Die Welt um 1500 II – Reformation

Geschichte interaktiv 19

Sehr anschaulich, motivierend, historisch fundiert. Die Form der Darstellung ist einerseits anschaulich, andererseits auch historisch differenziert. – Bereicherung für den Unterricht.


Die folgenden Rezensionen beziehen sich auf die Erstveröffentlichung der Filme auf der DVD Die Welt um 1500 II – Reformation.

Geschichte interaktiv 19: Die Welt um 1500 II - Reformation


Die DVD "Reformation" (Geschichte interaktiv 19) ist die zweite aus dem Themenbereich "Die Welt um 1500". Während die erste mit dem Titel "Renaissance" (Geschichte interaktiv 18) sich mit Territorialisierung, Frühkapitalismus, Humanismus und Wandel des Weltbildes befasst, widmet sich die vorliegende DVD dem Thema "Reformation".


Alle Filme sind jeweils auf Deutsch und Englisch verfügbar. Didaktische Zusatzmaterialien stehen als Download zur Verfügung. Dazu gehören umfangreiche Materialien und Arbeitsblätter auf Deutsch sowie die englischen Sprechertexte und ein englisches Glossar.


Die DVD ist in einen Hauptfilm und sechs Module unterteilt. Der Hauptfilm befasst sich zunächst mit der Kritik an der Kirche im Spätmittelalter. Hier werden die Verweltlichung der Kirche am Beispiel Albrechts von Brandenburgs und der Ablasshandel angeführt. Daran anknüpfend werden der Beginn der Reformation und die reformatorische Botschaft erläutert. Neben Martin Luther werden auch Huldrych Zwingli und Johannes Calvin als Reformatoren vergleichend dargestellt. Weitere Themen des Hauptfilms sind die Täuferbewegung, die Bildung von protestantischen Staatskirchen in Skandinavien und England sowie Religionskriege und Konfessionalisierung.


Die Module vertiefen einzelne Aspekte, die teilweise schon im Hauptfilm angesprochen werden. Modul 1 zeichnet den Lebensweg Martin Luthers nach und stellt die zentralen Inhalte der reformatorischen Lehre dar. Modul 2 befasst sich mit den durch den Buchdruck möglich gewordenen Neuen Medien der Reformationszeit: theologische Schriften, Flugblätter und Karikaturen. Reformation und Buchdruck werden – auch am Beispiels der Lutherbibel – als zwei sich gegenseitig fördernde Entwicklungen dargestellt. In Modul 3 wird der Frage nachgegangen, welche sozialen Veränderungen die Reformation bis hin zum Familienleben mit sich bringt. Thema von Modul 4 sind der Bauernkrieg sowie die Kirchenspaltung bis zum Augsburger Religionsfrieden 1555.


Die Module 5 und 6 stellen zwei Exkurse dar. Modul 5 ist besonders für die Sekundarstufe I geeignet und zeigt anschaulich das Alltagsleben im Hause Luther. Modul 6 erläutert am Beispiel des Doms zu Wetzlar als einer seit 1561 genutzten Simultankirche den Unterschied zwischen evangelischem und katholischem Gottesdienst und ist besonders für den evangelischen und katholischen Religionsunterricht geeignet.


Fazit: Durch den modularen Aufbau und die variabel einsetzbaren Zusatzmaterialien eignet sich die DVD für unterschiedliche Anspruchsniveaus von den höheren Jahrgängen der Sekundarstufe I bis zur Sekundarstufe II im Grund- und Leistungskurs. Besonders hervorzuheben sind die beiden Module 5 und 6, die für die Sekundarstufe I geeignet sind. Die Länge der Filme eignet sich gut für den praktischen Einsatz, weil innerhalb einer Schulstunde noch Zeit zur Nachbesprechung oder vertiefenden Weiterarbeit bleibt. Die Form der Darstellung ist einerseits anschaulich, andererseits auch historisch differenziert. Die Filme sind im Gegensatz zu vielen TV-Dokus weder langatmig noch reißerisch, sondern haben einen sachlichen Stil und das richtige Tempo für den Unterricht. Die Filme der DVD sind sowohl zum Einstieg in eines der Themen als auch für eine abschließende Zusammenfassung sehr gut geeignet. Die Zusatzmaterialien bieten zahlreiche Möglichkeiten zur Vertiefung. Für ältere Schülerinnen und Schüler müssen für längere Textquellen und vertiefende Historikertexte Geschichtsbuch oder andere Materialien herangezogen werden.
Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger von der Universität Münster übernahm die wissenschaftliche Beratung und bewertet im Interview die historischen Zusammenhänge aus aktueller Forschungsperspektive.

 
Inhalt

Hauptfilm

Reformation in Europa (25:27 Min.)
(Kirche und Christentum vor der Reformation, Reformatoren: Luther, Zwingli und Calvin, Täuferbewegung in Münster, Staatskirchen in Skandinavien und Engalnd, Religionskriege und Konfessionalisierung)


Module

1. Martin Luther (13:07 Min.)
(Vom Kritiker zum Reformator, Worms und die Folgen, Luthers Lehre, Schattenseiten und Ausblick: Luthers Lehre bis heute)

2. Reformation als Medienereignis (14:38 Min.)
(Propaganda – der Papst als Antichrist, Luther-Bibel, Medienereignis Reformation)

3. Refomation im Alltag (14:38 Min.)
(Klöster, Ehe und Familie)

4. Reformation im Reich (17:53 Min.)
(Städte als Zentren der Reformation, Bauernkrieg, Kaiser und Fürsten)

5. Alltagsleben im Hause Luther (9:52 Min.)
(Exkurs für die Sek. I)

6. Gottesdienst heute im Dom zu Wetzlar (9:44 Min.)
(Exkurs für den evangelischen und katholischen Religionsunterricht)


(Christoph Terno unterrichtet Evangelische Religion, Ethik und Geschichte an der Lahntalschule Biedenkopf, einem Gymnasium in Hessen)


spacewater.blogspot.de/2017/01/geschichte-interaktiv-19-die-welt-um.html (30.09.2024)

Rezension Die Welt um 1500 II - Reformation


Zum Reformationsjubiläum hat die Anne Roerkohl Dokumentarfilmreihe die 19. Ausgabe „Die Welt um 1500 II - Reformation" überarbeitet und bilingual veröffentlicht. Auf der DVD befindet sich ein Hauptfilm „Reformation in Europa" (Dauer ca. 25 min.) sowie sechs vertiefende Module (Dauer zwischen 10 und 18 min.), die versuchen, ein breites Spektrum der Themen der Reformation zu zeigen: 1) „Martin Luther", 2) „Reformation als Medienereignis", 3) „Reformation im Alltag", 4) „Reformation im Reich", 5) „Alltagsleben im Hause Luther" und 6) „Gottesdienst heute im Dom zu Wetzlar".


