Absolutismus II – Staatsbildung und Aufklärung

Geschichte interaktiv 23

Zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in einem medienorientierten Geschichtsunterricht. – Der Film hat einen sachlichen Stil und das richtige Tempo für den Unterricht.


Die folgenden Rezensionen beziehen sich auf die Erstveröffentlichung der Filme auf der DVD Absolutismus II – Staatsbildung und Aufklärung.

Rezensiert für H-Soz-Kult von: Sabrina Nowack, Neuere Geschichte, Philipps Universität Marburg


Das Thema Absolutismus gehört für die Schülerinnen und Schüler auf den ersten Blick vielleicht nicht zu den beliebtesten Inhaltsfeldern, die im Geschichtsunterricht behandelt werden. Doch bietet der Medieneinsatz eine Chance den Unterricht schülernah und anschaulich zu gestalten, was mit der vorliegenden Schul-DVD gelingen sollte. Anne Roerkohl verzichtet zwar auf Animationen und spielfilmerische Szenen und legt den Schwerpunkt auf historisches Bildmaterial, Schwenks über historische Gebäude, narrative Sequenzen und Experteninterviews, doch wirkt diese Aufmachung auf die Schülerinnen und Schüler im Gegensatz zur üblichen Quellen- und Schulbucharbeit motivierend. Zudem vermittelt die sachorientierte Darstellungsweise den wissenschaftlichen Anspruch des Materials, der zudem den aktuellen Forschungsstand wiedergibt. Letzteres wird mittels Interviewausschnitten von Historikerinnen und Historikern unterstrichen.


Die vorliegende DVD behandelt den Absolutismus im 18. Jahrhundert unter dem Einfluss der Aufklärung. Neben einem circa 30-minütigen Hauptfilm, der einen Überblick über die Ideen der Aufklärung und ihren Einfluss auf die Monarchen Friedrich II. von Preußen und Maria Theresia von Österreich gibt, wird das Angebot um vier Module, die im Unterricht unabhängig vom Hauptfilm eingesetzt werden können, erweitert. Die Module umfassen Filmmaterial von 12 bis 22 Minuten. Modul eins stellt den Monarchen Friedrich II. von Preußen in den Mittelpunkt, während Modul zwei seine Widersacherin Maria Theresia von Österreich thematisiert. Modul drei gibt einen Überblick über die Höfische Kultur, die Etikette, Mode und Feste zur Zeit des aufgeklärten Absolutismus. Modul vier behandelt am Beispiel des Wörlitzer Parks die Umsetzung des aufklärerischen Gedankens im Bereich des Garten-Landschaftsbaus in Abgrenzung zur barocken Gartenbaukunst.


Der Hauptfilm behandelt die Zeit des späten, aufgeklärten Absolutismus. Der Schwerpunkt des ersten Teils des Films liegt bei der Regentschaft Friedrichs II. von Preußen, der sich, fasziniert von dem modernen Gedanken der Aufklärung, mit großen Denkern und Philosophen, wie Voltaire, umgab. Friedrichs Selbstinszenierung als philosophischer König und als "Erster Diener des Staates" wird dabei besonders hervorgehoben. Der Film hebt sowohl auf Friedrichs Reformen, aber auch auf die Grenzen seiner Toleranz, die am Beispiel seines Umgangs mit der jüdischen Bevölkerung Preußens veranschaulicht wird, sowie auf sein zeitweises Zerwürfnis mit Voltaire ab.


Darüber hinaus stand Friedrichs Selbstanspruch eines aufgeklärten Landesherrn seine Kriegsführung gegen Österreich in Schlesien im Rahmen des Siebenjährigen Kriegs entgegen. Der Film verdeutlicht nicht nur die innereuropäischen Folgen dieses Krieges, sondern hebt auch auf seine globalen Auswirkungen - etwa in den Kolonien europäischer Großmächte - ab.


Der aufgeklärte Absolutismus in Österreich wurde vor allem von Kaiser Josef II., dem Sohn Maria Theresias, vorangetrieben. Zum Leidwesen seiner streng katholischen Mutter strebte der aufgeklärte Rationalist eine Umgestaltung der politischen Verhältnisse in seinem Land an. Zudem empfand Josef II. tiefe Bewunderung für Friedrich II. von Preußen – dem Widersacher seiner Mutter. Trotz allen Reformwillens sollte nach Josefs Willen die Macht jedoch beim Machthaber bleiben und sein Herrschaftsanspruch nicht infrage gestellt werden. Am Ende scheiterte diese "Revolution von oben".


