Filmsequenzen, zeitgenössischen Bild- und Schriftquellen sowie Stellungnahmen von Fachleuten bietet, die zweite dann „Didaktisches Begleitmaterial“.


Auf diesen Material-DVDs findet man Biografien von in den Filmen genannten Personen, Zeitleisten, Literatur und Links, Film-Glossaries mit Erklärungen der in den Filmen vorkommenden einschlägigen englischen Terminologie (z. B. mercenary, shell etc.). Zu jedem Film gibt es einen Menüpunkt „Erarbeitung und Festigung“: dazu dienen z. B. Definitionen aus den Filmen als Textauszug, Plakate, Photos, Reden und Tagebücher, die hier abgedruckt sind. Um die Aussagekraft des Materials vor Augen zu führen, gibt es dazu Fragen und Arbeitsblätter oder auch Methodenkarten zum Umgang mit Karikaturen oder zur Analyse und Interpretation von Bildern, Plakaten und (politischen) Reden. Zu den einzelnen Haupt- und Modulfilmen gibt es zudem „Didaktisch-methodische Kommentare“ mit Hinweisen zur Zielgruppe (Sekundarstufe I und/oder II), zu Methoden, Kompetenzen und einer Schätzung des Zeitaufwandes. Die Kapitel des Haupt- bzw. Modulfilms werden angeführt, Vorschläge für den Einsatz der zur Verfügung gestellten Materialien werden unterbreitet, Internetadressen zur weiteren Vertiefung werden ebenfalls angeboten. Zu den Modulen gibt es außerdem „Vertiefungen“; beim Modul „Dreißigjähriger Krieg 1618–1648“ z. B. „Die Aufzeichnungen des Söldners Peter Hagendorf“, beim Modul „Neue Kriege“ zu „Kindersoldaten“ und „Die Kriege des 21. Jahrhunderts“, das Modul „Friedensbewegung“ wird u. a. durch eine „Vertiefung“ über „Friedenssymbole – ihre Herkunft und ihre Bedeutung“ ergänzt.


Das Begleitmaterial ist für bilingualen Unterricht aufbereitet, durch einfache Anwahl von „Hauptmenü“ bzw. „Main Menu“ in der Menüleiste kann problemlos zwischen Deutsch und Englisch gewechselt werden: die Arbeitsaufträge und die ihnen zugrundeliegenden Materialien sind dabei nicht einfach übersetzt, sondern für die unterschiedliche Unterrichtssituation adaptiert; unterschiedlich sind schon die didaktischen Auswahlmöglichkeiten: Der in der deutschen Fassung angebotenen „Erarbeitung und Festigung“ sowie der „Vertiefung“ stehen in der englischen Aufgaben gegenüber, die unterteilt sind in „Pre-“, „While-“ und „Post-Viewing Activity“, ergänzt durch „Consolidation of Knowledge“, gefolgt in beiden Fällen vom „Didaktisch-methodische[n] Kommentar“ (nur auf Deutsch).


Das dieser didaktischen Aufbereitung zugrundeliegende Material unterscheidet sich bei aller Parallelität doch qualitativ in Bezug auf die Nutzung im Unterricht.
In „Krieg und Frieden I – Krieg“ behandelt der Hauptfilm das Thema „Krieg – Definition und Grundbegriffe“; chronologisch gereiht folgen sechs Module, die verschiedene Erscheinungsformen von Krieg repräsentieren, und an denen die interviewten Fachleute die Veränderungen im Kriegsgeschehen im Laufe der Zeit aufzeigen: „Dreißigjähriger Krieg 1618–1648“, „Revolutionskriege und Napoleonische Kriege 1792–1815“, „Erster Weltkrieg 1914–1918“, „Zweiter Weltkrieg 1939–1945“, „Kalter Krieg 1945–1991“ und schließlich „Neue Kriege“.


