Friedrich Schiller (1759-1805)

Deutsch interaktiv 10

Ein großer Wurf! – Besonders reizvoll sind die Abschnitte, die sich mit den Inszenierungen und Figuren beschäftigen. – Kreative, produktionsorientierte Aufgabenstellungen sind reichlich vorhanden.


Die folgende Rezension bezieht sich auf die Erstveröffentlichung der Filme auf der DVD Friedrich Schiller (1759-1805).

Da ist dem Team um Katja Brandt ein großer Wurf gelungen!


Das im Downloadbereich auf der Webseite zur Verfügung gestellte didaktische Zusatzangebot zur neuen Schiller-DVD ist mit insgesamt 130 Seiten Aufgaben und Material sehr umfangreich und macht die Auswahl nicht leicht. Zu jedem der sechs Module wurden auf 10 bis 30 Seiten Aufgaben erstellt und vielfältiges Quellenmaterial zusammengetragen. Die Dokumente sind sowohl in PDF-Format als auch in veränderbaren Word-Dateien abgelegt, so dass bei Bedarf Anpassungen an die individuelle Unterrichtsplanung leicht erfolgen können.


Das Material ist gezielt für den Oberstufenunterricht ausgewählt oder erstellt worden und wird in jüngeren Jahrgangsstufen nur bei guter Einbettung erfolgreich eingesetzt werden können. In der Sammlung finden sich auch Texte, die für Klausuren gut geeignet sind. Kreative, produktionsorientierte Aufgabenstellungen sind reichlich vorhanden.


Wer das Material an der interaktiven Tafel einsetzt, wird sich freuen: Die eingebetteten Standbilder werden durch den integrierten Link lebendig und ermöglichen so ein schnelles Ansteuern relevanter Szenenausschnitte. Nutzer der Kafka-DVD aus dieser Reihe kennen den Vorteil dieser Verknüpfung bereits.


Was bietet die DVD? 

Das audio-visuelle Angebot ist in sechs Module gegliedert.


Das Einführungsmodul ( ca. 28 Min. ) bringt uns Schiller in seiner Zeit näher. Die Literaturwissenschaftler Mirjam Springer und Peter Alt beginnen mit kurzen Beschreibungen die Charakterisierung des Rebellen Schiller, die ihn unseren Jugendlichen sofort sympathisch erscheinen lässt. Schillers wechselhafte Entwicklung vom Internatsschüler hin zum Schriftsteller wird in dieser halben Stunde mit eindrucksvollen Bildern und Szenen umrissen. Das Interesse ist damit geweckt, mehr zu erfahren von den Stücken und Schriften, die dieser unangepasste Geist verfasst hat.


Es folgen fünf Module, die jeweils einzelnen Dramen gewidmet sind. Der Aufbau der Module folgt jeweils den Themenbereichen Inhalt, Inszenierung und Figuren sowie Werkgeschichte und historischer Hintergrund. Jedes Modul umfasst zwischen 16 und 22 Minuten und verbindet Mitschnitte von Bühneninszenierungen mit kurzen Kommentaren aus Sicht des Wissenschaftlers, des Regisseurs oder eines Schauspielers. "Die Räuber", "Kabale und Liebe", "Maria Stuart", "Don Karlos" und "Die Jungfrau von Orléans" gehören in allen Bundesländern zu den Schiller-Texten, die in den Rahmenplänen der Jahrgänge 10 (die beiden frühen Dramen) bis 13 (die komplexeren Geschichtsdramen) zu finden sind.


Besonders reizvoll sind diejenigen Modulabschnitte, die sich mit den Inszenierungen und Figuren beschäftigen. Hier kommen die Regisseurinnen und Regisseure verschiedener Theater zu Wort und erläutern ihre persönliche Annäherung an die Inszenierung des gewählten Dramas. Da im Schulalltag nicht immer die Möglichkeit besteht, mit dem Kurs eine aktuelle Theateraufführung zu besuchen, bieten die Inszenierungsmodule über die geschickt gewählten Szenenmitschnitte die Möglichkeit, nicht nur einen visuellen Eindruck einer Aufführung zu gewinnen. Es werden auf diese Weise unterschiedliche dramaturgische Konzepte vorgestellt und die Auszüge bieten so auch die Chance, verschiedene Inszenierungsansätze miteinander zu vergleichen.


Die kurzen Beiträge der Literaturwissenschaftler Springer und Alt präsentieren wieder notwendige dramentheoretische und zeitgeschichtliche Hintergründe, so dass die Erarbeitung im Unterricht nicht nur auf schriftlichen Texten basieren muss. Dies geschieht in sehr verständlicher Sprache.


Die Äußerungen der Schauspieler über ihre Annäherung an die Figuren bieten auch dem Theaterkurs willkommene Anregungen. Zusätzlich kann man die Szenenaufnahmen unter filmtechnischen Aspekten untersuchen.


Der Hauptfilm ist so angelegt, dass ein nahtloser Übergang zu einem der Dramenmodule  angeschlossen werden kann. Der Hauptfilm kann natürlich auch als Einleitung zu Schiller genutzt werden, wenn im Zentralabitur andere als die hier vorgestellten Werke prüfungsrelevant sind.


Die Rezensentin hat den Hauptfilm und das Modul "Die Jungfrau von Orléans" in einer 10. Gymnasialklasse eingesetzt. Die Auseinandersetzung mit den vier Bühnenfassungen war eine exzellente Vorbereitung für den Besuch der Aufführung im Hamburger Schauspielhaus. Die Schüler konnten in ihrer anschließend verfassten Theaterkritik zeigen, dass sie ein gutes Verständnis für die Bühnenprobleme entwickelt hatten, die Schillers Text für Dramaturgen und Regisseure darstellt. Nicht alle fanden die Hamburger Inszenierung gelungen, da sie gesehen hatten, welche Wege Regisseure anderer Theater gewählt hatten. Dazu haben die kurzen Mitschnitte auf der DVD einen bleibenden Eindruck hinterlassen.


(Silke Gatermann ist Lehrerin für Deutsch, Geschichte, PGW, Englisch, History und PSE am Gymnasium Ohmoor in Hamburg)

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