Der Hauptfilm vermittelt am Ende einen Ausblick auf die Französische Revolution, die jedoch in eine Schreckensherrschaft mündete. Sowohl hier, als auch an anderen Stellen bietet der Film zahlreiche Anknüpfungspunkte zu weiteren Aspekten der Zeit des Absolutismus oder anderen Inhaltsfeldern des Geschichtsunterrichts.


Im Modul eins über Friedrich II. von Preußen werden Schwerpunkte auf dessen Jugend und Erziehung sowie seine Kriege und Reformen gelegt. Der Roerkohl-Produktion gelingt es hierbei den Monarchen anhand seiner Eigenschaften als Krieger und Künstler sowie als Aufklärer und Alleinherrscher als ambivalente Figur darzustellen - Ein "König mit Licht und Schatten".


Einen ähnlichen Aufbau weist das Modul über Maria Theresia auf, das ebenfalls in drei Kapitel gegliedert ist. Hervorgehoben wird einerseits der ungewöhnliche Weg zur Regierungsübernahme der Regentin und der Einfluss, den Maria Theresias Geschlecht auf ihre Wahrnehmung im politischen Europa hatte. Andererseits wird sie als starke Herrscherin dargestellt, die weder Kriege noch Reformen scheute und dabei geschickt taktierte. Damit erscheint auch Maria Theresia als widersprüchliche Figur, die einerseits Neuerungen durchsetzte und andererseits, wenn auch aus der Ferne, als selbstbewusste Kriegsherrin auftrat.


Über das jährlich stattfindende Barockfest in Gotha wird in Modul drei in das Thema "Höfische Kultur" eingeführt. Mit Hilfe von Aufnahmen dieses Fests wird den Schülerinnen und Schülern sehr anschaulich ein Überblick über die Bedeutung bestimmter Kleidungsstücke, die "Fächersprache" oder auffälliges Makeup gegeben.


Der Schwerpunkt des vierten Moduls liegt auf der Umsetzung des aufklärerischen Gedankens im Bereich des Gartenbaus. So galt der Wörlitzer Park in der Zeit der Aufklärung als Idealbild eines Landschaftsgartens. Dabei fungierte der englische Garten-Landschaftsbau als Vorbild für den Park, der im Sinne einer "Ästhetik der Freiheit" angelegt war. Im Gegensatz zu den Barockgärten sollten Natur und Kunst im Gleichgewicht sein. Durch aktuelle Aufnahmen und zeitgenössische Darstellungen sowie Vergleiche mit Barockgärten werden den Schülerinnen und Schülern die zentralen Merkmale dieser Gartenbaukunst aufgezeigt und Verbindungen zum aufgeklärten Absolutismus hergestellt.


Die DVD bietet ein übersichtliches Menü, das auch den Zugriff auf einzelne Kapitel der insgesamt fünf Filme, die mit treffenden Überschriften versehen sind, erlaubt. So ist der Hauptfilm beispielsweise in fünf Kapitel gegliedert. Dies erleichtert den gezielten Medieneinsatz im Unterricht. Daneben ist das gesamte Material der DVD sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache aufbereitet worden.


In den Modulen finden sich zudem zahlreiche Anknüpfungspunkte zum Hauptfilm, was einen flexiblen und aspektorientierten Einsatz im Unterricht ermöglicht. Der identische Aufbau der Module eins und zwei sowie die Gegenüberstellung der Monarchen Friedrich II. und Maria Theresia lassen einen direkten Vergleich der Herrschaftspraxen zu. Darüber hinaus werden komplexe Verbindungen zwischen Herrscherhäusern und Bündnisse sowie ihre Veränderungen - wenngleich didaktisch reduziert - gut und funktional über Grafiken und bebilderte Cluster veranschaulicht.


Ein umfangreiches PDF-Dokument ergänzt das Angebot der DVD. Dieses didaktische Begleitmaterial beinhaltet weitere Materialien und Arbeitsaufträge zu den einzelnen Filmen und ist als Web-Download erhältlich. Für den bilingualen Geschichtsunterricht enthalten die Begleitmaterialien lediglich Glossaries und englische Sprechertexte zu den Filmen.


