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20. Jahrhundert: 1914-1945 | Erster Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg in der Literatur

„Einen verrückten Moment lang rast die ganze Schlacht wie ein Zirkus um mich. Dann reckt sich drüben der Kopf auf, eine Hand, eine Bewegung, und meine Handgranate fliegt hinüber. Aus uns sind gefährliche Tiere geworden.“ Erich Maria Remarque beschreibt in seinem 1929 erschienen Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ das Grauen des Ersten Weltkrieges aus der Perspektive eines jungen Soldaten. Wie viele Schriftsteller verarbeitet er seine Erfahrungen von der Front in literarischer Form. Auch Georg Trakl, August Stramm, Edlef Köppen, Robert Graves und John McCrae finden für ihre grauenhaften Erlebnisse eine besondere Sprache. In Gedichten, Romanen und autobiografischen Werken schrieben sie über die Brutalität des Krieges und das sinnlose Sterben.

20. Jahrhundert: 1914-1945 | Erster Weltkrieg

Der Krieg an Westfront und Ostfront

Der Erste Weltkrieg hat zwei Gesichter: Im Westen erstarrt er schon nach wenigen Wochen zu einem zermürbenden Stellungskrieg. Über eine Länge von 750 Kilometern verschanzen sich die Soldaten in Schützengräben und Stacheldrahtverhauen. Jede Offensive wird zum Massensterben – nicht nur in Verdun und an der Somme. Bis 1916 fallen an der Westfront über 5 Millionen Männer oder sind schwer verletzt. Der Krieg im Osten ist ein anderer. Es ist ein Bewegungskrieg mit Vorstößen in einem offenen Gelände. Das technisch hochgerüstete deutsche Heer behält unter den Generälen Hindenburg und Ludendorff die Oberhand. Der russische Zar setzt derweil auf immer neuen Nachschub an Soldaten aus seinem riesigen Reich. Die Folgen für die Bevölkerung in den multiethnischen Grenzgebieten sind verheerend.

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Der Weg in den Krieg – Imperialismus und Bündnissysteme

Reichskanzler Otto von Bismarck hatte nach der Reichsgründung 1871 versucht, durch ein geschicktes System die europäische Staatenwelt auszutarieren und Bündnisse der Großmächte gegen das Deutsche Reich zu verhindern. 1890 muss er schließlich gehen. Kaiser Wilhelm II. hält die Bismarck’sche Bündnispolitik für überholt und steuert jetzt einen neuen außenpolitischen Kurs an: Weltmachtpolitik. Er will beim imperialen Wettlauf um Kolonien, Macht und Einfluss mitmischen. „Weltmacht oder Untergang“, lautet die Devise. Die Rüstungsschmieden laufen auf Hochtouren, nicht nur im Deutschen Reich. Alle Großmächte rüsten aggressiv auf. Ein Krieg wird immer wahrscheinlicher.

20. Jahrhundert: 1914-1945 | Erster Weltkrieg

Die Frage nach der Kriegsschuld

Wer hat Schuld am Ersten Weltkrieg? War die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ wirklich unausweichlich? Mit seinem Buch „Die Schlafwandler“ hat Christopher Clark die Debatte um die Schuld am Kriegsausbruch im August 1914 neu entfacht. Er selbst lehnt es ab, einen Schuldigen zu benennen und sieht den Ausbruch des Krieges eher als Folge einer Reihe von Entscheidungen verschiedener Akteure. Bekannt geworden ist sein Bild der fünf LKWs, die von verschiedenen Richtungen gleichzeitig auf eine Kreuzung zurasen. Jeder Fahrer versucht auf sich aufmerksam zu machen und die anderen zum Langsamfahren und Vorfahrtgeben zu bewegen. Doch am Ende ist der Zusammenstoß unausweichlich. In unserem Filmformat „Geschichte in Standpunkten“ äußern die renommierten Historiker Gerd Krumeich, Jörn Leonhard, Jörg Baberowski und Herfried Münkler ihre Ansicht zur Frage nach der Kriegsschuld.

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Entgrenzung von Gewalt – Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung

Die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung erreicht im Ersten Weltkrieg eine neue Dimension. Vor allem in den multiethnischen Grenzregionen kommt es zu Deportationen, Pogromen und Genozid. Einer der brutalsten Schauplätze des Krieges ist Serbien. Allein in den ersten beiden Kriegswochen ermorden österreichische Soldaten an die 4000 Zivilisten – von der offiziellen Kriegsberichterstattung weitestgehend verschwiegen. Im Schatten des Weltkrieges kommt es auch zum Völkermord an den Armeniern. Soldaten des Osmanischen Reiches töten Hunderttausende durch Massaker und Deportationszüge in die Wüste. Die deutsche Regierung greift nicht ein. Sie will die Türkei als Kriegsverbündeten an ihrer Seite halten.