Der Hauptfilm zeigt sehr kompakt alles Wichtige zum Thema „Reformation“ und stellt die wichtigsten Persönlichkeiten und Zusammenhänge anschaulich dar. Dabei wurde auf eine schülergerechte Sprache und Darstellung geachtet, ohne die komplexe Thematik zu stark zu reduzieren. Das Modul 1 zeigt die Persönlichkeit Martin Luthers differenziert auf. Dass die Reformation auch als eine "Medienrevolution" angesehen werden kann, thematisiert das Modul 2 und unterstreicht die Bedeutung der aufkommenden Medien für den Erfolg der Reformation. Die Module 3 und 4 sind in der Behandlung der Thematik wunderbar einsetzbar und erklären sehr anschaulich exemplarisch die Auswirkung auf den Alltag der Menschen sowie auf das gesamte Reich mit seinen Folgen. Das Modul 5 mit seinem Einblick in das Alltagsleben im Hause Luthers, ist für eine vertiefende Behandlung einsetzbar. Sehr gelungen ist auch das Modul 6, das kontrastiv die evangelische und katholische Konfession gegenüberstellt. Zugleich wird eine Einzigartigkeit im Dom zu Wetzlar aufgezeigt, weil im Dom sowohl Protestanten wie Katholiken ihren Gottesdienst feiern. Dabei wird von einem Theologen als jeweiliger Vertreter der Konfessionen nach der Bedeutung der Reformation für das heutige Leben und Selbstverständnis der beiden Kirchen und ihren Gläubigen gefragt. Dieses Modul ermöglicht auch Schülern einen Einstieg in das Verständnis der Reformation, die heute konfessionell ungebunden aufwachsen und leben. Alle Filme können auch im bilingualen Unterricht eingesetzt werden und sind in englischer Sprache abspielbar. Zu den Modulen gibt es auch didaktisches Material, das einen wichtigen Impuls für die Erstellung von Arbeitsaufträgen für die jeweilige Lerngruppe geben kann.


Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass auch dieses Thema gut vom Anne Roerkohl Team bearbeitet und dargestellt worden ist. Diese DVD kann empfohlen werden und ist eine Bereicherung für den Unterricht.


(Arne Cohrs ist Lehrer für Deutsch, Geschichte und Philosophie am Gymnasialen Schulzentrum „Fritz Reuter“ in Dömitz)

Im Oktober 2017 jährt sich zum 500. Mal die Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers. Anlässlich dieses internationalen Reformationsjubiläums wurde die DVD „Die Welt um 1500 II – Reformation“ um eine englische Sprachfassung für den bilingualen Geschichtsunterricht erweitert.


Die bilinguale Neuauflage der Folge 19 aus der DVD-Reihe „Geschichte interaktiv“ der Anne Roerkohl Dokumentarfilm AG befasst sich mit der Reformation in Europa und deren Auswirkungen im Heiligen Römischen Reich. Somit schließt sie thematisch an die zuvor erschienene Folge 18 „Die Welt um 1500 I - Renaissance“ an.


Die DVD mit einer Gesamtspielzeit von 109 Minuten eignet sich durch ihren modularen Aufbau für den Einsatz im Geschichts- und Religionsunterricht in den Sekundarstufen I und II. Zusätzlich sind passende didaktische Begleitmaterialien als Download unter www.geschichte-interaktiv.com erhältlich.


Die Neuauflage dieser DVD beinhaltet nun auch eine englische Sprachfassung für den bilingualen Geschichtsunterricht. (Entsprechend eignet sie sich auch für den Einsatz im erweiterten Englischunterricht.)


Auch diese Folge enthält – wie üblich bei der Reihe „Geschichte interaktiv“– einen übergreifenden 25minütigen Hauptfilm zum Thema: “Reformation in Europa“, sowie sechs weitere vertiefende und in sich abgeschlossene Module mit einer Länge von jeweils ca. 9 bis 18 Minuten. Beide – Hauptfilm und Module – sind wiederum thematisch in weitere Unterkapitel unterteilt, sodass sie sich hervorragend für den Einsatz im Unterricht eignen.


Der Hauptfilm befasst sich mit der Kirche und dem Christentum vor der Reformation und ihren Anfängen in Wittenberg und veranschaulicht das Ende der katholischen Kirche als universaler Kirche. Insbesondere werden die drei Reformatoren Martin Luther, Huldrych Zwingli und Johannes Calvin vorgestellt und ihre unterschiedlichen Glaubensauslegungen werden näher erläutert. Ferner thematisiert dieser Teil der DVD die Täuferbewegung in Münster und es wird auch ein Blick auf die Staatskirchen in England und Skandinavien geworfen. Schließlich wird am Ende deutlich, dass die konfessionelle Spaltung auch Unruhen und Religionskriege mit sich brachte.