Wenngleich die DVD aufgrund ihrer didaktischen Reduktion lediglich einen kleinen Ausschnitt der Geschichte des aufgeklärten Absolutismus zeigt, sich dabei auf zwei Herrscherpersönlichkeiten konzentriert und sich damit hauptsächlich auf Preußen und Österreich beschränkt, bieten die Filme zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in einem medienorientierten Geschichtsunterricht in deutscher und englischer Sprache. Ihre Stärken liegen in ihren Einsatzmöglichkeiten in der Mittel- und Oberstufe und ihrem Potenzial für einen passgenauen Einsatz in das Unterrichtsgeschehen. Darüber hinaus bietet das Material zahlreiche Anknüpfungsmöglichkeiten an andere Inhaltsfelder des Geschichtsunterrichts, wie beispielsweise die Französische Revolution oder den europäischen Imperialismus.


https://www.hsozkult.de/digitalreview/id/redig-26031 (04.10.2024)

Geschichte interaktiv: Absolutismus II

von Matthias Schmid


Mit dem zweiten Teil der Doppelfolge zum Absolutismus rückt der Aufgeklärte Absolutismus und die Staatsbildung im 18. Jahrhundert in den Mittelpunkt. Sowohl im knapp 30-minütigen Hauptfilm als auch in den beiden danach folgenden gut 20-minütigen Modulen wird dies anhand der beiden Großen der Zeit, Friedrich II. von Preußen und Maria Theresia von Österreich, exemplifiziert. Die beiden letzten Module beschäftigen sich schließlich mit der höfischen Kultur des Barocks sowie mit der ästhetischen Repräsentation des aufgeklärten Absolutismus im Wörlitzer Park.


Auf zeitgemäße Art und Weise gelingt es auch in dieser Folge die durchaus schwierig zu fassende Epoche des aufgeklärten Absolutismus ins Bild zu setzen. Als filmisches Leitmotiv setzen die Macher dabei auf eine in zeitgenössischen Stichen immer wieder zu sehende Wolken- und Lichtsymbolik, welche zumindest im Hauptfilm immer wieder aufgegriffen wird. Daneben arbeitet der Film immer wieder mit Überblendungen, so dass Bildelemente geschickt kombiniert werden, wodurch eine bildlich lebendige Narration entsteht. Auch ein fast schon bilderbuchartiges Abfilmen von Gemälden oder das Hinein- und Hinauszoomen aus denselben ist in diesem Zusammenhang zu nennen. Denn dadurch werden nicht nur einzelne Teile in den Fokus gerückt, sondern auch die Lebendigkeit der filmischen Präsentation gesteigert. Auffällig ist nicht zuletzt die atmosphärische Hintergrundmusik sowie die modern wirkenden Schnittfolgen, die rein gar nichts mehr mit dem zu Klischee eines langweiligen Unterrichtsfilms zu tun haben.


Inhaltlich setzt der Film ebenfalls auf die Karte "Lebendigkeit", indem die beiden prägenden Herrschergestalten der Zeit, Friedrich II. von Preußen und Maria Theresia von Österreich, ins Zentrum gerückt werden. Denn diese bieten genügend Identifikationspotenzial für eine schülergemäße Umsetzung. Auch das exkursartige Modul zum Wörlitzer Park eignet sich hervorragend, um die Ästhetik und damit auch die Ideen der Aufklärung plastisch ins Bild bringen. Im Stile einer "Living History" wird außerdem die höfische Kultur des 18. Jahrhunderts anhand des jährlich stattfindenden Barockfestes in Gotha im wahrsten Sinne des Wortes gegenwärtig. 


Für den notwendigen fachlichen Hintergrund sorgen vor allem die interviewten Fachexperten Jürgen Luh (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten), Ewald Frie (Universität Tübingen) sowie Barbara Stollberg-Rillinger (Universität Münster). Für den Exkurs zum "aufgeklärten Absolutismus im Wörlitzer Park" konnte zudem Uwe Quilitzsch (Kulturstiftung Dessau/Wörlitz) gewonnen werden.


Das auf der Homepage zur Verfügung gestellte Unterrichtsmaterial zeichnet sich vor allem durch eine große Vielfalt aus. Neben analytischen Arbeitsaufträgen, die sehr konkret formuliert sind, finden sich hier auch zahlreiche kreativere Aufgabenformen wie die Gestaltung eines Flugblattes, Lexikonartikels oder Merkblattes. Im Gegensatz zu manch anderen Filmen der Reihe ist nahezu durchgehend ein expliziter Filmbezug erkennbar, was auch in den Aufgabenstellungen zum Ausdruck kommt. Sehr gelungen ist, dass zudem vor der Filmbetrachtung die "Vorentlastung" als Grundprinzip neu in das Methodenrepertoire der Reihe aufgenommen wurde.


