Mittelalter I – Das Frühmittelalter

Geschichte interaktiv 24

Eine hervorragende Aufbereitung historischen Wissens. – Hier wird kein klischeehaftes Bild des Mittelalters vermittelt. – Hervorragend visuell in Szene gesetzt.


Die folgenden Rezensionen beziehen sich auf die Erstveröffentlichung der Filme auf der DVD Mittelalter I – Das Frühmittelalter.

Rezensiert für H-Soz-Kult von:

Claudia Deglau, Berlin


Das Mittelalter ist integraler Bestandteil moderner Geschichtskultur, es erscheint uns gleichzeitig „nah“ und „fern“. Bevor Schülerinnen und Schüler im Unterricht mit der Epoche konfrontiert werden, haben sie vielfach bereits oft klischeehafte Vorstellungen von ihr entwickelt. Diese speisen sich zum Beispiel aus Filmen, Romanen und Computerspielen. Damit Schülerinnen und Schüler zu einem differenzierterem Verständnis der Epoche gelangen, sollten sie einerseits die Alterität und Differenz zur heutigen Zeit, andererseits aber auch die Kontinuitäten zwischen Mittelalter und Moderne erfahren und verstehen. [1] Darüber hinaus sollte die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit einen Bezug zu den Fragen und Problemen der Gegenwart sowie zum Leben der Schülerinnen und Schüler haben. Die didaktische DVD „Mittelalter I: Das Frühmittelalter“ kann in einem Geschichtsunterricht, der diesen Ansprüchen gerecht werden will – so viel sei vorweggenommen – gewinnbringend eingesetzt werden.


Die DVD ist für den Einsatz in den Sekundarstufen I und II konzipiert und bildet den Auftakt zu einer dreiteiligen Dokumentation zum Thema Mittelalter im Rahmen der Reihe „Geschichte interaktiv“. [2] Die Leitfragen lauten: „Wie lebten die Menschen? Welche Vorstellungen und Herrschaftsstrukturen prägten ihre Welt? Wer lenkte die politischen und religiösen Geschicke?“.


Die vorliegende DVD zum Frühmittelalter enthält einen Hauptfilm „Kulturräume und Religionen – Fränkische, byzantinische und islamische Welt“ und fünf weitere Module: „Mentalitäten und Grundstrukturen mittelalterlicher Gesellschaft“, „Karl der Große (768–814)“, „Alltag auf dem Land – Das Museumsdorf Düppel“, „Archäologie als Experiment – Das Freilichtlabor Lauresham“ und „Kinder führen Kinder – Im Aachener Dom“. Der Hauptfilm sowie die Module eins, zwei und drei sind jeweils in drei bis vier Kapitel untergliedert, die sich über ein Menü einzeln anwählen lassen. Die Filme bestehen zumeist aus einer Mischung von Fotos bzw. Filmaufnahmen (beispielsweise von historischen Stätten oder Gebäuden), Stimmungsbildern von Landschaften, Computersimulationen, historischen Gemälden und mittelalterlichen Handschriften. Kombiniert werden diese mit einer Hintergrundnarration oder auch mit Quellenauszügen und Interviewausschnitten von Historikern. Zudem wird für die Darstellung des Alltagslebens im Mittelalter auf „Living History“-Darsteller zurückgegriffen. Als fachwissenschaftlicher Berater fungierte der Mediävist Gerd Althoff.


Der Hauptfilm bietet einen Überblick über die drei Kulturräume westliche Christenheit, östliche Christenheit und Islam und beginnt mit einem Überblick über die Spätantike von der Verfolgung der frühen Christen bis zur Völkerwanderung. Letztere wird unter anderem mit dem Holzstich „Germanen auf der Wanderung“ von Otto Knille (1880) illustriert, das Bild (wie fast alle anderen auch) aber leider nicht als eigener Gegenstand historischen Lernens thematisiert obwohl es doch mehr über die Idealisierung der Germanen im 19. Jahrhundert aussagt als über die Germanen an sich. Zumindest Urheber, Werk und Datierung sollten eingeblendet werden. Beklagenswert ist auch die versehentlich falsche Datierung der Schlacht an der Milvischen Brücke, in der Konstantin der Große 312 seinen Konkurrenten Maxentius besiegte. Der Aufstieg des Fränkischen Reiches wird geschildert, knapp skizziert werden die gewaltsame Christianisierung und die Sachsenkriege Karls des Großen, die kulturelle Blüte der Zeit, die Kaiserkrönung im Jahr 800 sowie der beginnende Konflikt zwischen geistlicher und weltlicher Macht.