Auch „Krieg und Frieden II – Frieden“ beginnt mit einem Hauptfilm, in dem der Rahmen des Themas abgesteckt wird: „Frieden – Definition und Grundbegriffe“. Die Module behandeln die Friedensschlüsse der in Teil I vorgestellten Kriege: „Westfälischer Friede 1648“, Wiener Kongress 1814/15“, Versailler Vertrag 1919“, Potsdamer Abkommen 1945“, „Friedensbewegung“ und schließlich, als Pendant zu den „Neuen Kriegen“, das Modul „Von Kant zu Küng – Friedenstheorien und Frieden heute“. Während die Definitionsversuche der Kriegs-DVD sehr gut die im Laufe der Zeit sich ändernden Kriegsverhältnisse aufgreifen und damit auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem komplexen Thema widerspiegeln – und gleichwohl zur Diskussion einladen –, vermitteln die Versuche, „Frieden“ zu definieren, trotz aller Bemühungen den Eindruck subjektiver Annäherungsversuche mit einem Hauch von Beliebigkeit.


Die Filme sind mit 17–22 Minuten passend für den Unterricht dimensioniert, und trotz dieser Kürze führen sie das komplexe Geschehen, konzentriert auf das jeweilige Thema, sowohl Wissen fördernd als auch Diskussion fordernd vor Augen. Besser allerdings gelingt dies – trotz oder vielleicht wegen Verzicht auf aktionistische Schlachtszenen – bei den Darstellungen der Kriege, doch Frieden als Zustand lässt sich – vgl. auch die Anmerkungen zu den Definitionsversuchen – wohl generell nur bedingt darstellen; so liegt denn auch der Schwerpunkt auf den Verhandlungen.


Gesamt gesehen werden hier in Geschichts- und auch Geschichtelehrbüchern oft nur als Begriffe mit Datum erwähnte Geschehnisse informativ aufbereitet, durch die chronologische Anordnung werden die in den gesprochenen Kommentaren immer wieder betonten Veränderungen, die hinter der gleichbleibenden Begrifflichkeit drohen unbemerkt zu bleiben, zusätzlich bewußt gemacht: Krieg ist nicht gleich Krieg, Frieden nicht gleich Frieden – es bedarf der historischen Arbeit, um den Blick dafür zu schärfen und zu üben; das beigegebene didaktische Material unterstützt dieses Unterfangen in vorbildlicher Weise.

Krieg und Frieden


Ein ambitioniertes deutsch-englisches Lernprogramm für Lehrer bietet die „Anne Roerkohl dokumentARfilm GmbH" zu „Krieg und Frieden". Die DVD-Reihe eignet sich für die Sekundarstufen I und II und präsentiert je einen übergreifenden Hauptfilm und je sechs Filmmodule zu Einzelthemen. Hinzu kommen animierte Karten und Diagramme sowie didaktisch-methodische Erläuterungen. Das überzeugende Konzept kombiniert starke visuelle Eindrücke mit einer historischen Erzählung und Kommentaren hochkarätiger Wissenschaftler.


Zu Beginn werden die Begriffe „Krieg" bzw. „Frieden" ausführlich definiert; sodann folgen Filme zu historischen Themen vom Dreißigjährigen Krieg bis zum 11. September 2001 bzw. vom Westfälischen Frieden bis zu heutigen Friedenskonzepten.


ht

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:

Thomas Fischer, Berufsfachschule Screen-Design, Hamburg


Historiker haben offenbar Schwierigkeiten, vom Frieden zu reden. Wie er entsteht, lässt sich konventionell beantworten: Die erschöpften Kriegsgegner beginnen zu verhandeln, schließen einen Vertrag, der möglichst auf Rache verzichtet, das Verhältnis normalisiert sich wieder, und auf längere Zeit hinweg kommt es nicht wieder zu einem Krieg. Hier ist der Geschichtsschreiber in seinem Element. Aber was ist das: Frieden? Laut den Aussagen dieser Publikation ist er entweder eine Utopie (also Gegenstand der Ideen- und Ideologiegeschichte) oder ein dauerhafter Zustand zwischenstaatlicher und innergesellschaftlicher Stabilität, so Kerstin von Lingen (Heidelberg), also gleichfalls eine Utopie, oder, in den Worten von Edgar Wolfrum (Heidelberg), dem wichtigsten Berater dieser Publikation, „ein umfassendes zivilisatorisches Konzept“, also wieder nur ein ideelles Konstrukt. Gab und gibt es folglich nirgends wirklichen Frieden? Muss selbst bei der Abwesenheit von Krieg immer das „Aber“ mitbedacht werden?