FAZIT: Erneut wird die Reihe den selbst gesetzten Ansprüchen mehr als gerecht. Auf zeitgemäße Art und Weise wird dabei sogar eine filmisch schwieriger zu fassende Epoche wie der Aufgeklärte Absolutismus souverän ins Bild gesetzt und mittels durchgehend auf den Film eingehender Arbeitsaufträgen erschlossen.



lbib.de/Absolutismus-II-Staatsbildung-und-Aufklaerung-92638 (04.10.2024)

Während sich die DVD „Absolutismus I“ (Geschichte interaktiv 22) unter der Überschrift „Konfessionelles Zeitalter und Staatsbildung“ mit dem Phänomen des Absolutismus im 17. Jahrhundert beschäftigt, ist die DVD „Absolutismus II (Geschichte interaktiv 23) dem Thema „Staatsbildung und Aufklärung“ gewidmet und stellt somit eine inhaltliche Fortführung dar. Alle Filme sind jeweils auf Deutsch und Englisch verfügbar. Didaktische Zusatzmaterialien sind als Download verfügbar und zeigen, wie die Filme und Materialien teilweise schon in der Sekundarstufe I eingesetzt werden können. Diese umfassen Vorschläge zur konkreten Unterrichtsplanung sowie Ideen für Sozialformen. Zur Erschließung der Filme stehen Zuordnungsübungen zur Verfügung. Aussagen und Beurteilungen von Historikerinnen und Historikern ermöglichen vertiefende Bewertungen. Für den Geschichtsunterricht auf Englisch stehen zu jedem Film ein Transkript der gesprochenen Texte und ein Glossar zur Verfügung.



Die DVD ist in einen Hauptfilm und vier Module unterteilt. Der Hauptfilm befasst sich mit der Staatsführung durch Friedrich II. von Preußen und Maria Theresia von Österreich. Dabei wird verdeutlicht, wie Ideen der Aufklärung des 18. Jahrhunderts in die Politik eindringen: in Preußen beispielsweise durch die Förderung von Kunst und Wissenschaften, religiöse Toleranz und staatliche Reformen. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass Krieg weiterhin ein Mittel der Politik ist.



Die beiden Monarchen Friedrich II. von Preußen und Maria Theresia von Österreich werden in Modul 1 und 2 vertiefend vorgestellt. Anhand der jeweiligen Biographie werden Einflüsse durch Erziehung einerseits und Aufklärung andererseits erkennbar. Dabei werden auch Unterschiede deutlich: Friedrich, der an der französischen Aufklärung beeinflusste Intellektuelle einerseits, Maria Theresia, die pragmatische Politikerin andererseits. Es werden jeweils auch Widersprüchlichkeiten dargestellt, beispielsweise die Haltung gegenüber den Juden und Maria Theresias Haltung gegenüber den Protestanten. Für beide haben Einfluss und die Sicherung der Staatseinnahmen, auch mit militärischer Gewalt, oberste Priorität. Auf dieser Grundlage können Schülerinnen und Schüler eine differenzierte Bewertung vornehmen, wie aufgeklärt der „aufgeklärte Absolutismus“ wirklich war.


Das Thema „Höfische Kulturen – Etikette, Mode und Feste“ in Modul 3 bezieht sich nicht speziell auf den aufgeklärten Absolutismus, sondern kann auch als Vertiefung zum Absolutismus allgemein verwendet werden. Die Vertiefung durch dieses Modul ermöglicht ein Verständnis der absolutistischen Ständeordnung und die vergleichende Frage nach Etiketten in unserer heutigen Gesellschaft. Im Modul 4 geht es um den Wörlitzer Park. In der Gestaltung lassen sich sowohl aufklärerische Leitmotive als auch klassizistische und italienische Vorbilder finden. Der große Vorteil dieses Moduls ist, dass an einem konkreten Beispiel die aufklärerischen Reformbemühungen eines Monarchen veranschaulicht werden.