Neben dem Hauptfilm bietet die DVD sechs vertiefende und in sich abgeschlossene Module zu den Themen:

            1.         Martin Luther

            2.         Reformation als Medienereignis

            3.         Reformation im Alltag

            4.         Reformation im Reich

            5.         Alltagsleben im Hause Luther

            6.         Gottesdienst heute im Dom zu Wetzlar


Die Historikerin Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger (Universität Münster) erläutert zu allen Themen der DVD schülergerecht in ihren wissenschaftlichen Ausführungen die wesentlichen Aspekte und Zusammenhänge. Anschauliche Karten, zeitgenössische Darstellungen und Filmaufnahmen der historischen Orte veranschaulichen darüber hinaus die komplexen geschichtlichen Sachverhalte.


Auch zu dieser DVD gibt es wieder gelungene didaktische Begleitmaterialien, die im PDF-Format auf der Website als Download bereit stehen. Die dort angebotenen Materialien vertiefen mit kooperativen und handlungsorientierten Aufgabenstellungen sowie zahlreichen zusätzlichen Quellen, Darstellungstexten und Grafiken die Inhalte des Films.


Zusätzlich werden auch zu jedem Aufgabenblock didaktisch-methodische Kommentare und die entsprechenden Lösungen zu den Arbeitsblättern zur Verfügung gestellt. Außerdem sind am Ende sehr gelungene Methodenkarten zu quellenmethodischen Schwerpunkten enthalten, unter anderem z.B. zur Analyse und Interpretation von historischen Karten oder Bildern.


Für den englischsprachigen Teil der DVD wurden in den Materialien die jeweiligen Sprechertexte abgedruckt und es finden sich darin entsprechende Wörterlisten mit Vokabeln und historischen Fachbegriffen sowie der jeweiligen deutschen Übersetzung.


Fazit:


Durch den modularen Aufbau, die didaktische Aufbereitung und die Länge der einzelnen Filmsequenzen, die eine adäquate Bearbeitung und Nachbesprechung innerhalb einer Schulstunde ermöglichen, ist die DVD gut für den praktischen Einsatz im Unterricht geeignet. Eine Arbeitserleichterung stellen zudem die umfangreichen Begleitmaterialien dar. Die Filme sind sehr anschaulich, motivierend, sachlich und historisch fundiert gestaltet.


Insgesamt ist die Folge „Die Welt um 1500 II - Reformation“ sehr gelungen und eignet sich bestens für einen abwechslungsreichen und anregenden Geschichts-, Religions- und Englischunterricht.


Jasmin Pützer ist Lehrerin für Deutsch und Geschichte an der Realschule plus und Fachoberschule in Konz.

Die Welt um 1500 II - Reformation


Nachdem in Folge 18 aus der Reihe „Geschichte interaktiv“ der Anne Roerkohl dokumentARfilm GmbH die Renaissance näher beleuchtet wurde, beschäftigt sich die Fortsetzung von „Die Welt um 1500“ mit der Reformation und Martin Luther. Das für die Sekundarstufe I und II konzipierte Filmmaterial mit insgesamt 108 Minuten Laufzeit liegt für den Einsatz im bilingualen Unterricht auch in Englisch vor. Auch zu dieser Folge gibt es zusätzliches Material mit didaktisch-methodischen Anregungen.


Aufbau und Inhalt


Es gibt einen 25-minütigen Hauptfilm zur Reformation in Europa, der zunächst die Missstände in der katholischen Kirche vor Ausbruch der Reformation darstellt, hier v.a. den Ablasshandel, gegen den Martin Luther seine 95 Thesen gerichtet hat. Anschließend werden neben Martin Luther auch der Zürcher Reformator Ulrich Zwingli und der Franzose Johannes Calvin in ihrem Wirken näher beleuchtet. Es folgt ein Kapitel zur Täuferbewegung in Münster, was im Geschichtsunterricht in der Regel gar keine Beachtung findet. Dennoch ist es eine interessante Ergänzung zum Thema „Reformation“. Es wird weiterhin auch die Ausbreitung von Luthers Thesen bis nach Dänemark und England beschrieben. Wobei der König von England ursprünglich gegen die Schriften Luthers war. Nur wegen seiner gewünschten Scheidung  nahm er sich die Elemente aus der reformatorischen Lehre, die seinen Interessen gelegen kamen und erklärte sich zum Oberhaupt der anglikanischen Kirche.


Die Reformation wird anschließend als Epochenumbruch dargestellt, durch den die Einheit der lateinischen Christenheit beendet wurde. Es begann eine Zeit der Glaubenskriege. Diese und die Inquisition werden im letzten Kapitel des Hauptfilms behandelt, der einen sehr anschaulichen und kompakten Überblick über die Ursachen, den Verlauf und die Folgen der Reformation in Europa gibt.


Der Hauptfilm und seine 6 Unterthemen sind didaktisch aufbereitet und bieten mit zeitgenössischen Gemälden und Zeichnungen sowie Filmaufnahmen von historisch bedeutsamen Orten bzw. Gebäuden ein sehr anschauliches Bild der Reformation. Die Unterthemen können, wie immer bei Filmen aus der Reihe „Geschichte interaktiv“, auch einzeln gut eingesetzt werden, was durch die Menüführung der DVD ermöglicht wird.


U.a. erläutern Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster lehrt, Dr. Martin Treu von der Luther-Gesellschaft in Wittenberg Wuppertal und die Museumspädagogin Constanze Köppe gut verständlich in kurzen Experteninterviews wichtige Aspekte und Zusammenhänge zu den Unterthemen des Hauptfilms.


Die Module zum Hauptfilm haben einen Umfang von ca. 10 – 18 Minuten und dienen einer vertieften Information zu bestimmten historischen Aspekten zum Thema Reformation und ergänzen den Hauptfilm. Sie sind in sich abgeschlossen und je nach Belieben einzeln oder in Kombination einsetzbar.


