Epochenumbruch 1800 II – Romantik

Deutsch interaktiv 2

Hervorzuheben ist die erstklassige Materialauswahl vor dem Hintergrund didaktischer Reduktion. – Perfekt auf die Thematik abgestimmte Experteninterviews und Rezitationsbeiträge. Bietet eine Fülle von Anregungen, nicht zuletzt durch die sehr durchdachte Auswahl der Texte. 


Die folgenden Rezensionen beziehen sich auf die Erstveröffentlichung der Filme auf der DVD Epochenumbruch 1800 II – Romantik.

Auf DVD I wird die Romantik in den Kontext von Französischer Revolution und napoleonischer Zeit gestellt. Es folgen Module zur Literatur der Romantik und zu den Autoren Heinrich von Kleist und E.T. A. Hoffmann sowie zu den "schreibenden Frauen" Caroline Schlegel-Schelling, Karoline Günderode und Bettina von Arnim, geb. Brentano. Die DVD II enthält kurze, von Schauspielern gestaltete, Ausschnitte aus Erzählungen und Gedichtbeispiele sowie Briefauszüge. Diese sind so kurz, dass sie in den verschiedensten Kontexten als Textbeispiele eingebracht werden können. Der DVD-Rom-Abschnitt enthält eine Vielzahl von PDF-Dokumenten, die der Lehrkraft zum einen didaktisch aufbereitete Text- und Aufgabenteile und zum anderen Biographien von Autoren, den Wissenschaftlern, die im Dokumentarteil zu Wort kommen, und den Schauspielern zur Verfügung stellen.


Die Epocheneinführung verknüpft sehr anschaulich historisches Bildmaterial mit heutigem Filmmaterial und führt bereits in das literarische Leben und die Salonkultur der Zeit ein.


Wenn man Goethe anlässlich der Kanonade von Valmy die Jahrzehnte später erfolgte Stilisierung "Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus" zu (Originalton:) "seinen Offizieren" sprechen lässt, schadet das nicht weiter, weil es sich bei Bedarf leicht zurecht rücken lässt. Den Widerspruch, dass es mit der Judenbefreiung 1806 zum Ende der jüdischen Salonkultur kam, hätte man freilich gern kurz thematisiert gesehen.


In den Modulen zur Literatur der Romantik werden Vielfalt und Widersprüche dagegen deutlich herausgearbeitet. So etwa, dass die Romantiker eifrig alte Überlieferungen sammelten, sich aber nicht scheuten, eigene Erfindungen ungekennzeichnet darunter zu mischen. Dazu gehört auch der Hinweis, dass der Erzromantiker Brentano den Klassizisten Schinkel für die Illustration seiner phantastischen Erzählungen gewann.


Deutlich wird das auch an den Autorinnen und Autoren, die als Protagonisten der Epoche vorgestellt werden: Heinrich von Kleist mit seinen präzisen psychologisch-gesellschaftlichen Studien "Die Marquise von O." und "Michael Kohlhaas" im Gegensatz zu E.T. A. Hoffmann mit den phantastischen mit verschiedenen Erzählerfiktionen spielenden Märchen "Der goldene Topf" und "Sandmann".


Gegensätzlich sind auch die Schriftstellerinnen, die porträtiert werden: Die emanzipierte Professorentochter Caroline Michaelis, deren revolutionäre Phase in Mainz angesprochen wird und die wir vornehmlich als Ehefrau von August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schelling kennen, die aber auch im Leben anderer Männer, z.B. Goethe, eine wichtige Rolle spielte. Dagegen das Stiftsfräulein Karoline Günderode, die am Konflikt zwischen ihrer Begabung und der Rolle, die die Gesellschaft ihr vorschrieb, zerbrach. Und schließlich die Jugendfreundin der Günderode, Bettina von Arnim, geb. Brentano, die ihre Familienrolle mit literarischem und sozialem Engagement zu verbinden wusste, auch wenn sie damit immer wieder aneckte. Ihr Einfluss auf Friedrich Wilhelm IV. (u.a. Berufung der Brüder Grimm nach Berlin) kommt freilich trotz der Erwähnung von "Dies Buch gehört dem König" nicht zur Sprache. Recht unterschiedlich sind auch die Leistungen der Schauspieler, die die Texte vortragen. Ein Anstoß zur Behandlung dieses Themas bieten die zwei Interpretationen von Uhlands Lied „Ein guter Kamerad“.