Nachdem im ersten Teil dieser DVD-Edition der Krieg im Vordergrund stand [1], geht es nun um ausgewählte Themen der neuzeitlichen Friedensgeschichte. Sieben Kurzfilme und zahlreiche Begleitmaterialien bereiten den komplexen Stoff für den Schulunterricht auf.


Der Eröffnungsfilm versucht sich an einer Definition von Frieden, mit dem besagten Ergebnis, und skizziert, wie sich die Frieden schaffenden Prozesse im Laufe der Neuzeit gewandelt und erschwert haben. Die übliche Vergessens-Klausel wurde zunehmend unerfüllbar, der von der Kriegspropaganda aufgestaute Hass konnte immer weniger abgebaut werden, es entstand der Begriff des Kriegsverbrechens, der bald nicht nur militärisch, sondern auch politisch und ökonomisch verstanden wurde. Hinzu kam in der Gegenwart eine oftmals chaotische, asymmetrische und auch terroristische Kriegführung.


Vier Filme schildern die Verhandlungen und Ergebnisse der wichtigsten Friedensverträge der deutschen Geschichte: Der mühsame Konferenzmarathon 1643–1648 in Münster und Osnabrück, immer wieder verzögert durch formale Streitereien, tagelange Postwege und Wendungen des Kriegsglücks. Am Ende bewirkte der Grundsatz „Vergeben und Vergessen“ eine brauchbare Friedensordnung in Mitteleuropa, „eine Stunde Null“, so Michael Kaiser (Köln); nur der Papst verweigerte seine Zustimmung. Das Medienspektakel von Wien 1814/15 mit mittelalterlicher Symbolik und Walzermusik; am Ende herrschte wieder das Gleichgewicht der fünf Großmächte, zeitweilig auch eine geistige „Friedhofsruhe“ (Wolfrum), Frieden jedoch nicht. Die Konferenz in Versailles 1918/19, eine Chance für Europa, die leider nicht genutzt wurde; Frankreichs Ministerpräsident Clemenceau verstand sie als „Stunde der Abrechnung“, das in Selbsttäuschung befangene Deutschland empörte sich über die „Kriegsschuldlüge“. Das Potsdamer Abkommen 1945, das kein Friedensvertrag sein wollte und dennoch eine neue Ordnung schuf, die mit ihren Grenzverschiebungen, dem Dezentralisierungsgrundsatz in Westdeutschland und vor allem der Idee eines internationalen Strafgerichtshofs – 1945 bis 1946 in Nürnberg, seit 1993 bzw. 2002 in Den Haag – bis heute nachwirkt.


Anschließend werden drei recht unterschiedliche Friedenskonzepte vorgestellt: Auf Kants Bestseller „Zum ewigen Frieden“ von 1795 ging die Idee einer dauerhaft tagenden Versammlung der Völker zurück, die es in einer „Welt von Republiken“ unmöglich machen sollte, noch Kriege zu legitimieren; im 20. Jahrhundert wurde dieser Gedanke verwirklicht, doch weder der Genfer Völkerbund noch die UNO waren stark genug, der Welt „Frieden und Glück“ zu bringen. Ausführlich referiert werden anschließend das umfassende Friedensmodell von Dieter Senghaas und die „Weltethos“-Initiative des Tübinger Theologen Hans Küng, die beide in den 1990er Jahren entstanden. Auch wenn Küng selbst ausführlich zu Wort kommt, um seine Grundgedanken zu schildern, bleibt es leider offen, ob sein Projekt irgendwelche praktischen Erfolge vorzuweisen hat.