Fazit: Durch den modularen Aufbau und die variabel einsetzbaren Zusatzmaterialien eignet sich die DVD für unterschiedliche Anspruchsniveaus von der Sekundarstufe I (etwa ab 8. Klasse) bis zur Sekundarstufe II im Grund- und Leistungskurs, wobei sich die Unterrichtsvorschläge eher auf die Sekundarstufe I beziehen. Für vertiefende Materialien für ältere Schülerinnen und Schüler, z. B. längere Textquellen und vertiefende Historikertexte, müssen Geschichtsbuch oder andere Materialien herangezogen werden. Die Länge der Filme eignet sich gut für den praktischen Einsatz, weil innerhalb einer Schulstunde noch Zeit zur Nachbesprechung oder vertiefenden Weiterarbeit bleibt. Die Form der Darstellung ist einerseits anschaulich, andererseits auch historisch differenziert. Die Filme sind im Gegensatz zu vielen TV-Dokus weder langatmig noch reißerisch, sondern haben einen sachlichen Stil und das richtige Tempo für den Unterricht. Die Filme der DVD sind sowohl zum Einstieg in eines der Themen als auch für eine abschließende Zusammenfassung sehr gut geeignet.


spacewater.blogspot.de/2016/03/geschichte-interaktiv-23-absolutismus.html (04.10.2024)


(Christoph Terno unterrichtet Evangelische Religion, Ethik und Geschichte an der Lahntalschule Biedenkopf, einem Gymnasium in Hessen)

Die 23. Ausgabe der Anne Roerkohl Dokumentarfilmreihe beschäftigt sich mit dem sehr komplexen Thema des Absolutismus. Der Schwerpunkt des Films liegt auf der Staatsbildung und der Aufklärung. Während im ersten Teil (22. Ausgabe) das Hauptaugenmerk auf dem Absolutismus unter Ludwig XIV. liegt, wird nun die Aufklärung und ihre Auswirkungen auf unterschiedliche Staaten herausgearbeitet.


In gewohnter Weise wird ein Hauptfilm angeboten, der die Thematik „Aufgeklärter Absolutismus und Staatsbildung“ sehr kompakt darbietet. In vier weiteren Modulen werden „Friedrich II. von Preußen“, „Maria Theresia von Österreich“, „Höfische Kultur – Etikette, Mode und Feste“ sowie „Aufgeklärter Absolutismus im Wörlitzer Park“ thematisiert. Eine Sammlung an didaktischem Begleitmaterial schließt auch diese Reihe ab.


Der Hauptfilm zeigt sehr kompakt alles wichtige zum Thema „Aufgeklärter Absolutismus“. Dabei wird vor allem die Person Friedrichs II. in den Mittelpunkt gerückt. Seine aufgeklärte Haltung und seine Toleranz werden ausführlich besprochen. Ebenso werden die Grenzen aufgeklärten Handelns herausgearbeitet und dem Zuschauer verständlich dargeboten. Die Schlesischen Kriege und die Person Maria Theresia von Österreich werden in dem Hauptfilm ebenfalls thematisiert. Dass Krieg ein akzeptiertes Mittel zur Durchsetzung von Macht war, wird ebenfalls deutlich herausgestellt. Allerdings birgt der Versuch, ein sehr komplexes Thema in ca. 30 Minuten darzustellen, auch Gefahren für den Unterricht. Während der Hauptfilm mit Vorkenntnissen in der Sekundarstufe II uneingeschränkt eine Bereicherung ist, könnte für die Schüler der Sekundarstufe I dieser Film eine Überforderung darstellen. Als Festigung im Abschluss einer Unterrichtseinheit zu diesem Thema ist der Hauptfilm durchaus einsetzbar. Eine Erarbeitung mit Hilfe der einzelnen Module und dem guten Begleitmaterial, ist aber meiner Meinung nach eine bessere Lösung und eine Bereicherung für den Unterricht und eine Erleichterung für jeden Lehrer.


(Arne Cohrs ist Lehrer für Deutsch, Geschichte und Philosophie am Gymnasialen Schulzentrum „Fritz Reuter“ in Dömitz)

Der zweite Teil der Doppelfolge zeichnet die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im Europa des 18. Jahrhunderts bis zur Französischen Revolution nach. Als Form der Herrschaft etabliert sich der aufgeklärte Absolutismus. Monarchen wie Friedrich II. und Maria Theresia legitimieren ihre Vorstellung von Herrschaft jetzt mit einzelnen Ideen der Aufklärung.


Der Hauptfilm gibt einen Überblick über die Ideen der Aufklärung und ihre staatliche Umsetzung in Preußen und Österreich. Zudem zeigt er, dass Krieg ein wesentliches Mittel der Politik ist. Jeder Staat will im europäischen Mächtekonzert mitspielen – die Untertanen werden nicht gefragt.