Die Geschichte des Byzantinischen Reiches wird gerafft in seinem spannungsreichen Verhältnis zum Fränkischen Reich bis zum ersten Kreuzzug 1096 geschildert. Beide Reiche beanspruchten, Nachfolger des römischen Imperiums zu sein. Das Zweikaiserproblem wird auf den Konflikt zwischen Karl dem Großen und der byzantinischen Herrscherin Irene reduziert. Die Erörterung religiöser Streitfragen und das Große Schisma 1054 werden ebenso thematisiert wie die Einigung der Ost- und Westchristen gegen den gemeinsamen Feind, den Islam.


Der Prophet Mohammed wird als Begründer des Islams sowie religiöser und politischer Anführer eingeführt, der die arabischen Stämme „mit den Mitteln der Diplomatie und mit Gewalt“ geeint habe. Die arabische Expansion wird anhand einer animierten Karte illustriert. Im Fokus steht anschließend die Geschichte des islamischen Europas (Al-Andalus) von der Eroberung des Reichs der Westgoten durch die Mauren bis hin zur vollständigen Rückeroberung 1492 durch die Christen und dem Ende der maurischen Herrschaft. Weitere Themen sind die kulturelle Blüte ab dem 10. Jahrhundert und die islamische Welt als „Wissensgesellschaft“.


Ausgehend von der Gegenwart wird im ersten Modul das für uns Fremde im Mittelalter besonders akzentuiert: die gesellschaftlich prägende Kraft der tiefen christlichen Religiosität der Menschen, die Ständeordnung und die Unfreiheit der abhängigen Bauernschaft. Thematisiert wird außerdem die auf persönlichen Beziehungen und Abhängigkeiten beruhende mittelalterliche Herrschaft. Das Lehnswesen wird anschaulich erklärt, wobei die animierten Illustrationen des Sachsenspiegels (13. Jahrhundert) besonders hervorzuheben sind. Das System der Grundherrschaft wird schüleraktivierend mittels einer animierten Grafik veranschaulicht. Insgesamt werden die Unterschiede der mittelalterlichen Gesellschaft zum modernen Staat verdeutlicht ohne ein allzu statisches Bild zu zeichnen, was durch einen Ausblick auf das Spätmittelalter gelingt.


Karl der Große wird im zweiten Modul als „ein Herrscher mit vielen Gesichtern“ eingeführt. Der rücksichtslose Herrscher habe durch seine Kriege gegen die Langobarden und die Bajuwaren „halb Europa erobert“, eindrücklich werden die Unterwerfung der Sachsen und die „Missionierung mit dem Schwert“ geschildert. Demgegenüber steht der Reformer, der mit seiner Bildungsoffensive sowie seinen Bemühungen, das kulturelle Erbe der Antike zu bewahren, für eine kulturelle Blüte in karolingischer Zeit sorgte, sodass er insgesamt als ambivalente Figur erscheint: „ein großer Herrscher mit viel Licht, aber auch viel Schatten“. Die zeitgenössische Sichtweise des Biographen Einhard wird dem modernen Historikerurteil Althoffs gegenübergestellt. Thematisiert werden auch die Begründung des deutschen Kaisertums durch Karl den Großen, seine Herrschaftspraxis, das Reisekönigtum und das System der Pfalzen.


Eine besondere Rolle bei der Vermittlung der Alterität der Epoche spielt die mittelalterliche Alltagskultur. Besonders gelungen und innovativ ist daher die Umsetzung der Module drei und vier, in denen auf Erkenntnisse der experimentellen Archäologie sowie auf die der „Living History“ zurückgegriffen wird. Filmszenen mit „Living History“-Darstellern im Museumsdorf Düppel (Berlin-Zehlendorf) veranschaulichen im Modul drei das entbehrungsreiche Leben der Bauern auf dem Land. Im Zentrum stehen die Handwerke sowie die Landwirtschaft, weitere Themen sind das Zusammenleben im Dorf und in der Familie, die Ungleichheit in der Gesellschaft, das Leben der Kinder und das Geschlechterverhältnis. Sehr gelungen und spannend für die Schülerinnen und Schüler ist außerdem die Einbeziehung der Erkenntnisse der anthropologischen Forschung, wenn etwa gezeigt wird, wie anhand der Untersuchung von Kinderskeletten Rückschlüsse auf die Lebensumstände und die Todesursache gezogen werden können.