Folgende Module bietet die DVD:

·        Modul 1: Martin Luther (17 Minuten)

·        Modul 2: Reformation als Medienereignis (13 Minuten)

·        Modul 3: Reformation im Alltag (15 Minuten)

·        Modul 4: Reformation im Reich (18 Minuten)

·        Modul 5: Alltagsleben im Hause Luther (10 Minuten)

·        Modul 6: Gottesdienst heute im Dom zu Wetzlar (10 Minuten)


Das Modul 1 widmet sich dem Aushängeschild der Reformation – Martin Luther – und beschreibt sein Leben und Wirken. Im Modul 3 werden die Auswirkungen der Reformation auf das Alltagsleben der damaligen Zeit geschildert. Im Mittelpunkt stehen die Klöster und damit auch Katharina von Bora, die aus dem Kloster geflohen ist und anschließend Martin Luther geheiratet hat. Etwas mehr über das Familienleben von Martin Luther und Katharina von Bora erfährt man im Modul 5.


Zusatzmaterial


Auch zu dieser Folge gibt es wieder umfangreiche didaktische Begleitmaterialien, die auf der Website zum Download bereitstehen. Zum einen gibt es Material und Aufgaben zum Hauptfilm und den 6 Modulen. Dabei gliedern sich die Materialien in der Regel in Einstieg, Erarbeitung, Festigung und Vertiefung. Die Arbeitsblätter zur Erarbeitung und Festigung beziehen sich direkt auf das Filmmaterial. Es gibt auch einen didaktisch-methodischen Kommentar mit Anregungen für den Einsatz im Unterricht sowie Musterlösungen für die Arbeitsblätter. Zum anderen gibt es Methodenkarten zur Analyse und Interpretation von Bildern und Karten, zur Erstellung einer MindMap und zur Durchführung der Methoden Think-Pair-Share und Fishbowl.


Damit man das Begleitmaterial seinen individuellen Bedürfnissen einfach und zeitsparend anpassen kann, wäre es sehr vorteilhaft, wenn es das Material auch als veränderbare Word-Dokumente geben würde. 


Fazit


Die Folge zur Reformation bietet einen sehr anschaulichen und umfassenden Überblick über das Zeitalter der Reformation. Wie immer ergänzen und vertiefen die Module den Hauptfilm. Für den Einsatz im Geschichtsunterricht ist diese Folge sehr zu empfehlen.


(Rita Stachowitz ist Lehrerin für Geschichte und Gemeinschaftskunde an der 101. Oberschule Dresden „Johannes Gutenberg")

Guido Weber, Redaktion Praxis Geschichte November 6-2016


Dokumentarfilme und Dokumentarfilmsequenzen können in unterschiedlicher Funktion ein sinnvolles Medium im Geschichtsunterricht sein. In diesem modular gestalteten DVD/CD-Rom-Paket für die Sek. I findet sich auf Scheibe 1 ein 25-minütiger Hauptfilm zur „Reformation in Europa“ (Überblick) und sechs kürzere, aspektbezogene Filmmodule zur Reformation in Deutschland. Die Module behandeln Luthers Entwicklung, Lehre und Wirkung (16 Min.), die Reformation „als Medienereignis“ (13 Min.), „im Alltag“ (15 Min.) und „im Reich“ (18 Min.), den „Alltag im Hause Luther“ (10 Min.) sowie den evang. und kath. Gottesdienst im Vergleich (12 Min.).


Das präsentierte Filmmaterial ist für die Zielgruppe empfehlenswert, fachlich solide gemacht und in der Kombination von historischen Bildquellen, Bewegtbildern, Expertenstatements – bes. von B. Stollberg-Rilinger (Uni Münster) und Martin Trau (Lutherhaus Wittenberg) – ansprechend aufbereitet.


Deutlich differenzierter muss allerdings das Urteil zum didaktischen Begleitmaterial ausfallen, das sich in Form von PDFs auf Scheibe 2 des Paketes findet. Zum Hauptfilm und jedem Modul gibt es einen „didaktisch-methodischen Kommentar“, Aufgaben zu „Einstieg und Erarbeitung“, zur „Festigung“ der filmisch vermittelten Inhalte sowie 2 bis 3 Arbeitsblätter zur „Vertiefung“ spezifischer Themenaspekte. Hier findet sich aber unter etlichen gewitzten methodischen Ideen und trefflichen Materialien auch mancher zweifelhafte Zugriff auf Primärquellen und Darstellungen (z. B. etwa www.helles-koepfchen.de als Vertiefung der „Folgen der Reformation“).

Rezensiert für "Entwurf - Konzepte, Ideen und Materialien für den Religionsunterricht" 2-2016 von:

Pfarrer Dr. Andreas Reinert, Lehrer für Evangelische Religion am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Pfullingen (S. 63); Erscheinungsdatum: Juni 2016


Eine besondere Sache ist diese DVD mit didaktischem Begleitmaterial auf CD-ROM. Der Hauptfilm auf DVD zeigt die Reformation in Europa (25:27 Min.) und eignet sich hervorragend für den Einsatz im Unterricht. Er zeigt die Lage der Kirche und des Christentums vor der Reformation und stellt dann die drei wichtigsten Reformatoren (Luther, Zwingli, Calvin) vor. Was sonst im Religionsunterricht gerne ausgeblendet wird, kommt hier ebenfalls zur Sprache: Die Täuferbewegung in Münster, die Staatskirchen in Skandinavien und England sowie die Religionskriege, die schließlich in der Konfessionalisierung enden. Daneben gibt es noch sechs Module, die einzelne Aspekte vertiefen, und zwar zu Martin Luther (16:39 Min.), Reformation als Medienereignis (Propaganda, Luther-Bibel, 13:07 Min.), Reformation im Alltag (Klöster, Ehe und Familie, 14:38 Min.), Reformation im Reich (Städte, Bauernkrieg, Kaiser und Fürsten, 17:54 Min.), Alltagsleben im Hause Luther (9:52 Min.), Gottesdienst im Dom zu Wetzlar (9:44 Min.). Die DVD lässt sich über das Menü leicht steuern und kann problemlos eingesetzt werden, am besten natürlich mit einer interaktiven Whiteboard. Die Kurzfilme sind informative Zusammenstellungen aus Bildern, Filmmaterial, Interviews usw. und insofern kurzweilig. Auch als „Wiederholung“ der gesamten Reformations-Unterrichtseinheit (z. B. vor der Klassenarbeit) eignen sich der Hauptfilm und die Module. Das Begleitmaterial auf CD-ROM enthält zu jedem Filmabschnitt didaktisch-methodisches Material, das für Klasse 7/8/9 ausgelegt ist. Die Arbeitsblätter sind gut gestaltet und direkt einsetzbar. Meine Schülerinnen und Schüler haben die informativen und eindrücklichen Kurzfilme geschätzt. Als Anschaffung für den Fachbereich möchte ich das Werk sehr empfehlen.