Die Module beschäftigen sich mit Leben und Herrschaft von Friedrich II. und Maria Theresia. Daneben thematisieren sie die Lebenswelt der Menschen: Am Beispiel des Barockfestes im thüringischen Gotha wird das höfische Leben um 1750 nachgezeichnet, Perücken und Fächersprache inklusive. Außerdem stellen wir den aufgeklärten Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau und sein Wörlitzer Gartenreich vor.


Rezension: 


Nachdem sich der erste Teil des Themas „Absolutismus“ mit dem Komplex des „konfessionellen Zeitalters“ und der „Staatsgründung“ befasst hat, knüpft der aktuelle zweite Teil unmittelbar an. In Folge 23 der Reihe „Geschichte interaktiv“ stehen vor allem die beiden historischen „Erzfeinde“ Maria Theresia und Friedrich der Große (der „alte Fritz“) im Fokus. Wie beide aufwuchsen, wie sie ihre Rolle im Staat verstanden, wie sie Reformen einführten und dennoch den Krieg als legitimes Mittel zum Zweck sahen – all das wird in dieser Folge beleuchtet.


Zur Wort kommen als Experten unter anderem Barbara Stollberg-Rilinger von der Universität Münster, Ewald Frie von der Universität Tübingen und Jürgen Luh von der Stiftung Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.  


Der Hauptfilm – wie immer unterteilt in verschiedene Unterkapitel und frei anwählbar – gibt einen umfassenden Überblick über die Ideen der Aufklärung und stellt den Unterschied zwischen einem „klassischen“ absolutistischen Herrscher und einem „aufgeklärten“ Monarchen dar. Fragen wie „Woher kommt der aufgeklärte Absolutismus?“ und „Was bedeutet dieses Denken überhaupt für Adel und Staat?“ erklärt der Hauptfilm ebenso wie die Rolle der Bevölkerung in einem Staat wie Preußen und Österreich. 


Darüber hinaus wird der Hauptfilm – wie wir es bei allen bislang erschienenen Folgen von „Geschichte interaktiv“ schätzen – nicht mit trockenen und wissenschaftlichen Abhandlungen präsentiert. Stattdessen erläutern die Experten historische Zusammenhänge so, dass es auch Schülerinnen und Schüler sowie generell historisch interessierte Zuschauer diese leicht nachvollziehen können. Unterstützt werden die wissenschaftlichen Erläuterungen durch kleine Spielszenen, historische Karten, Kupferstiche, Denkmäler etc. sowie zwei professionellen Sprechern, die die Aufnahmen kommentierend begleiten. 


Die fünf Module gehen vertiefend auf den Hauptfilm ein, ergänzen und weitern diesen mit weiteren Aspekten und können sehr gut einzeln im Schulunterricht eingesetzt werden. Das erste Modul befasst sich mit Friedrich II. von Preußen. Seine Jugend und Erziehung, die ihn extrem geprägt haben und aus denen auch seine spätere Haltung in Bezug auf Staat und Herrschaft erklärbar sind, seine Kriege, mit denen er Preußen nach innen und außen stärkte und die von ihm angestrebten und durchgeführten Reformen werden vorgestellt. Parallel hierzu ist Modul zwei nach demselben Schema aufgebaut. Hier geht es um Maria Theresia von Österreich. Im dritten Modul bewegt sich die Betrachtung des aufgeklärten Absolutismus weg von der Politik und hin zu den Höfen der Herrscher. Hier stehen in einem Exkurs die „Höfische Kultur“ anhand von Etikette, Mode und Feste im Zentrum des Moduls. Die DVD schließt mit einem weiteren Exkurs. Der „Wörlitzer Park“ steht hier als Beispiel für den aufgeklärten Absolutismus. Denn auch die Präsentation und die Optik der opulenten Parkanlagen haben sich mit der beginnenden Durchsetzung der Aufklärung verändert. 


Wie schon die letzten DVDs, so ist auch die aktuelle Folge 23 für den bilingualen Unterricht nutzbar. Auch Unterrichtsmaterial zum Thema ist vorhanden. Dieses liegt auf der Homepage zum Download vor. Es bietet vertiefendes Quellenmaterial, Beobachtungsaufgaben zu den Modulen und anderes mehr.


Fazit: 


„Absolutismus II – Staatsbildung und Aufklärung“ bietet erstklassig erarbeitete Module, die sowohl in der Mittelstufe als auch der Oberstufe eingesetzt werden können, um Unterrichtseinheiten zu sichern, zu vertiefen oder Problemstellungen aufzuwerfen. Wieder einmal absolut hervorragend und eine ganz klare Kaufempfehlung unsererseits.  


Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.


Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei dokumentARfilm für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.


D. Stappen


https://inn-joy.de/movies/dvd-reviews/1298-gi-folge-23-absolutismus-ii-staatsbildung-und-aufklaerung (04.10.2024)

Mein Interesse an den DVDs von Anne Roerkohl rührt daher, dass ich nach geeigneten Dokumentarfilmen für den Einsatz im Geschichtsunterricht Ausschau hielt und ich mit den herkömmlichen Produktionen, etwa des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, meist nur bedingt zufrieden war. Allzu oft erschienen mir die TV-Produktionen zu plakativ, zu oberflächlich, zu effekthascherisch. Sie werden nun einmal nicht gezielt für die unterrichtliche Verwendung hergestellt und folgen daher anderen Konventionen und richten sich an anderen Zielgruppen aus – auch wenn einmal wie im Falle der ZDF-Reihe „Die Deutschen“ didaktisches Begleitmaterial dazu ersonnen wird. Das ist völlig legitim und kann punktuell auch im Unterricht fruchtbar gemacht und reflektiert werden. Als optimale und regelmäßige Bereicherung des Unterrichts eignen sie sich allerdings nicht. Hier verspricht die Reihe „Geschichte interaktiv“ nun seit einiger Zeit Abhilfe. Die Vorzüge der von Anne Roerkohl produzierten DVDs möchte ich am Beispiel der neuesten Ausgabe, dem zweiten Teil zur Epoche des „Absolutismus“, anhand einiger Schlagworte kurz abhandeln.


-        Die Laufzeit der einzelnen Filmmodule:


Die Filme auf der DVD zum „aufgeklärten Absolutismus“ sind zwischen ca. 12 und ca. 30 Minuten lang und damit auch in einer Schulstunde von 45 Minuten gut einsetzbar. Selbst das vollständige Betrachten des Hauptfilms lässt nämlich noch ausreichend Zeit für die Nachbesprechung des Gesehenen oder die Weiterarbeit mit dem Gelernten. Nur dann ist ein Filmeinsatz auch sinnvoll. Ohne begleitende (Beobachtungs-)Aufträge und die Anschlusskommunikation würden die Bilder an den meisten Schülerinnen und Schülern vermutlich nur „vorbeirauschen“.


-        Die benutzerfreundliche Bedienbarkeit:


Leider keine Selbstverständlichkeit ist das problemlose Abspielen und Bedienen von Unterrichtssoftware. Auf den Smartboards meiner Schule laufen die Produktionen von Anne Roerkohl jedoch einwandfrei. Die Navigation durch die Menüs ist wegen der übersichtlichen Gestaltung intuitiv möglich. Schade, dass das Begleitmaterial nicht auch auf der DVD enthalten ist und erst heruntergeladen werden muss. Noch komfortabler wäre es, wenn man keinen weiteren Datenträger benötigte, um die Arbeitsblätter gemeinsam betrachten und besprechen zu können.


-        Die modularisierte Struktur der DVDs:


Die Aufteilung in Module ist sehr gelungen. Jeder Themenblock kann für sich stehen und erlaubt damit flexible und individuelle Schwerpunktsetzungen durch die Lehrkraft. Dennoch ist es empfehlenswert, zuerst den Hauptfilm zu schauen und danach eventuell mit weiteren Modulen fortzufahren. Für einen Geschichts-Leistungskurs etwa taugt das Modul „Aufgeklärter Absolutismus im Wörlitzer Park“ (Modul 4) hervorragend als Fallbeispiel und Vertiefung. Je nach zur Verfügung stehender Zeit kann auch den Protagonisten Friedrich II. von Preußen (Modul 1) und Maria Theresia von Österreich (Modul 2) sowie der höfischen Kultur im Ganzen (Modul 3) zusätzliche Aufmerksamkeit gewidmet werden.


-        Die wissenschaftlich seriöse Aufbereitung der Inhalte:


Die Filme sind nie reißerisch, sondern setzen sich differenziert und soweit ich das beurteilen kann auf dem aktuellen Stand der Forschung mit den Inhalten auseinander. Ein untrügliches Indiz dafür ist die Einbindung renommierter Experten wie Barbara Stollberg-Rilinger, die auch tatsächlich zu dem betreffenden Thema forschen und publizieren. Die Sprache der Beiträge ist stets klar und war auch für meinen Kurs der Jahrgangsstufe 8 (Gymnasium) jederzeit verständlich.