Sehr anregend sind die Beiträge der literarischen Experten Nicola Kaminski und Ingo Breuer auch da, wo man ihnen nicht zu folgen vermag. So versucht Kaminski ihre mutige These, die in Erzählungen aufgenommenen Gedichte seien strikt aus dem dortigen Kontext zu interpretieren, ausdrücklich an Eichendorffs "Sehnsucht" nachzuweisen. Denn ohne den Erzählungskontext werde man nicht darauf kommen, dass das lyrische Ich ein weibliches sei. Auch wenn man nicht kurz zuvor gehört hätte, dass die Frauenrolle der damaligen Zeit das freie Reisen verbot und nur Verwandtenreisen gestattete: Der sehnsüchtige Gedanke "Ach, wer da mitreisen könnte in der prächtigen Sommernacht", der konnte damals gewiss auch von Frauen gedacht werden.


Über die Epoche hinaus weist der Längsschnitt zum Thema Natur mit Gedichtvorträgen von Goethe bis Loerke.


Gesamtbewertung: 


Die DVDs bieten eine Fülle von Anregungen - nicht zuletzt durch die sehr durchdachte Auswahl der Texte - und viel anschauliches Bildmaterial. So wird der Lehrkraft eine gute Planungshilfe mit vielen anregenden Elementen für die Gestaltung des Unterrichts geboten.


Walter Böhme

http://www.zum.de/buch/index.php?controller=front&action=view&id=394 (20.09.2024)

[...] Die zweite Folge der Reihe „Deutsch interaktiv“ befasst sich schwerpunktmäßig mit dem so genannten „Epochenumbruch 18. Jahrhundert“. Inhaltlich liegt der Fokus auf der Romantik, nachdem in der ersten Folge Aufklärung, Sturm und Drang und Weimarer Klassik im Betrachtungsfeld lagen.


Die erste DVD enthält Filmdokumentationen. Neben dem Hauptfilm „Lebenswelt Romantik“, der sich mit den Auswirkungen der Französischen Revolution, der Mainzer Republik, dem gesellschaftlichen Leben und der Salonkultur, sowie den Autoren und ihrem Publikum, dem Thema Geschlechterrollen und Napoleon: Aufstieg und Ende beschäftigt, gibt es zunächst vier Module.


Modul eins beinhaltet die Literatur der Romantik. Ihre Vielfalt, ihre Schwerpunkte, die romantischen Vorbilder und Einflüsse in Malerei, Musik und Literatur werden besprochen. Das Modul schließt mit „Sehnsucht“ von Joseph von Eichendorff.


Das zweite Modul setzt sich mit Heinrich von Kleist, seinem Leben und Wirken, sowie den berühmten Werken „Marquise von O...“ und „Michael Kohlhaas“ auseinander, während das dritte Modul E.T.A. Hoffmann, seinem Wirken und den Werken „Der goldene Topf“ und „Der Sandmann“ gewidmet ist.


Die nicht unerhebliche Rolle der schreibenden Frauen der Romantik ist Thema des vierten Moduls. Beispiele für weibliche Literaten der Romantik sind Caroline Schlegel-Schelling, Karoline von Günderrode sowie Bettina von Arnim.


Die zweite DVD bietet Filmmaterialien und Impulse zur Literatur der Romantik zu den einzelnen Modulen. [...]