Rezensiert für H-Soz-u-Kult von:

Arne Karsten, Seminar für Geschichte, Bergische Universität Wuppertal


„Renaissance“ und „Reformation“ – mit diesen beiden Schlüsselbegriffen wird gemeinhin Europas Aufbruch in die Moderne assoziiert. So ist es nur folgerichtig, dass die Reihe „Geschichte interaktiv. Das modulare Medienkonzept für den Unterricht“ neben der Renaissance [1] auch dem Zeitalter der Glaubensspaltung eine DVD widmet, die den umfangreichen historischen Stoff zugleich schülergerecht, unterrichtstauglich und auf dem Stand der heutigen historischen Forschung aufzubereiten sucht.


Der Auftakt der DVD lässt im ersten Moment nichts Gutes erwarten; zu dunkel-drohenden Klängen und lodernden Flammen verkündet ein Sprecher aus dem off: „Im Namen Gottes will der Prager Prediger Jan Hus Mitte des 15. Jahrhunderts die Kirche reformieren. Er wird als Ketzer verurteilt und lebendig verbrannt. Mit hartnäckigen Ketzern wie ihm macht die Kirche kurzen Prozess.“ „Oh je,“ denkt der Zuschauer, „alles wie gehabt, im finsteren Mittelalter“. Und einmal ganz abgesehen davon, dass Jan Hus nicht in erster Linie „Prediger“, sondern vor allem Theologie-Professor war, nicht „Mitte des 15. Jahrhunderts“, sondern 1415 verurteilt wurde und zwar nicht von „der Kirche“, sondern auf dem Konstanzer Konzil – fatal ist der erste emotionale Eindruck, den dieser Einstieg vermittelt, besonders deswegen, weil er das Bedrohungsszenario einer prätotalitären Unterdrückungsinstitution namens „die Kirche“ suggeriert, gegen die dann die tapferen Reformatoren ihren furchtlos-gewissenhaften Kampf aufnahmen, um die Menschheit aus den Fesseln finsterer Gedankenknechtschaft zu befreien und auf den goldenen Weg der Freiheit und des Fortschritts zu führen. Das ist nun natürlich nichts weiter als ein abgestandenes Klischee aus dem kulturkämpferischen 19. Jahrhundert und hat mit der historischen Realität nicht zu tun. Dass es bis heute in den Köpfen, anscheinend unausrottbar, präsent ist, verrät allerlei aus über unsere Gegenwart, nichts jedoch über die Lebenswirklichkeit der Menschen im Europa um 1500.


Dieser Auftakt der DVD ist insofern besonders bedauerlich, als er Befürchtungen weckt, die sich glücklicherweise ganz und gar nicht erfüllen. Im Gegenteil: Alles in allem bietet die DVD ein sorgsam differenziertes und nuanciertes, klug kommentiertes (vor allem von Barbara Stollberg-Rilinger) und anschaulich gestaltetes Bild einer Epoche, die in vielen Punkten unserer heutigen Lebenswelt sehr fremd geworden ist. Aber gerade deswegen kann ihre Rekonstruktion den Schülern dabei helfen zu verstehen, wie unsere Gegenwart sich aus der Vergangenheit heraus entwickelt hat, dass sie keineswegs „natürlich“, sondern in langfristigen Veränderungsprozessen entstanden ist.


Wie die Komplementär-DVD zur Renaissance ist auch „Die Reformation“ in einen Hauptfilm und (sechs) Module unterteilt, die ihrerseits in zwei bis fünf Kapitel gegliedert sind. Der Hauptfilm „Reformation in Europa“ enthält die Unterthemen: „Kirche und Christentum vor der Reformation“, „Reformatoren: Luther, Zwingli und Calvin“, „Täuferbewegung in Münster“, „Staatskirchen in Skandinavien und England“, „Religionskriege und Konfessionalisierung“. Deutlich wird schon an dieser Struktur, was die Darstellung, wechselnd zwischen off-Kommentaren vor dem Bildhintergrund (meist) historischer Abbildungen und Interview-Passagen, bestätigt: das erfolgreiche Bemühen, der Reformation in ihrer Komplexität gerecht zu werden, die unterschiedlichen theologischen Positionen der wichtigsten Reformatoren ebenso zu erläutern wie deren grundlegende gesellschaftliche und politische Auswirkungen und schließlich die jeweiligen Ausformungen, welche der Glaubenswandel in verschiedenen Regionen Europas fand. Aus „der Reformation“ werden unversehens verschiedene Reformationen.


Modul 1 „Martin Luther“ beschreibt nicht nur den Werdegang des Reformators, sondern erläutert unter anderem mit eindrucksvoller Präzision den für das Zeitalter der Glaubensspaltung so zentralen Zusammenhang zwischen religiöser Lehre und gesellschaftlichen Veränderungen; Modul 2 „Reformation als Medienereignis“ lässt die Auswirkungen des Zusammenspiels von Buchdruck und Glaubensstreit für die Entstehung der modernen Welt anschaulich werden; Modul 3 „Reformation im Alltag“ personalisiert gekonnt, indem es die Auswirkungen der Reformation auf die Lebenswirklichkeit der Zeitgenossen anhand zweier prominenter Frauen schildert: Luthers Ehefrau Katharina von Bora einerseits, andererseits Caritas Pirckheimer, Nürnberger Äbtissin und Schwester des berühmten Humanisten Willibald Pirckheimer. Es sind die vielleicht eindrücklichsten Passagen der DVD, in denen das Leben dieser Anhängerin des alten Glaubens (überzeugend kommentiert von Martin Schieber vom Nürnberger Verein „Geschichte für Alle“) beschrieben wird. Ihr Kampf um den Erhalt ihres Klosters und der einmal gewählten Lebensform lässt mit einem Mal eine in den Geschichtsbüchern den Schülern fast immer vorenthaltene Welt aufleuchten: diejenige nämlich der zahlreichen Gegner der durch die Reformation initiierten Veränderungen.