Der letzte Kurzfilm fällt etwas aus dem Rahmen der anderen Beiträge. Mehrere Stationen der Friedensbewegung im 20. Jahrhundert werden geschildert: der Berliner Antikriegsaktivist Ernst Friedrich in den 1920er Jahren, die Widerstände gegen die Neugründung und atomare Bewaffnung der Bundeswehr in den 1950ern, die Vietnamkriegs-Proteste der 1960er, die Friedensbewegungen in Ost- und Westdeutschland in den 1980er Jahren. Erzählerisch eingerahmt wird dies vom Schicksal der Sadako Sasaki aus Hiroshima, die 1955 mit zwölf Jahren an Leukämie starb und deren aus Papier gefaltete Kraniche zu einem Symbol der internationalen Friedensbewegung geworden sind. Trotz dieser berührenden Geschichte fehlt der Aufzählung allerdings ein innerer Zusammenhang.


Ergänzt werden die jeweils 15 bis 22 Minuten langen Filme durch zahlreiche Unterrichtsmaterialien im flexiblen PDF-Format: Arbeitsblätter direkt zu den Filmen sowie mit ergänzenden Text- und Bildquellen zu allen genannten Themen, Zeitleisten, Kurzbiografien der wichtigsten Protagonisten und aller Interviewpartner, Methodenblätter zum Umgang mit Fotos, Karikaturen, Plakaten, politischen Reden, weiterhin Unterrichtsvorschläge, Literatur- und Internetlink-Listen. Insbesondere eignet sich die Edition für den bilingualen Geschichtsunterricht: Sämtliche Filme und Materialien liegen in englischer Sprache vor, außerdem gibt es zu jedem Kurzfilm ein Transkript mit Vokabelliste sowie spezielle Arbeitsblätter für Pre-, While- und Post-Viewing-Activities.


Insgesamt mutet diese Publikation aus der Reihe „Geschichte interaktiv bilingual“ etwas unvollendet an. Der größere Teil mit konventionell erzählten Informationsfilmen über wichtige Friedensschlüsse der Neuzeit ist solide gemacht und trotz der Kürze differenziert. Die Aufbereitung speziell für den bilingualen Unterricht ist vorbildlich. Die drei anderen Filme jedoch, die sich mit grundsätzlichen Fragen bzw. der sehr heterogenen Geschichte der Friedensbewegung beschäftigen, wirken eher ratlos. Hier bleibt das Friedensthema im Begrifflichen und Willkürlichen stecken, und anscheinend wird auch die Gegenwart des 21. Jahrhunderts nur leicht gestreift. Bei diesen Filmen bleibt, obwohl eine Menge Expertenwissen aufgefahren wird, am Ende eher eine Reihe unformulierter Fragen.


Anmerkung:

[1] Vgl. die Rezension des ersten Bandes: Anne Roerkohl, Carola Halfmann, Navina Kleemann, Gesa Kok, Längsschnitt Krieg und Frieden I – Krieg. Panorama War and Peace I – War, Münster 2011 (rezensiert von Thomas Fischer: Rezension zu: Roerkohl, Anne; Halfmann, Carola; Kleemann, Navina; Kok, Gesa, Längsschnitt Krieg und Frieden I – Krieg. Panorama War and Peace I – War. Münster 2011, in: H-Soz-u-Kult, 29.6.2012: hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2012-2-212 [02.11.2012]).


https://www.hsozkult.de/digitalreview/id/redig-18331 (30.09.024)

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Frieden


Das Wort „Frieden“ könnte für sich selbst stehen. Aber was bedeutet Frieden eigentlich? Frieden ist zu keiner Zeit selbstverständlich gewesen und insbesondere moderne Konflikte zeigen, dass Frieden schwierig zu erreichen oder sogar eine Utopie ist, für die stetig eingetreten werden muss. Doch ist Frieden lediglich Abwesenheit von Krieg oder steht mehr hinter dem Begriff?