Im Modul vier wird gezeigt, wie mittels experimenteller Archäologie im Freilichtlabor Lauresham bei Worms das Leben auf einem karolingischen Herrenhof erforscht wird. Auch hier werden wieder „Living History“-Akteure gezeigt, die in dem Freilichtlabor zeitweise leben und alle Aspekte des Alltagslebens ausprobieren. Besonders deutlich wird für die Schülerinnen und Schüler anhand des Beispiels Lauresham, was Armut und Reichtum sowie Unfreiheit und Freiheit im Mittelalter bedeuteten.


Das Modul fünf zeigt eine Kinderdomführung durch den Aachener Kaiserdom. Denkbar ist ein Einsatz dieses Moduls in der Sekundarstufe I in einer Unterrichtssequenz zu Karl dem Großen.


Ergänzt wird die DVD durch umfangreiches didaktisches Begleitmaterial, das auf der Homepage des Herausgebers kostenlos heruntergeladen werden kann und sich als sehr nützlich erweist. Die Arbeitsblätter enthalten sowohl Texte und Screenshots aus der DVD, als auch zusätzliche Quellen und Sekundärtexte. Es bietet Möglichkeiten zur Vorentlastung der Schülerinnen und Schüler, Beobachtungsaufträge, Arbeitsblätter zur Erarbeitung, Festigung und Vertiefung einzelner Aspekte und Methodenkarten. Wünschenswert wäre es, das Begleitmaterial in einer offenen Datei zu liefern, sodass Lehrende ggf. die Arbeitsaufträge an das Niveau ihrer Lerngruppe anpassen oder Texte sprachlich entlasten können.


Insgesamt kann die DVD den Geschichtsunterricht sehr bereichern. Die Filme sind schüleraktivierend und motivierend gestaltet und dennoch wird kein klischeehaftes Bild des Mittelalters vermittelt. Vielmehr wird Wert auf moderne fachwissenschaftliche Expertise gelegt. Dabei wird auch auf innovative Methoden wie die experimentelle Archäologie zurückgegriffen, die ein besonderes Interesse der Schülerinnen und Schüler hervorrufen sollte. Die Modulstruktur ermöglicht einen flexiblen und passgenauen Einsatz im Unterricht.


Anmerkungen:
[1] Thomas Martin Buck, Mittelalter und Moderne. Plädoyer für eine qualitative Erneuerung des Mittelalter-Unterrichts an der Schule, Schwalbach im Taunus 2008, S. 135.

[2] Die Filme zum Hochmittelalter und zum Spätmittelalter sind ebenfalls bereits erschienen: Anne Roerkohl dokumentARfilm GmbH (Hrsg.), Mittelalter II. Das Hochmittelalter, Münster 2016 (1 DVD mit didaktischem Begleitmaterial als Download, 121 Min.). Anne Roerkohl dokumentARfilm GmbH (Hrsg.), Mittelalter III. Das Spätmittelalter, Münster 2017 (1 DVD mit didaktischem Begleitmaterial als Download, 122 Min.).


https://www.hsozkult.de/digitalreview/id/redig-25239 (04.10.2024)

Rezension Mittelalter I - Frühmittelalter


Musikalisch und bildlich eingestimmt, entfaltet sich das auf der DVD Mittelalter I - Das Frühmittelalter zu findende Programm:

  • Hauptfilm: Kulturräume und Religionen – Fränkische, byzantinische und islamische Welt
  • Modul 1: Mentalitäten und Grundstrukturen mittelalterlicher Gesellschaft 
  • Modul 2: Karl der Große (768-814)
  • Modul 3: Alltag auf dem Land – Das Museumsdorf Düppel
  • Modul 4: Archäologie als Experiment – Das Freilichtlabor Lauresham
  • Modul 5: Kinder führen Kinder – Im Aachener Dom


Eingesetzt und erprobt wurden Module der DVD in einer Klasse 7 im Gymnasium.


Die einzelnen Module führen altersgerecht und anschaulich in die Thematik ein. Z.B das Leben im Mittelalter auf dem Land bzw. Dorf, wie es im Modul 1 und 3 vorgeführt wird, vermittelt den Schülern einen Einblick in das Leben der Bauern in der Ständegesellschaft, der Familie, Dorfgemeinschaft, aber auch in der Abhängigkeit zum Grundherren. Hierzu gibt es abwechslungsreiche Materialien, die durch die einzelnen Filmabschnitte begleiten bzw. das vorgestellte Thema entsprechend vertiefen und nachbereiten.