Modul 4 bietet mit den drei Kapiteln „Städte als Zentren der Reformation“, „Bauernkrieg“ sowie „Kaiser und Fürsten“ abermals einen im Wesentlichen gelungenen Überblick über die politischen Hintergründe und Folgen des Glaubensstreits; Modul 5 überzeugt als Exkurs für die Sekundarstufe I durch seine höchst plastische Beschreibung des Alltags im Hause Luther, nicht zuletzt durch die jugendgerechten Beschreibungen der Museumspädagogin Constanze Köppe. Die Schüler erfahren dabei unter anderem, dass sich die Reformation für den Reformator selbst auch wirtschaftlich gelohnt hat: Die Luthers wurden zu den größten Vieh- und Landbesitzern Wittenbergs, an der Tafel des Reformators waren häufig um die 50 Personen versammelt – nebenbei bemerkt: ungefähr das, was den Hofstaat eines mittleren römischen Kardinalshaushalts in dieser Zeit ausmachte.


Es entsteht mithin, sehr im Gegensatz zu den eingangs erweckten Erwartungen, ein facettenreiches Bild der Reformation, und zwar in einer Gestalt, die den Schülern die Auseinandersetzung mit der fernen Vergangenheit der Reformation leicht zu machen sucht. Möglicherweise wäre im Hinblick auf den präsentierten Stoff hier und da weniger mehr gewesen, mitunter kamen beim Rezensenten doch Zweifel auf, ob so manche Aussage haften bleiben kann. So etwa die (an sich ja richtigen und wichtigen) Hinweise darauf, dass selbst der blutige Bauernkrieg 1524/25 auch positive Folgen in Form der Verrechtlichung vieler Lehnsverhältnisse zeitigte – so etwas müsste wohl geduldiger und nachvollziehbarer erklärt werden. Auch ist die Präsentation des Stoffs insgesamt sehr erzählerisch, hier und da wäre ein stärkerer Einsatz zum Beispiel von Karten denkbar. Schließlich ist bedauerlich, dass die historischen Bilddokumente fast ausschließlich als Illustrationsmaterial eingesetzt werden – „Bilder als historische Quelle“ kommen leider zu kurz.


Doch das sind alles Einwände, oder eigentlich eher: Anregungen im Detail, die nichts am Gesamturteil ändern sollen, dass die mit reichem didaktischem Begleitmaterial ausgestattete DVD für die Beschäftigung mit der Reformation im Schulunterricht uneingeschränkt empfohlen werden kann.


Anmerkung:

[1] Anne Roerkohl / Carola Halfmann / Navina Kleemann, Die Welt um 1500 I – Renaissance, Münster 2012, vgl. die Rezension von Arne Karsten, in: H-Soz-u-Kult, 18.11.2013, <hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2013-4-137> (26.02.2014).


https://www.hsozkult.de/digitalreview/id/redig-20148 (30.09.2024)

Prüfsiegel PSM Data empfiehlt für DVD "Die Welt um 1500 II - Reformation" erhalten


Reform, Spaltung und Krieg


Die Dokumentationsreihe versteht sich als modulares Medienkonzept für den (Geschichts-)unterricht und genau das ist es auch. Die 19. Folge umfasst eine DVD mit 109 Min. Filmmaterial, verteilt auf einen Hauptfilm (25 Minuten) und sechs Film-Modulen zwischen 10 und 17 Minuten. Sowohl Hauptfilm als auch Module – sowie dessen Kapitel – lassen sich einzeln abspielen. Dies eignet sich hervorragend dazu, auch Teilaspekte gezielt im Unterricht anzusprechen. In den ersten Teilen der Reihe wurde eine DVD mit ROM-Teil in dem sich Materialien befanden, ausgeliefert. Heute gibt es neben der DVD eine komplette CD-ROM mit didaktischem Begleitmaterial dazu.


Der erste Teil dieser zweiteiligen Dokumentation zur Welt um 1500 widmete sich der prachtvollen Blütezeit der Renaissance, der Wiedergeburt antiken Wissens. Doch die Welt um 1500 ist auch aus konfessioneller Sicht im Umbruch. Hier setzt der zweite Teil der Dokumentation an: Als Luther mit seinen 95 Thesen Schlagzeilen macht, ahnt er nicht, dass er Deutschland und die Welt völlig verändern wird. Er brach an, um auf Missstände in der Kirche hinzuweisen. Er wollte Prunk, Verschwendung und Machtmissbrauch des Heiligen Stuhls beseitigen. Insbesondere im Blickpunkt der Kritik steht der Ablasshandel und damit die Ausnutzung der Leichtgläubigkeit der Menschen. Luther geht es nur um Glauben und die Worte Gottes aus der Bibel. Seine Lehren werden durch die Erfindung des Buchdruckes mit beweglichen Lettern über ganz Europa gestreut. Manchen gehen Luthers reformatorische Ansätze nicht weit genug und so veröffentlichen sie eigene Lehren, wie z.B. der Reformator Zwingli in Zürich. Zwingli lässt seine radikale Auslegung der Bibel öffentlich leben, Heiligenbilder entfernen und Kirchenlieder verbieten, während Luther Kirchenlieder verfasst. Die schweizerisch-reformierte Kirche wird begründet. Calvin wiederum will Askese und Zucht im öffentlichen Leben durchsetzen, auch durch Bestrafungen gegen unmoralische Gemeindemitglieder. Seine Lehren verbreiten sich bis nach Frankreich, England und in die Niederlande. Ferner werden die Gemeinschaft der Täufer, die die Erwachsenentaufe durchsetzen will und die Begründung der Anglikanischen Kirche unter Heinrich VIII. angesprochen. Damit wird im Hauptfilm der DVD ein Bogen über alle wesentlichen reformatorischen Strömungen und deren Lehren gespannt. Die Entstehung von Staatskirchen, die Konfessionalisierung sowie die konfessionelle Spaltung des damaligen Heiligen Römischen Reiches werden erläutert. Dies geht einher mit Unruhen und Religionskriegen, die noch lange nach der Reformation in Europa wüten. Hier wird über den Tellerrand geschaut und sich nicht wie (leider oft üblich) auf die lutherische Reformation beschränkt. Ein tadelloser Hauptfilm, der die zu vermittelnden Ursachen, den Verlauf und die Folgen der Reformation „kurz und knackig“ erklärt. Ob bewusst oder nicht: Die Historikerin Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger (Universität Münster) wirkt hier und in den Modulen sehr gut als wissenschaftliche Beraterin und beschreibt die historischen Sachverhalte sehr gut verständlich. Visuell unterstützt wird das Ganze durch Filmaufnahmen an historischen Schauplätzen, zeitgenössischen Grafiken und Karten.