Darüber hinaus beinhaltet die DVD einen ROM-Teil, der Arbeitsmaterialien enthält, mit denen die Inhalte der einzelnen Module erarbeitet und vertieft werden können. In ihrer Qualität und Aktualität gehört die DVD zum Besten, was es derzeit gibt.


Die inn-joy Redaktion vergibt 10 von 10 Punkten.

L. Zimmermann


Modulares Medienkonzept fördert die Lust an Literatur


Mit den beiden Doppel-DVDs „Epochenumbruch 1800 (II): Romantik“ und „Literatur des 19. Jahrhunderts. Junges Deutschland, Vormärz, Biedermeier“ sind zwei weitere Titel in der Reihe „deutsch interaktiv“ der Münsteraner Produktionsfirma dokumentARfilm erschienen.


Nach bewährtem Muster bieten die Programme auf der ersten DVD einen ca. 25-minütigen Einführungsfilm („Lebenswelt Romantik“ bzw. „Leben zwischen Biedermeier und Revolution“) und mehrere kürzere, jeweils etwa 15 Minuten dauernde Filmmodule an. Diese behandeln in einer Kombination aus biografischem und epochengeschichtlichem Zugriff bedeutende Schriftsteller und Schriftstellerinnen der Epochen wie KLEIST, E.T.A. HOFFMANN, HEINE, BÜCHNER oder DROSTE-HÜLSHOFF. Auf der „Romantik“- DVD findet sich ferner ein Modul über „Schreibende Frauen“, während die DVD „deutsch interaktiv 3“ mit einem Modul über den literarischen Markt unter den Vorzeichen von Zensur und Öffentlichkeit schließt.


Besonders die Modulfilme, die ebenso wie der Hauptfilm einer Themeneinheit in sich abgeschlossen sind und unabhängig voneinander eingesetzt werden können, sind allesamt so dimensioniert, dass sie im gängigen Unterrichtsrhythmus von 45 bzw. 90 Minuten gezeigt und ausführlich thematisiert werden können. In einem ROM-Teil, der ausschließlich über den PC aufgerufen werden kann, enthält die DVD 1 jeweils umfangreiche Arbeitsmaterialien mit praxistauglichen Arbeitsaufträgen und didaktisch-methodischen Hinweisen, die von versierten Fachdidaktikern erstellt wurden.


Ergänzend beinhalten die Programme jeweils eine zweite DVD, die Rezitationen literarischer und biografischer Texte sowie Ausschnitte aus Inszenierungen wie etwa BÜCHNERs „Dantons Tod“ oder „Woyzeck“ enthält. In jedem Fall sind diese Materialien von hohem praktischem Nutzen und unterstützen einen zeitgemäßen Deutschunterricht auf medialer Ebene.


Beide neuen Folgen der DVD-Reihe „deutsch-interaktiv“ stellen mit ihrem breiten inhaltlichen Angebot, den Zusatzmaterialien und der didaktisch-methodischen Aufbereitung eine ausgezeichnete Ergänzung für den Deutschunterricht dar. Die modulare Struktur der Programme, die ein Markenzeichen der Reihe sind, gewährleistet einen vielgestaltigen und sehr variablen Einsatz im Unterricht.


Klaus Fieberg, Leverkusen

Objektiv betrachtet erscheint es nur schwer möglich, eine äußerst vielgestaltige und facettenreiche, mitunter auch widersprüchliche und zudem von fulminanten zeitgeschichtlichen Geschehnissen sowie zahlreichen ambivalenten Persönlichkeitsstrukturen flankierte Epoche der deutschen Kultur- und Literaturgeschichte in etwa drei Stunden filmdidaktisch aufleben zu lassen und dabei dem Credo der wissenschaftlichen Exaktheit bei gleichzeitiger Lehrplan-, Schüler- und Lehrerorientierung gerecht zu werden. Der Anne Roerkohl dokumentARfilm GmbH ist dies jedoch mit der im Oktober 2010 erschienenen zweiten Folge der Reihe „Deutsch interaktiv“ – „Epochenumbruch 1800 II – Romantik“ in hervorragender Weise geglückt. Das lehrplankongruent geplante und hinsichtlich der Material- und Schwerpunktauswahl hervorragend recherchierte Modulpaket stellt – wie schon seine Vorgänger-DVDs – eine Gewinn bringende Bereicherung des Literaturunterrichts, sowohl in der Mittel- als auch in der Oberstufe, dar.