Erprobt wurde anhand des Materials 1 und 3, ob auch ohne Zuhilfenahme des Schulbuches das Thema Leben auf dem Land und die Grundherrschaft erarbeitet werden kann – grundsätzlich ist dies (abgesehen von Aufgaben, die (Schul-)Bücher als Informationserweiterung einbeziehen) möglich, v.a. durch das gut aufbereitete Bildmaterial, das weit über das in einem Schulbuch vorzufindende hinausgeht.


Der Historiker Gerd Althoff wird immer wieder als Experte für das Mittelalter eingespielt. In schülergerechter Sprache erklärt er wie auch andere zu Wort kommenden Experten, bestimmte Aspekte des Themas Leben im Mittelalter.


Die Methodenkarten sind umfassend und anschaulich.


Ab S. 68 des Materials finden sich Musterlösungen, die in der Vorbereitung des Themas einen schnellen Überblick über die wichtigen Aspekte ermöglichen. Allerdings liegen diese nur für den Hauptfilm und den Beginn von Modul 1 vor.


Etwas nachteilig wurde das Fehlen des didaktischen Materials auf einer CD-ROM erfahren, da es nur online verfügbar ist und zwar auf ein Speichermedium gesichert werden kann, aber ein schnelles Ausdrucken, z.B. in der Schule, etwas erschwert wird. Wünschenswert wäre auch, wenn das Material als Word-Dokument vorliegt, damit z.B. Materialnummerierungen etc. leichter bearbeitet werden können, wenn nicht alle Module der Reihe nach eingesetzt werden.


Fazit: Insgesamt liegt in der didaktischen Aufbereitung des Themas Frühmittelalter eine sehr gelungene Komposition aus Film, Text und Bild vor, die abwechslungsreich und informativ das Thema an die Schüler heranführt und eine Vorstellung des damaligen Lebens nachvollziehbar ermöglicht.


Britta Hekermans, Gymnasiallehrerin für Geschichte und evangelische Religion

Geschichte interaktiv: Mittelalter I - Das Frühmittelalter

von Matthias Schmid


Nachdem sich die "dokumentARfilm"-Reihe lange Zeit vor allem mit der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts befasst hat, widmen sich die jüngsten Veröffentlichungen immer mehr den Zeiträumen davor. So erscheint nun nach den jeweils zweiteiligen DVDs zum "Absolutismus" und zu "Die Welt um 1500" erstmals eine DVD zum Mittelalter. Im Mittelpunkt steht hierbei das Frühmittelalter. Wie gewohnt gibt es einen Hauptfilm, der sich mit der Dreiteilung Europas beziehungsweise des Mittelmeerraums nach dem Ende des Römischen Reichs befasst. Daran schließen sich fünf Module an, welche sowohl die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse als auch das Alltagsleben der einfachen Menschen in den Blick nehmen.


Obwohl die visuelle Überlieferung aus dem Frühmittelalter spärlich ist, ist es den Machern der Reihe auch dieses Mal wieder gelungen, das Thema in lebendige Filme zu gießen. Fast schon ist man geneigt zu sagen, besser als jemals zuvor. Denn aus dem Zwang, Bilder zu kreieren, haben sich kreative Herangehensweisen entwickelt. So werden beispielsweise Buchmalereien mittels versetzter Bildebenen nicht nur eine räumliche dreidimensionale Tiefe verliehen, sondern in einzelnen Fällen wie beim Thema Belehnung sogar comichaft animiert. Mit dem Museumsdorf Düppel in Berlin-Zehlendorf und dem Freilichtlabor Lauresham bei Lorsch bietet die DVD zudem einen aufschlussreichen Einblick in zwei Projekte der experimentellen Archäölogie. So können Schüler hier typische Geräte des Mittelalters (zum Beispiel das Dreschen mit einem Dreschflegel, das Weben mit einem Gewichtswebstuhl oder das Pfügen und Eggen ohne maschinelle Hilfe) genauso nachvollziehbar betrachten wie die - freilich nachgestellte - Atmosphäre in einer vom Ofen verqualmten Hütte. Ganz hervorragend ist zudem auch die Kinderführung durch den Aachener Dom, bei der Kinder einen der zentralen Orte des Frühmittelalters altersgerecht vorstellen. Gerade im Hauptfilm und beim Modul zu Karl dem Großen finden sich aber auch altbewährte Visualisierungsstrategien wie Karten, symbolische Naturaufnahmen oder Experteninterviews, allen voran mit Gerd Althoff, welcher die DVD als wissenschaftlicher Berater begleitet hat. Hinzu kommt Bildmaterial aus Gemälden aus späteren Zeiten, welche jedoch - wohl um die Narration nicht zu zerstören - teilweise zu unreflektiert wiedergegeben werden. So zeigt die DVD zum Beispiel sowohl ein Gemälde zur Zerstörung der Irminsul durch Karl den Großen als auch zur Kapitulation des Sachsen Widukind mit anschließender Taufe ohne weiteren Verweis auf deren Entstehungszeit. Ästhetisch aus der Reihe fällt außerdem die Rekonstruktion Konstantinopels in Computerspiel-Optik.