Krieg und Frieden sind untrennbare Begriffe. Mit dem „Längsschnitt Krieg und Frieden“ aus der Dokumentarreihe „Geschichte interaktiv“ der Anne Roerkohl dokumentARfilm GmbH wurde bereits in Band 16 der Begriff des Krieges zum Thema gemacht. Im vorliegenden Band 17 „Längsschnitt Krieg und Frieden II – Frieden“ werden die Definition und Grundbegriffe des Friedens näher beleuchtet.


Die Reihe „Geschichte interaktiv“ punktet wie bewährt mit seinem bilingualen und modularen Aufbau. Einerseits gibt es auf einer DVD einen etwa 20-minütigen Hauptfilm, der die wesentlichen Begriffe des Friedens, Waffenstillstands, der Kapitulation, Verhandlung, Schuld und Ahndung von Kriegsverbrechen betrachtet. Andererseits sind auf der DVD sechs Film-module zu finden, die sich näher mit dem Westfälischen Frieden (1648), dem Wiener Kongress (1814/15), dem Versailler Vertrag (1919), dem Potsdamer Abkommen (1945) und der Friedensbewegung, ausgehend von der Weimarer Republik bis heute, befassen. Das sechste Modul widmet sich den Friedenstheorien von Immanuel Kants „Zum ewigen Frieden“ bis zum modernen Projekt „Weltethos“ des Schweizer Theologen Hans Küng und dem Frieden heute. Die Module haben eine Länge von je ca. 15-19 Minuten und sind damit zu weiteren „kleinen Hauptfilmen“ geworden, die den eigentlichen Hauptfilm ideal ergänzen und dessen Inhalte noch vertiefen. Diese sind in sich abgeschlossen, lassen sich einzeln im Unterricht einspielen, ohne den Zeitrahmen einer Unterrichtsstunde zu sprengen und können in Deutsch und Englisch abgespielt werden.


Im Hauptfilm erklären und deuten renommierte Historiker wie z.B. Sönke Neitzel, Edgar Wolfrum oder Kerstin von Lingen die verschiedenen Begriffe aus unterschiedlichen Perspektiven und anhand historischer Beispiele von Friedensschlüssen der Neuzeit, ab dem Westfälischen Frieden von 1648, die in den Modulen einzeln näher ausgeführt werden. Komplettiert werden die Expertenbeiträge durch Medien wie historische Grafiken, Fotos, Filmsequenzen oder Zeitungsartikel. Daneben wird auch auf Voraussetzungen für Friedensverhandlungen im Wandel der Zeit und auf den „Frieden heute“, der in Zeiten asymmetrischer Konflikte (wie etwa Bürgerkriege) oder des Terrorismus ohne klassische Friedensschlüsse und Friedensverhandlungen auskommen muss, eingegangen. Zielgerichtet zeigt der Hauptfilm auf, dass der Frieden, wie auch die Kriegführung, einem stetigen Wandel unterworfen ist und in Zeiten der Globalisierung einen internationalen Rahmen gewonnen hat. Frieden umfasst zudem nicht nur die Sicherheit einer Gesellschaft, sondern auch ein gewaltfreies, sozial gerechtes und auf demokratische Teilhabe, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit basierendes Wertesystem, das untereinander und innerhalb von Gesellschaften gelebt werden muss.


Besonders die Weltkriege und die Zeit zwischen diesen werden herausgehoben. Es wird aufgezeigt, dass der Zweite Weltkrieg aus dem als „Diktatfrieden“ empfundenen Frieden nach dem Ersten Weltkrieg resultierte und man nach 1945 seine Lehren aus den Fehlern von 1918 zog. In diesem Kontext wird auch folgerichtig auf die Schuldfrage zum Ersten Weltkrieg sowie auf das undeutliche „Sieger-Verlierer-Verhältnis“ des Novembers 1918 eingegangen. Ausgehend von dem Kriegsverbrechertribunal der Nürnberger Prozesse wurde im Hauptfilm die Brücke zur modernen internationalen Rechtsprechung des Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien bzw. des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag zur Ahndung von Kriegsverbrechen geschlagen.