Getreu dem bewährten medienpädagogischen Konzept eröffnet ein knapp 30-minütiger Hauptfilm das Themenfeld und führt ein in eine der historisch agilsten und ambivalentesten, in jedem Fall aber kulturgeschichtlich produktivsten und von bemerkenswerter Nachhaltigkeit geprägten Phasen der deutschen Geschichte. Von der Perzeption der Französischen Revolution über die kurze Phase der Mainzer Republik und die napoleonische Ära bis hin zur Berliner Salonkultur um 1800 und der beginnenden restaurativen Ära zeichnet der Film ein Zeitkolorit, das an Eindrücklichkeit und Lebendigkeit  kaum  zu  übertreffen sein dürfte. So kommen neben den „großen“ Namen der Zeit auch heute weitgehend an der Peripherie des kulturellen Bewusstseins angesiedelte Vertreter der Epoche wie August Lafontaine, Christian August Vulpius oder August Gottlieb Meißner zur Sprache. Und weiterhin wird das janusköpfige, von den Gegensätzen zwischen den Religionen sowie zwischen Arm und Reich und Krieg und Frieden geprägte Gesicht des Zeitraums dargestellt, ohne dass jedoch der „rote Faden“ – das Spannungsverhältnis zwischen Persönlichkeit und Gegenwart – aus den Augen verloren wird.


Hinsichtlich der thematischen Zusammenstellung der sich anschließenden, jeweils circa 15 bis 18 Minuten dauernden Filmmodule ist den Produzenten eine das romantische Literaturgeschehen auf eindrucksvolle Weise vergegenwärtigende Komposition gelungen, die auch Bezüge zu Malerei und Musik impliziert (v.a. Modul 1). Stellvertretend für die zahlreichen, heute mehr oder minder populären Schriftsteller, begegnen dem Rezipienten in Modul 2 der leider viel zu früh aus dem Leben geschiedene „Projektemacher“ Heinrich von Kleist mit seinen Novellen „Die Marquise von O…“ und „Michael Kohlhaas“ sowie E.T.A. Hoffmann – der „Gespensterhoffmann“ – mit seinen Werken „Der goldene Topf“ und „Der Sandmann“ (Modul 3). In Modul 4 wird schließlich ein ebenso bedeutsamer wie symptomatischer Aspekt dieser Zeit – der Kreis der schreibenden Frauen der Romantik – dargestellt. Bezug genommen wird hierbei auf die im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen nicht minder charismatischen Persönlichkeiten Caroline Schlegel-Schelling, Karoline von Günderrode und Bettina von Arnim.


Eine die DVD 1 auf wertvolle Weise ergänzende Zweit-DVD mit schauspielerisch professionellen Rezitationsmitschnitten mit einer Gesamtlänge von etwa 90 Minuten sowie ein separater DVD-ROM-Teil mit didaktisch aufbereiteten Zusatzmaterialien runden dieses Medienpaket zur Romantik in vollkommender Art und Weise ab und tragen zum sprichwörtlichen „Erleben“ dieser Epoche in nicht unerheblichem Maße bei.


Hervorzuheben sind auch bei dieser Folge die erstklassige Materialauswahl vor dem Hintergrund didaktischer Reduktion, die perfekt auf die Thematik abgestimmten Experteninterviews und Rezitationsbeiträge sowie ein äußerst gelungenes, das Lebensgefühl der Romantik in jedweder Hinsicht hervorragend widerspiegelndes multimediales Layout.


Marco Schröder 

(Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte, Dresden)

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