Obwohl das Frühmittelalter sicherlich von der Denkweise weit weg von den Schülern ist, gelingt es den Filmen auf hervorragende Weise diese fremde Welt einzufangen. Neben der Bildebene spielt dabei vor allem die klare Strukturierung eine große, sodass sich die Filme im Übrigen auch hervorragend als Unterrichtsvorbereitung eignen, zum Beispiel wenn es darum geht, bestimmte thematische Schwerpunkte festzulegen und entsprechende inhaltliche Ankerpunkte zu finden. Mitunter lassen sich die Filme zudem unter verschiedenen didaktischen Gesichtspunkten betrachten, zum Beispiel wenn Schüler im Modul zu "Karl dem Großen" den Ausbau seines Reiches oder Licht- und Schattenseiten dieses "großen" Herrschers ermitteln sollen.


Diesen guten Möglichkeiten, die Filme didaktisch gewinnbringend einzusetzen, hinkt im vorliegenden Fall das auf der Verlagsseite angebotene didaktische Begleitmaterial zur DVD hinterher. Denn dieses ist inhaltlich recht dürftig (zum Beispiel zum Hauptfilm), methodisch etwas einseitig und vor allem gelingt es dort zu wenig, die Inhalte des Filmes so aufzugreifen, dass die didaktischen Steilvorlagen der Filme genutzt werden.


FAZIT: Hervorragend visuell in Szene gesetzt begibt sich die "dokumentARfilm"-Reihe dieses Mal ins Frühmittelalter und lässt mittels gekonnter Technik selbst Buchmalereien zum Leben erwachen. Da weiterhin gerade die Module zum Museumsdorf Düppel, zum Freilichtlabor Lauresheim sowie zur Kinderführung im Aachener Dom vielfältige didaktische Ansatzpunkte liefern, ist es auch zu verschmerzen, dass das didaktische Begleitmaterial dieses Mal verzichtbar ist.


lbib.de/Mittelalter-I-Das-Fruehmittelalter-94174 (04.10.2024)

Das Mittelalter I – Das Frühmittelalter


Folge 24  aus der Reihe „Geschichte interaktiv“ der Anne Roerkohl dokumentARfilm GmbH setzt sich mit dem Frühmittelalter auseinander. Die für die Sekundarstufe I und II konzipierte DVD bietet fast 116 Minuten Filmmaterial. Wie üblich gibt es zusätzliches Material mit didaktisch-methodischen Anregungen zum Download.


Aufbau und Inhalt


Wie üblich, gibt es einen Hauptfilm und Module, die weitere Themen behandeln. Der fast 26-minütigen Hauptfilm beschäftigt sich mit den Kulturräumen und Religionen im Mittelalter, setzt beim Zerfall des Römischen Reiches an und gibt einen Überblick über die Kulturräume der damaligen Zeit und deren Entwicklung: die westliche Christenheit, die östliche Christenheit und der Islam. Zunächst geht es um die Ausbreitung des Christentums in Europa. Danach wird die Spaltung der christlichen Kirche in die römisch-katholische Kirche im Westen und die orthodoxen Kirchen im Osten näher beleuchtet. Des Weiteren geht es um den Islam und seine Ausbreitung sowie den Kampf der Christen gegen den Islam. Der Film zeigt aber auch das friedliche Zusammenleben der Christen, Juden und Muslime im heutigen Spanien und die daraus folgende kulturelle Blütezeit.