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From European War to World War

June 28th 1914: Franz Ferdinand, heir to the Austrian throne, and his wife are killed by a Serbian nationalist in Sarajevo. The assassination makes headlines throughout Europe and triggers a fatal alliance dynamic. Not only will the major European powers soon be at war, but with the entry of allied nations and colonial troops, fighting escalates into a world war. Modern military technology - artillery, gas, air and submarine warfare - claims victims on an unprecedented scale. "This is not war, this is the end of the world", as a soldier of the British Indian troops writes home.

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Künstler im Krieg – Otto Dix

„Der Krieg war eine scheußliche Sache, aber trotzdem etwas Gewaltiges. Das durfte ich auf keinen Fall versäumen.“ Begeistert zieht der Maler Otto Dix 1914 in den Krieg. Wie viele andere Künstler, wünscht auch er sich einen Aufbruch aus der engstirnigen Lebenswelt des Kaiserreichs und einen Einblick in die tiefsten Abgründe des Menschseins. Doch die Ernüchterung folgt schnell. Er erlebt das Grauen der Materialschlachten und verarbeitet fortan den Schrecken des Krieges in seinen Bildern. Sie zeigen tote Soldaten im Stacheldraht, wahnsinnig Gewordene, Schlachtfelder als Mondlandschaften. Später wird er darüber sagen: „Ich war bestrebt, den Krieg sachlich darzustellen, ohne Mitleid erregen zu wollen, ohne alles Propagandistische.“

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The Artist in War – Otto Dix

"The war was a terrible thing, but nevertheless enormous. I couldn’t miss it for the world." Painter Otto Dix eagerly goes to war in 1914. Like many other artists, he too wished to break out of the narrow-minded world of the Empire and gain insight into the darkest abyss of humanity. But disillusionment was quick to follow. He experiences the horror of the material battles to henceforth process the horrors of war in his paintings. They show dead soldiers in barbed wire, those who have gone mad, battlefields as moonscapes. Later, he will say: "I was anxious to depict the war objectively, without arousing pity, without all the propaganda."

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The Escalation of Violence – War Crimes against Civilians

Violence against the civilian population reaches new heights during the First World War. With deportation, pogroms and genocide, particularly in the multi-ethnic border regions. Serbia, one of the most brutal war arenas, where Austrian troops slaughter around 4,000 civilians – widely concealed from official war reports. In the shadow of world war, the Armenian genocide also occurs. Soldiers of the Ottoman Empire kill hundreds of thousands through massacres and trains of deportation into the desert. The German government does not intervene, seeking to keep Turkey as a war ally.

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The First World War in Literature

"For one crazy moment, the entire battle rages around me like a circus. Then a hand rises above my head in one motion and releases a hand grenade. We have become dangerous animals." In his anti-war novel "Im Westen nichts Neues" (All Quiet on the Western Front), published in 1929, Erich Maria Remarque describes the horrors of the First World War from the perspective of a young soldier. Like many writers, he deals with his experiences on the front in literary form. Georg Trakl, August Stramm, Edlef Köppen, Robert Graves and John McCrae also find a special language for their horrendous experiences. In poems, novels and autobiographical works they wrote of the brutality of war and senseless dying.

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The Path to War – Imperialism and Systems of Alliances

After the founding of the Reich in 1871, Reich Chancellor Otto von Bismarck employs a clever system in his attempts to balance the European nations and prevent the great powers from forming alliances against the German Reich. In 1890, he must ultimately go. Considering Bismarck’s policy of alliances obsolete, Kaiser Wilhelm II steers a new foreign policy course: World power politics. He wants to get in on the imperial race for colonies, power and influence. "World power or destruction ", is the motto. The armaments factories are in full swing, not only in the German Reich. All the major powers are arming aggressively. War is becoming ever more likely.

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Vom europäischen Krieg zum Weltkrieg

Am 28. Juni 1914 werden der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau in Sarajevo von einem serbischen Nationalisten ermordet. Das Attentat macht in ganz Europa Schlagzeilen und setzt eine fatale Bündnisdynamik in Gang. Bald befinden sich nicht nur die europäischen Großmächte im Krieg. Durch den Eintritt verbündeter Nationen und Kolonialtruppen weitet sich das Kampfgeschehen zu einem Weltkrieg aus. Die moderne Kriegstechnologie – Artillerie, Gas, Luft- und U-Bootkrieg – fordert Opfer in bis dahin nicht gekanntem Ausmaß. „Das ist kein Krieg, das ist der Untergang der Welt“, schreibt ein Soldat der britisch-indischen Truppen nach Hause.