-        Die facettenreiche und anschauliche Auswahl der Inhalte:


Lobenswert ist auch, dass neuere kulturwissenschaftliche Ansätze und Akzente aufgegriffen werden, so zum Beispiel im Modul zur „höfischen Kultur“, das mit den Informationen zu „Etikette, Mode und Feste[n]“ aus Sicht der Schülerinnen und Schüler als das spannendste eingestuft wurde. Den Herausgebern sei Dank, dass hier nicht nur ein ereignisgeschichtlicher Durchgang geboten wird, sondern auch andere Zugänge möglich sind. Das DVD-Material erlaubt also sowohl eine rasche Zusammenfassung der großen Zusammenhänge (Hauptfilm), wenn es einmal schneller gehen muss, als auch das intensive Sich-Einlassen auf speziellere Aspekte in den Teilmodulen, die wiederum ein breites Spektrum abdecken.


Gelungen ist auch die Exemplarität der Inhalte. An einzelnen Personen oder Orten der Geschichte werden übergeordnete und übergreifende Entwicklungen und Zustände fassbar und greifbar. Darin liegt die Stärke auch des letzten DVD-Beitrages zum „Wörlitzer Park“, der eben keine regionalgeschichtliche Belanglosigkeit zum Besten gibt, sondern das „Große im Kleinen“ verdeutlicht.


-        Das didaktische Begleitmaterial:


Das Begleitmaterial ist im Vergleich zu älteren Ausgaben der „Geschichte interaktiv“-Reihe mittlerweile stark verbessert, weil vielseitiger und aufschlussreicher kommentiert. Das PDF-Portfolio bietet einen Mix aus Aufgaben und Materialien, die sich direkt auf die Filme beziehen, und darüber hinausgehenden Quellen und Darstellungen. Die Arbeitsaufträge sind abwechslungsreich und bedienen unterschiedliche Leistungsniveaus. Vom Multiple-Choice-Fragebogen über die Zuordnung von Bildern bis hin zur gründlichen Auseinandersetzung mit schriftlichen Quellen wird einiges offeriert. Lösungen dazu und Methodenkarten finden sich im Anhang.


Ergänzt werden könnten in Zukunft vielleicht noch längere Beiträge (Auszüge aus Aufsätzen oder Monografien) der zu Wort kommenden Experten sowie Hintergründe zu ihrer Forschungsarbeit: Welche Ansätze verfolgen sie? Wie arbeiten sie? usw. usf. Soweit ich das überblicke, werden momentan vorwiegend Transkriptionen der Film-Interviews aufgegriffen.


Lohnenswert wäre auch eine zumindest punktuelle Einbindung von Aufgaben, die den Aufbau und die Anlage der Filme selbst zum Thema machen. Das wäre eine schöne Ergänzung für leistungsstarke Lerngruppen und könnte im Sinne der Transparenz auch einen Einblick in die Arbeit der Produzenten von Unterrichtsmaterial gewähren: Warum werden eigentlich welche Themen gewählt? Wonach richten sich Entscheidungen zum Einsatz von Bild und Ton? Wie sollen die Inhalte aufbereitet sein? Was sind hier leitende Kriterien?


Insgesamt ist auch die neue DVD der Reihe „Geschichte interaktiv“ wieder überaus gelungen. Alte Stärken in der Struktur und Aufbereitung der Filmbeiträge zeigen sich abermals, auch das Begleitmaterial wird immer anspruchsvoller. Einziger Wehmutstropfen bleibt der relativ hohe Preis. Bei nunmehr 23 Ausgaben – teilweise mehrere zu einem Themenkomplex (2 zum Absolutismus, 3 zum Nationalsozialismus) – dürfte die gemeinschaftliche Anschaffung innerhalb der Fachschaft oft der bevorzugte Weg sein. Wie wäre es mit Kombi-Paketen (alle DVDs zu einem Thema) zu günstigeren Konditionen oder ermäßigten Tarifen für Referendare. Gerade junge Lehrkräfte sind den neuen Unterrichtsmedien gegenüber sehr aufgeschlossen, ihre finanziellen Möglichkeiten in der Ausbildungszeit aber auch sehr eingeschränkt. Es wäre schließlich wünschenswert, wenn „Geschichte interaktiv“ an möglichst vielen Schulen zum Einsatz kommt.

 

Verfasst von: Daniel Schuster, Lehrkraft für die Fächer Deutsch und Geschichte an Gymnasien

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