Das erste Modul widmet sich der Person und dem Wirken Luthers. Aus dem Kritiker wird ein selbstbewusster Spötter und Reformator, der 1521 in Worms vor Kaiser Karl V. vorsprechen muss und nicht von seiner Lehre abweichen will, solange man ihn nicht durch die Heilige Schrift überzeuge. Dennoch wird die Reichsacht verhängt, Luther flieht. Luther verfolgt von seiner Zuflucht aus die Folgen „seiner“ Reformation.


Die Reformation als Medienereignis ist Inhalt des Zweiten Moduls. Die Luther-Bibel entwickelt sich durch die Erfindung des Buchdruckes zum größten Bestseller der Weltgeschichte. Gedruckte Worte und Bilder ermöglichen es, Propaganda über das Massenmedium Papier unter das Volk zu bringen. Der Papst wird als Antichrist dargestellt, der in der Hölle schmort. Dagegen wettert die katholische Kirche zurück, die ihrerseits Luther als Bestie darstellen lässt, um das lese- und schreibunkundige Volk auf seine Seite zu ziehen. Es wird gezeigt, wie sehr Flugblätter und Bücher die Reformation zum ersten großen Medienereignis der Geschichte machte.


In Modul 3 wird die Reformation im Alltag beleuchtet. Wie änderten sich das Leben und Bräuche in Klöstern? Im Zentrum: Die geflohene Nonne Katharina von Bora als Verfechterin der Reformation und die Gegnerin einer Zwangsreformation Caritas Pirckheimer. Daneben werden reformatorische Umbrüche, Rechte und Pflichten in Gesellschaft, Ehe und Familie beleuchtet. In den Städten rumort es. Viele Städte müssen den religiösen und sozialen Frieden wahren. Am Beispiel Nürnbergs wird die Einführung der lutherischen Reformation erklärt. Dort übernimmt der Stadtrat die kirchlichen Ämter und Besitztümer. Andere Städte und Regionen folgen. Zu den sozialen Unruhen auf dem Lande gesellt sich die Kritik an der Kirche. Bauern interpretierten Luthers Aussage, man sei nur Gott unterworfen als Zeichen, Sie wären frei und keine Leibeigenen. Es kommt zu Plünderungen und Zerstörungen. Der Bauernkrieg bricht aus.


Diese sich ausweitende Reformation im Reich, die Reaktionen des Kaisers und der Reichsfürsten ist Gegenstand des vierten Moduls. Erst der Augsburger Religionsfriede 1555 besiegelt die heute noch gültige Koexistenz des lutherischen und katholischen Glaubens. Doch bereits 1618 mündet der scheinbare Friede in einem großen europäischen Krieg. Besonders von Interesse sind die letzten zwei Module als Exkurse.


Im fünften Modul wird das Alltagsleben im Hause Luther, das Zusammenleben mit seiner Frau Katharina von Bora, deren Einrichtung, Nahrung und Hofhaltung geschildert, veranschaulicht mit Szenenbildern aus dem Lutherhaus in Wittenberg und erklärt durch die dortige Museumspädagogin Constanze Köppe.


Im letzten Modul wird der Gottesdienst heute im Dom zu Wetzlar gezeigt. Dort findet jeden Sonntag jeweils ein katholischer und ein evangelisch-lutherischer Gottesdienst statt. Ein schönes Modul, in dem der evangelische Pfarrer Björn Heymer und sein katholischer Kollege Christof Forst Gemeinsamkeiten und Gegensätze beider Glaubensrichtungen erklärend gegenüberstellen. Ein schönes ökumenisches Beispiel. Es ist bei den beiden Gemeinden unter einem Dach beispielhaft, wie sie voneinander lernen. Dies ist ein Exkurs, der gezielt auch für den Religionsunterricht genutzt werden kann und soll. Man hätte gerne mehr davon gesehen, aber das Modul hat alles bereits in 10 Minuten auf den Punkt gebracht.


Das didaktische Begleitmaterial ist gewohnt umfangreich. Es enthält zum Hauptfilm und zu den Modulen Materialien zu Einstieg, Erarbeitung und zur Vertiefung. Vom Buchstabengitter über Aufgaben zu literarischen Quellen und zu Bilderörterungen findet sich ein breites Spektrum an Aufgabenblättern und Methodenkarten. Zur Darstellung der Einsatzmöglichkeiten ist ein didaktisch-methodischer Kommentar angefügt. Auch sind wieder eine ausführliche Zeitleiste und Biografien der historischen Figuren sowie der in den Filmbeiträgen zu Wort kommenden Spezialisten dabei.


Kritikpunkte: Fehlanzeige. Man bekommt eine gute DVD mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten im Geschichts- und Religionsunterricht und äußerst gut verwendbare Materialien für den Unterrichtseinsatz. Der 19. Teil der Reihe „Geschichte interaktiv“ kann für durchaus akzeptable 49,90 € im Handel oder unter dokumentarfilm.com erworben werden.


