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Sturm und Drang, Weimarer Klassik | Goethe

Faust: Die Hauptfiguren – Schauspieler und ihre Interpretation der Rollen

Drei Hauptrollen oder gar „Traumrollen“ – drei Menschen, die in sie hineinschlüpfen und auf die Bühne treten. Die Schauspieler/-innen des „Alten Schauspielhauses Stuttgart“ berichten lebhaft über ihre persönlichen Erfahrungen als Faust, Mephisto und Gretchen. Eingeblendete Spielszenen einer Aufführung und Kommentare des Regisseurs und einer Goethe-Expertin illustrieren und ergänzen dies. Der Fokus liegt auf der Interpretation der jeweiligen Figur, ihrem psychologischen Profil: Faust als „Prototyp des modernen Menschen“, der in der Midlife-Crisis steht, nie zufrieden und stets gierig nach geistiger oder sexueller Befriedigung ist. Gretchen, die auch heute noch ein Identifikationsangebot für junge, verlassene und existentiell traumatisierte Frauen darstellt. Mephisto als eine Facette des Innenlebens von Faust, sein „Alter Ego“, seine dunkle Seite. Gerade die Zuspitzungen der Aussagen machen den Reiz dieser Interviews aus und provozieren eine Art zweiten Bühnenboden für die anschließende Diskussion im Klassenraum.

Sturm und Drang, Weimarer Klassik | Goethe

Faust: Eine Inszenierung entsteht

Von der Suche nach der richtigen Besetzung bis zur fertigen Aufführung: Sechs Wochen begleitet der Film eine Inszenierung des „Faust“, blickt hinter die Kulissen und vermittelt anschaulich, dass „Theater“ Kunst, aber auch Handwerk ist. Mit der Kamera geht es in die Maskenbildnerei, Tontechnik, Dekoration und Garderobe, wo Kostüme, Bärte und Perücken entstehen. Außerdem gibt es Neuigkeiten über die kraftzehrende Arbeit der Schauspielerinnen und Schauspieler: Wer hätte gedacht, dass die 30 Rollen des „Faust“ von nur acht Personen gespielt werden? Und dass ihr Kostümwechsel hinter der Bühne 20 Sekunden dauern darf? Eingeblendete Szenenproben zeigen sowohl lustige Pannen wie premierenreife Auftritte. In Interviews erzählen zwei Schauspieler, wie sie versuchen, ihre Rolle perfekt auszufüllen, aber auch wissen: „Ich bin nicht Goethe.“ Wie sehr Theater Gemeinschaft bedeutet, zeigen die letzten Filmminuten mit der Aufstellung zum Teamfoto: acht Schauspielende und über 40 Angestellte – Arm in Arm. Dann heißt es: Bühne frei für die Premiere.

Sturm und Drang, Weimarer Klassik | Goethe

Johann Wolfgang Goethe in seiner Zeit

Auf den Spuren Goethes unternimmt der Film eine Expedition zu wichtigen Lebensorten des Dichters. Ob Frankfurt, Weimar oder Rom: Der Film erzählt in informativer Weise von Goethes außergewöhnlicher Laufbahn als Dichter, Staatsmann, Wissenschaftler und – Liebhaber des „schönen Geschlechts“. Die kundigen Erläuterungen einer Goethe-Expertin verdeutlichen hierbei, wie sehr Goethes Leben, seine Freund- und Liebschaften mit den lyrischen, dramatischen und erzählerischen Erfolgswerken verknüpft sind. Dabei zeigt der Film auch den ganz privaten Goethe, der als Jugendlicher gegen seinen Vater rebelliert, als Minister einen „Burn-out“ erleidet, heimlich nach Italien flieht und anschließend ganz Weimar schockiert, weil er mit seiner Geliebten in „wilder Ehe“ lebt. Das alles, so zeigt der Film, geschieht in den bewegten und gefährlichen Zeiten von Revolution und Krieg. Welche Spuren das hinterlassen hat, wird deutlich, wenn der Film Goethe selbst zu Wort kommen lässt, in Zitaten aus seinen Briefen und Tagebüchern.

Sturm und Drang, Weimarer Klassik | Goethe

Johann Wolfgang Goethe: Faust

Anhand exemplarischer Szenen einer Stuttgarter Aufführung zeichnet der Film im ersten Kapitel den Inhalt des „Faust I“ nach und erläutert die Figurenkonstellation und die tragisch sich verflechtenden zwei Handlungsstränge. Wie es hinter den Kulissen zugeht, wie Schauspielende in kreativer Spontaneität die Bühne in eine „Tobe-Wiese“ verwandeln und wie Regisseure den Spielraum der Interpretation auf je verschiedene Weise nutzen, thematisiert das zweite Kapitel des Films. Ob mit moderner Technik und Gruseleffekten ausgestattet oder in schrille Kostüme der Travestie gekleidet: Jeder Bühnenboden, jedes Detail hat symbolische Bedeutung, erfahren die Lernenden. Die in schülernaher Sprache formulierten Erläuterungen einer Goethe-Expertin runden diesen Gang durch Inhalt und Analyse ab, bevor im dritten Kapitel über die 30-jährige Genese des Dramas, in dem Goethe die Fabel um Dr. Faustus mit der Tragödie einer Frankfurter Kindsmörderin verwebt, berichtet wird. Erst zum 80. Geburtstag des Dichters findet die Uraufführung statt.