Der Hauptfilm ist thematisch noch einmal in vier Kapitel unterteilt, die wie immer auch einzeln passend zum jeweiligen Unterrichtsthema eingesetzt werden können. Dies ist  und bleibt ein großer Pluspunkt der Reihe „Geschichte interaktiv“. 


Claudia Garnier, die Geschichte der Vormoderne an der Universität Vechta lehrt und Gerd Althoff, der bis 2011 die Professur für Mittelalterliche Geschichte an der  Westfälischen Wilhelms-Universität Münster inne hatte, erläutern gut verständlich in kurzen Experteninterviews wichtige Aspekte und Zusammenhänge zu den einzelnen Themen des Hauptfilms.


Neben dem Hauptfilm hat die DVD wieder einige Module im Umfang von ca. 13 – 23 Minuten, die sich mit verschiedenen Themen des Frühmittelalters beschäftigen. Die Module sind in sich abgeschlossen und können je nach Belieben einzeln oder in Kombination eingesetzt werden. Dadurch, dass die Module i.d.R. nicht länger als 20 Minuten sind, lassen sie sich hervorragend im Rahmen einer Unterrichtsstunde von 45 Minuten einbauen. Dies gilt natürlich auch für den Hauptfilm, der meistens zwischen 25 und 30 Minuten lang ist. Die Länge bzw. eigentlich eher die Kürze  ist ein Vorteil der DVDs von „Geschichte interaktiv“. So hat man die Möglichkeit, vor dem Hauptfilm bzw. den Modulen Beobachtungsaufträge zu verteilen und kann diese anschließend auch auswerten. Andere Dokumentarfilme gehen oft 45 Minuten und sind für den Einsatz in einer Unterrichtsstunde nicht praktikabel.


Die DVD zum Frühmittelalter bietet folgende Module:

  • Modul 1: Mentalitäten und Grundstrukturen mittelalterlicher Gesellschaft
  • Modul 2: Karl der Große
  • Modul 3: Alltag auf dem Land – Das Museumsdorf Düppel
  • Modul 4: Archäologie als Experiment – Das Freilichtlabor Lauresham
  • Modul 5: Kinder führen Kinder – Im Aachener Dom


Im Modul 1 werden sehr anschaulich die Themen Ständeordnung, Lehnswesen und Grundherrschaft erklärt. Erweiternd dazu kann das Modul 3 gesehen werden. Hier wird das Leben auf dem Land anhand des Museumsdorfes Düppel dargestellt. Beide Module eignen sich hervorragend zum Einsatz im Unterricht, wenn es um die mittelalterliche Gesellschaft bzw. ganz speziell um das Leben der Bauern geht.


Zusatzmaterial


Natürlich gibt es auch zur Folge 24 wieder umfangreiche didaktische Begleitmaterialien, die auf der Website zum Download bereitstehen. Es gibt nicht nur Material und Aufgaben zum Hauptfilm und den 5 Modulen, sondern auch einen didaktisch-methodischen Kommentar mit Anregungen für den Einsatz im Unterricht sowie Musterlösungen für die Arbeitsblätter. Darüber hinaus bietet das Begleitmaterial Methodenkarten zur Analyse und Interpretation von Karten und Bildern und zur Durchführung der Methoden MindMap, Lapbook und Placemat.


Der einzige Wermutstropfen ist, dass es das Zusatzmaterial nur im pdf-Format gibt. Ich würde mir veränderbare Word-Dokumente wünschen, die man speziell nach den eigenen Bedürfnissen für den Einsatz im Unterricht anpassen kann.


Fazit


Alles in allem ist es wieder eine überaus gelungene neue Folge. Die einzelnen Themen sind sehr gut und schülerfreundlich aufbereitet. So ist ein anschaulicher Geschichtsunterricht garantiert. Ich bin schon gespannt auf die Fortsetzung.