Die Module 1 bis 4 zu den Friedensverhandlungen vom Westfälischen Frieden bis zum Potsdamer Abkommen werden in den historischen Kontext gesetzt, sodass die Zusammenhänge und Hintergründe verständlich werden. So werden z.B. zum Wiener Kongress – auch mit guten animierten Karten – die Restauration des Zustandes vor der Französischen Revolution und der napoleonischen Ära und der Zusammenhang zu den sich herausbildenden nationalistischen Tendenzen in der Folgezeit dargelegt. Sehr schön herausgestellt wird anhand der verschiedenen Beispiele aus den Modulen, dass geübte Ungerechtigkeit, Fremdherrschaft, Unterdrückung und Demütigung im Friedensprozess den Nährboden für neue Konflikte schafft. Diese Module ermöglichen daher nicht nur die Eigenheiten der Friedensschlüsse zu vergleichen, sondern auch Gesetzmäßigkeiten des Friedens und historische Zusammenhänge zu erkennen. Insoweit könnte die DVD auch regen Diskussionen und Gesprächen im Unterricht dienen.


Der DVD ist zusätzlich eine CD-ROM mit didaktischem Begleitmaterial beigefügt, die wie auch die DVD auf bilingualen Unterricht in Deutsch und Englisch ausgerichtet ist. Das sehr umfassende und nützliche Begleitmaterial umfasst den Lehrer unterstützende und den Unterricht bereichernde Bild- und Textquellen, Biografien sowohl historischer Persönlichkeiten als auch der Experten, die in den Filmbeiträgen der DVD zu Wort kommen. Darüber hinaus finden sich Zeitleisten, Methodenkarten („Skill Pages“) zur Analyse und Interpretation verschiedener Medien sowie englische Sprechertexte mit Glossaren und ein Literatur- und Linkverzeichnis.


Durch den Hauptfilm und die Module sowie deren moderate Länge erhalten die Lehrkräfte eine höhere Flexibilität bei der Unterrichtsgestaltung und sie können den Schülern eine angenehme Abwechslung vom trockenen „Frontalunterricht“ bieten. Die bilinguale DVD und das speziell für den bilingualen Unterricht konzipierte Begleitmaterial ermöglichen auch einen bilingualen Geschichtsunterricht oder eine Behandlung des Themas im Englischunterricht. Aufgrund der Thematik wäre auch ein Einsatz im gesellschaftskundlichen bzw. politischen Unterricht durchaus denkbar. Diese Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten macht nicht nur diesen Band, sondern die gesamte Reihe „Geschichte interaktiv“ inzwischen einzigartig. Aber nicht nur Schüler können daraus lernen. Jeder, der sich diesen Band ansieht, erhält Denkanstöße und kann daraus lernen. Man erkennt, wie vielschichtig der Begriff „Frieden“ ist und dass dieser nie ein statischer Zustand, sondern ein dynamischer Prozess ist, den man bewahren bzw. fördern sollte. Die DVD mit CD-ROM ist zusammenfassend hervorragend gelungen und ihren Preis von 49,90 € vorbehaltlos wert. Keine Kritik!


Martin Knust

PSM-Data


http://www.zum.de/psm/empf/psm_gesinter_frieden.php (30.05.2012)

Von Lars Zimmermann, Menden (Privatgymnasium WBG)


Dies ist Teil II der Doppelfolge mit einem Längsschnitt zu wichtigen Kriegen und Friedensschlüssen der Neuzeit. Frieden ist mehr als nur „nicht Krieg". Der klassische Friedensvertrag ist heute überholt. Ist der Wunsch nach dauerhaftem Frieden in Zeiten von Bürgerkriegen und Terrorismus eine Utopie? Im Hauptfilm (ca. 20 Min.) erklären Experten Schlüsselbegriffe des Friedens wie Waffenstillstand und Kapitulation, Verhandlung, Schuld und Ahndung von Kriegsverbrechen. Dazu definieren sie „Frieden“ aus historischer, juristischer und theologischer Perspektive.