Martin Knust

PSM-Data / HistoriaPRO


www.zum.de/psm/empf/psm_ardok_reforma.php (09.08.2013)

Martin Luther, Mönch und Theologe: Mit seiner Kritik will er die Kirche reformieren – nicht spalten. Doch genau das geschieht. Seine neue Glaubenslehre wird durch den Buchdruck verbreitet und verändert die Welt – bis heute. Der Hauptfilm schlägt einen Bogen von den Anfängen der Reformation in Wittenberg über ihre Ausbreitung in ganz Europa. Der Film veranschaulicht das Ende der katholischen Kirche als einzige, universale Kirche. Unterschiedliche theologische Glaubensvorstellungen sind jetzt in der Welt. Überall zeigt sich: Das Zeitalter der Konfessionalisierung ist extrem konfliktträchtig. Sechs Module zeigen die gewaltigen Auswirkungen der Reformation im Heiligen Römischen Reich: in den Städten, auf dem Land und im Alltag der Menschen. Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger von der Universität Münster übernahm die wissenschaftliche Beratung und bewertet im Interview die historischen Zusammenhänge aus aktueller Forschungsperspektive.


Kritik:


Wenn man sich in den Fächern Geschichte und Religion mit der Epoche der Reformation beschäftigt, kommt man um einen Namen nicht herum. Die Rede ist von Martin Luther. Kein Mann hat sowohl die Kirche, als auch den Staat, die Gesellschaft und in gewissem Maße auch die Politik beeinflusst, wie der Mönch und Theologe aus Eisleben. Da versteht es sich von selbst, dass ihm in der Reihe „Geschichte interaktiv“ eine eigene Episode gewidmet wird. Diese trägt den Titel „Die Welt um 1500 II – Reformation“.


Im Hauptfilm geht es um die „Reformation in Europa“. Hier zeigen die Autorinnen zunächst die Situation von Kirche und Christentum vor der Reformation auf. Dass die Reformation nicht nur von Luther getragen wurde, sondern auch Mitstreiter in anderen Ländern und Städten hatte, dafür stehen die Namen Huldrych Zwingli und Johannes Calvin, aber auch die Bewegung der so genannten „Widertäufer“ aus dem westfälischen Münster. Sie alle hatten ihre eigene Vorstellung von der „rechten“ Kirche und dem „rechten“ Glauben. Der Film wirft auch einen Blick in den Norden, wo die Staatskirchen in Skandinavien und England bis heute eine entscheidende Rolle spielen. Gleichzeitig wird deutlich, dass mit einer neuen Konfessionalisierung auch immer Religionskriege einhergehen.


Die sechs Module gehen dann vertieft auf den Hauptfilm ein bzw. ergänzen das Thema „Reformation“. Im ersten Modul geht es um Martin Luther und seinen Wandel vom Mönch zum glühenden Kritiker und Reformator sowie die Auswirkungen seiner Lehre bis in die Gegenwart. Im zweiten Modul steht die „Reformation als Medienereignis“ im Fokus der Betrachtung. So zeigen die Verantwortlichen, wie damals schon geschickt Propaganda eingesetzt wurde, um das Volk zu beeinflussen. Auch der Buchdruck, der für die Verbreitung der Lehre Martin Luthers die wichtigste Erfindung gewesen ist, wird in seiner Entwicklung dargestellt.


Wie sich die Reformation auf den Alltag niederschlug, darum geht es im dritten Modul. Denn auch die Klöster wurden natürlich von der Reformation beeinflusst ebenso wie die Ehe und die Familie. Welche Auswirkungen die Reformation für die Städte hatte bzw. warum die Städte so eine entscheidende Rolle für die Verbreitung der reformatorischen Idee spielten – dazu erfahren wir mehr im Kapitel vier. Modul fünf schließlich porträtiert Luther als Familienmenschen und zeigt den Alltag des Martin Luther. Die Episode schließt mit dem sechsten Modul, das vor allem im Religionsunterricht einsetzbar ist. Hier werden ein katholischer und ein evangelischer Gottesdienst im Dom zu Wetzlar gezeigt.


Die Modulinhalte werden wie immer von professionellen Sprechern erläutert. Darüber hinaus illustrieren zahlreiche zeitgenössische Darstellungen die Erläuterungen sowie Filmaufnahmen von historischen Orten und Bauwerken wie der Wartburg oder der Lambertikirche in Münster.


Selbstverständlich bietet die aktuelle Episode auch wieder hervorragendes Unterrichtsmaterial, welches gut eingesetzt werden kann. So gibt es beispielsweise einen Quellenauszug aus den „95 Thesen“ oder auch einen Auszug aus einem Gespräch Kardinal Cajetans mit Friedrich von Sachsen. Doch nicht nur Originalquellen werden den Schülerinnen und Schülern geboten. Auch Sekundärliteratur ist mit dabei. So lernen die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Quellen und Texte kennen, können ihren Wert einschätzen und kritisch mit ihnen arbeiten. Zu jedem Arbeitsblatt gibt es auch Fragen, die zum Teil operationalisiert sind. Ergänzt wird das Quellenmaterial durch Zeitleisten, Biographien, Methodenkarten, Literaturhinweisen und Internetlinks. Schön: Die CD-Rom läuft sowohl auf einem Windows-PC, als auch auf einem Apple Mac!


Fazit:


Wieder hat die dokumentARfilm eine hervorragende DVD samt erstklassigem didaktischen Begleitmaterial veröffentlicht, welches einen ausführlichen Einblick in das Leben Martin Luthers, der Reformation und ihrer Folgen gewährt. Einziger Kritikpunkt: Das Unterrichtsmaterial ist nicht binnendifferenziert. Vielleicht ist dies noch eine Anregung für die weiteren Folgen.


Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.


D. Stappen

https://www.inn-joy.de (02.07.2013)

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