(Rita Stachowitz ist Lehrerin für Geschichte und Gemeinschaftskunde an der 101. Oberschule Dresden „Johannes Gutenberg")

Das heutige Europa wäre ohne ihn nicht vorstellbar. Die Rede ist von Karl dem Großen, der sich an Weihnachten 800 in Rom vom Papst zum Kaiser krönen lässt. Mit diesem symbolischen Akt wird die bis dahin beispiellose Karriere eines „europäischen Monarchen“ zu ihrem glanzvollen Höhepunkt geführt. Und obwohl Karls Reich sich bereits unter seinen Nachfolgern auflöste hat sein Wirken nicht nur auf die damalige Zeit Auswirkungen, sondern ist bis heute noch aktuell. Andererseits war die Zeit, in der Karl der Große lebte und herrschte, das Frühmittelalter, als Epoche so völlig anders und die politischen, ethischen und gesellschaftlichen Prinzipien, Normen und Werte uns heutzutage fremd, dass man staunend zurückblickt auf diese scheinbar völlig fremde Zeit.


Die Figur des Kaisers Karl - aber auch die gesamte Epoche des frühen Mittelalters - sind Bestandteil der neuen dokumentARfilm Geschichte interaktiv DVD Folge 24 mit dem Titel „Mittelalter I Das Frühmittelalter“. Hier beleuchten Anne Roerkohl, Carola Halfmann u.a. die Zeit dieser prägenden Epoche. 


Der Hauptfilm befasst sich mit „Kulturräume(n) und Religionen“ und betrachtet hierbei die fränkische, die byzantinische und die islamische Welt. Beginnend mit dem Aufstieg des Christentums und dem Zerfall des Römischen Reiches über das Frankenreich und die Christianisierung bis hin zum Byzantinischen Reich und der Ausprägung des Islam in Europa am Beispiel des legendären Al-Andalus werden politische, kulturelle, gesellschaftliche und religiöse Begegnungen und Auseinandersetzungen aber auch Austausch von Wissen, Erfahrungen und Handel nachgezeichnet. Gedreht wurde abermals an historischen Orten der karolingischen Zeit, wie dem Aachener Dom, der Lieblingspfalz Karls des Großen, dem Kloster Corvey aber auch an Orten, an denen noch heute die Geschichte des Mittelalters erlebt werden kann. 


Denn neben den beiden Modulen „Mentalitäten und Grundstrukturen mittelalterlicher Gesellschaft“ und „Karl der Große“ stehen in den Modulen drei und vier das „Museumsdorf Düppel“ mit speziellem Fokus auf dem „Alltag auf dem Land“ sowie das „Freilichtlabor Lauresham“ mit dem Schwerpunkt „Archäologie als Experiment“. Im fünften Modul schließlich steht unter dem Motto „Kinder führen Kinder“ ein Besuch des Aachener Doms im Mittelpunkt. In diesem Exkurs führen 8-14jährige Jungen und Mädchen durch den Dom und erläutern seine Geschichte. 


Unterstützt werden die Module durch wissenschaftliche Ausführungen und von Mitarbeitern der verschiedenen „Exkursionsstätten“. Auch für das neue Thema war es den Verantwortlichen bei dokumentARfilm wieder wichtig, sämtliche Erläuterungen adressatengerecht, also für Schülerinnen und Schüler zu verfassen. Dies ist auch bestens gelungen. Lobenswert ist, dass es auch hier wieder eine Vielzahl an didaktischem Begleitmaterial gibt, das auf der Homepage von Geschichte interaktiv zum Download bereit gestellt wird. Bereits seit einigen Folgen haben sich Anne Roerkohl und ihr Team dazu entschieden, das Begleitmaterial nur noch online zu veröffentlichen, was unter anderem zur Folge hat, dass hier wesentlich mehr Material angeboten werden kann und mehr auf die DVDs passt. Eine – wie wir finden – sehr gute Entscheidung. Allerdings sollte auch gesagt werden, dass es sich bei dieser DVD um keine bilinguale Produktion handelt. 


Fazit: 


Auch die neue Folge 24 von Geschichte interaktiv überzeugt durch eine hervorragende Aufbereitung historischen Wissens, erläutert für Schülerinnen und Schüler sehr anschaulich die Zeit von Karl dem Großen und bietet faszinierende Einsichten in die Geschichte anhand der Exkurse. Das didaktische Begleitmaterial ist ebenfalls lobenswert. Einzig auf binnendifferenzierte / problemorientierte Materialien und eine englische „Tonspur“ wurde verzichtet. 


Die inn-joy Redaktion vergibt 10 von 10 Punkten.


Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei dokumentARfilm für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.


C. Fischer


https://inn-joy.de/movies/dvd-reviews/1471-gi-folge-24-mittelalter-i-das-fruehmittelalter (04.10.2024)

Copyright Anne Roerkohl dokumentARfilm GmbH 2024