Sechs Module (je ca.15-19 Min.) dokumentieren wichtige Friedensschlüsse, die Friedensbewegung und Friedenstheorien. Die Schülerinnen und Schüler werden für Besonderheiten und Charakteristika sensibilisiert und können dank der Kapitelstruktur die Friedensschlüsse vergleichend bearbeiten und sich problem- und handlungsorientiert mit ihnen auseinandersetzen.


Kritik:


Nachdem im vergangenen Herbst mit „Längsschnitt Krieg und Frieden I – Krieg“ der erste Teil der Doppelfolge zu Krieg und Frieden in der Reihe „Geschichte interaktiv“ bei der dokumentARfilm erschienen ist, folgt nun mit Folge 17 „Längsschnitt Krieg und Frieden II – Frieden“.


Wie auch der erste Teil ist die DVD zu den wichtigsten Friedensschlüssen chronologisch aufgebaut und entspricht den jeweiligen Gegenparts der ersten Teilfolge. Den Hauptfilm „Frieden – Definition und Grundbegriffe“ ergänzen sechs Module, welche wie immer unabhängig voneinander und vom Hauptfilm zu bestimmten Bereichen in einer Unterrichtsreihe eingesetzt werden können. Natürlich verfügt auch diese Folge wieder über eine separate CD-ROM mit didaktischem Begleitmaterial. Alle Materialien und Filme liegen in englischer und deutscher Sprache vor und können somit auch im bilingualen Geschichtsunterricht eingesetzt werden.


Die Inhalte der DVD und ihre Aufbereitung im Einzelnen: Der Hauptfilm (ca. 20 min.) stellt Schlüsselbegriffe des Friedens wie „Waffenstillstand“, „Kapitulation“, „Verhandlung“, „Schuld“ und „Ahndung von Kriegsverbrechen“ dar. Darüber hinaus definieren die zu Wort kommenden Experten „Frieden“ aus historischer, juristischer aber auch theologischer Sicht.


Die einzelnen Module befassen sich mit den wichtigsten und für die Deutschen weitreichendsten Friedensschlüssen. Da das erste Modul der Teilfolge „Krieg" den Dreißigjährigen Krieg von 1618-1648 vorgestellt hat, beginnt die DVD „Frieden" natürlich mit dem Westfälischen Frieden 1648. Es wird zunächst die Ausgangslage dargestellt. Danach folgen die Verhandlungen, die Bevölkerung und die Ergebnisse des Friedensschlusses. Diese Zusammenhänge werden kompetent von Michael Kaiser von der Universität Köln und Barbara Stollberg-Rilinger von der Universität Münster erläutert und von einer professionellen Sprecherin kommentiert. Illustriert werden sie von zahlreichen Gemälden, zeitgenössischen Stichen etc. Daneben werden immer wieder kurze Spielszenen eingebaut und Szenen der historischen Orte Münster und Osnabrück.


Modul zwei thematisiert den Wiener Kongress 1814/15 nach den Napoleonischen Kriegen von 1792-1815. Erläutert werden die Zusammenhänge im zweiten Modul von Edgar Wolfrum von der Universität Heidelberg. Illustriert wird das Modul wiederum durch Gemälde, zeitgenössische Stiche, Karten, Karikaturen und Spielszenen.


Das dritte Modul behandelt den Versailler Vertrag von 1919. Unterteilt ist das Modul in „Waffenstillstand 1918“, „Verhandlungen und Ziele“, „Ergebnisse“, „Reaktionen in Deutschland, Unterzeichnung und Völkerbund“ sowie „Ausblick“. Unterstützt wird das Modul u.a. durch Filmaufnahmen, Zeichnungen und interaktive Karten, erläutert werden die Zusammenhänge von Sönke Neitzel von der Universität Glasgow.


Modul vier legt den Fokus auf das Potsdamer Abkommen 1945. Hier finden sich Informationen zur „Kapitulation Deutschlands und Gründung der UNO“, zum „Ideologischen Grundkonflikt: USA-Sowjetunion“, der in den Kalten Krieg mündete, zur „Potsdamer Konferenz“ und ihren Ergebnissen, zum „Nürnberger Prozess“ sowie ein Überblick „von Potsdam zu den Zwei-plus-Vier-Gesprächen“. Hier könnte man natürlich überlegen, ob das Modul nicht etwas zu weit greift. Vielleicht hätte der Titel eher „Potsdamer Abkommen 1945 und seine Folgen für Deutschland und Europa“ heißen sollen. Denn hier werden gleich mehrere Aspekte abgehandelt, die zwar eine Folge des Abkommens beziehungsweise des Verlustes des gemeinsamen Gegners von USA und UdSSR, Nazideutschland, sind, doch reichen sie weit darüber hinaus. Gerahmt werden die wissenschaftlichen Kommentare von Kerstin von Lingen von der Universität Heidelberg und Bernd Greiner von der Universität Hamburg von zahlreichen Filmausschnitten, Karten u.a.


Im fünften Modul wird die „Friedensbewegung“ thematisiert. Das Modul beinhaltet ein Unterkapitel zu „Ernst Friedrich und das Anti-Kriegsmuseum“ unter dem Aspekt „Krieg dem Kriege“, das Kapitel „Ohne mich – Gegen Wiederbewaffnung und Atomtod“, ein Kapitel zur Friedensbewegung während des Vietnam-Kriegs mit dem Titel „Frieden in Vietnam – Vietnamkrieg und amerikanische Bürgerrechtsbewegung“ sowie unter dem Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ ein Kapitel zu „Entspannungspolitik und NATO-Doppelbeschluss“. Auch hier werden die Zusammenhänge durch Filmausschnitte, Spielszenen, Karikaturen etc. dargestellt. Als Experten zu Wort kommen hier Tommy Spree (Enkel von Ernst Friedrich, einem Fotografen des 1. Weltkriegs, Pazifisten und Gründer der Organisation „Freie Jugend“), der Leiter des „Anti-Kriegsmuseums“, Edgar Wolfrum von der Universität Heidelberg sowie Christian Tomuschat von der Humboldt-Universität Berlin.


Die DVD schließt mit dem sechsten Modul. Hier stehen – unter dem Motto „Von Kant zu Küng“ – Friedenstheorien und Frieden heute im Vordergrund. Das Modul beginnt mit Immanuel Kant und seinem „Entwurf zum ewigen Frieden“. Es folgt ein Unterkapitel „Vom Völkerbund zur UNO“, in dem es u.a. um die Geschichte der UNO, ihre Möglichkeiten, Chancen aber auch Grenzen geht, ein Kapitel zur ICTY, dem „Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien“, der Friedenstheorie von Dieter Senghaas sowie dem „Projekt Weltethos“ des Schweizer Theologen und Kirchenkritikers Hans Küng. Experten sind Edgar Wolfrum von der Universität Heidelberg, Hans Küng und Christian Tomuschat von der Humboldt-Universität Berlin.


Das Arbeitsmaterial auf der CD-ROM ist wie immer vielseitig und erstklassig aufbereitet worden, verfügt über operationalisierte Arbeitsaufträge und bietet sowohl zum Hauptfilm als auch zu den einzelnen Modulen Quellen zur Erarbeitung und Vertiefung. So finden sich im englischsprachigen und deutschsprachigen Material unter anderem Biographien, Zeitleisten, Methodenkarten, Plakate und Karikaturen und Hinweise zu deren Analyse und vieles mehr wieder. Die Materialien sind – wie zu erwarten – schülerorientiert und adressatengerecht aufgebaut. Hinzu kommen Zeitleisten, Biographien und Lösungen. Manche Themenbereiche dieser zweiten Doppelfolge sind vielleicht nicht 1:1 in den Geschichtsunterricht zu übernehmen. Dennoch bieten sie einen guten Überblick über die wichtigsten Friedensschlüsse, Friedenstheorien, Friedensbewegungen und Überlegungen, wie ein weltweiter Frieden dauerhaft möglich sein könnte. In jedem Fall eine sehr interessante und „lohnenswerte“ DVD mit einem hervorragenden Angebot an Arbeitsmaterial.


Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.


www.inn-joy.de (05.05.2012)

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